Die Folgen des Scheich-Picknicks

Der Kreis wurde erst am Tag des Besuchs aus Arabien von der Stadt über den Vorgang informiert.

Die Folgen des Scheich-Picknicks
Foto: Ulrich Knaak

Nettetal/Kreis Viersen. Das Picknick von Scheich Muhammad bin Raschid al-Maktum an den Krickenbecker Seen am 21. Juli dürfte Verwaltungen und Politik noch eine ganze Weile beschäftigen. In der Aufarbeitung der Mittagspause des Herrschers von Dubai im Nettetaler Naturschutzgebiet spielt dabei auch der Austausch der Stadt mit der übergeordneten Behörde — dem Kreis Viersen — eine Rolle. Dort ist die Untere Landschaftsbehörde ansässig, die sich auch um die Belange der Naturschutzgebiete kümmert.

Ein Sprecher des Kreises Viersen bestätigte gestern auf Anfrage der WZ, dass man erst am Morgen des 21. Juli — also wenige Stunden vor der hoheitlichen Mittagspause — von der Stadt Nettetal über den Vorgang informiert worden ist. „In der Kürze der Zeit war deshalb keine Prüfung des Vorgangs möglich“, so der Sprecher. Die Untere Landschaftsschutzbehörde habe das Mittagessen des etwa 25-köpfigen Trosses daher „weder genehmigt noch geduldet“.

Im Austausch habe die Stadt in Person des Beigeordneten Armin Schönfelder dem Kreis Viersen „suggeriert, dass es der Wunsch der Staatskanzlei NRW ist, die Mittagspause zu ermöglichen“. Mit Blick auf eine solche Interessenslage und der besonderen Stellung des Gastes — immerhin sei der Scheich der Vize-Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) — könne der Kreis Viersen die Duldung des Picknicks im Naturschutzgebiet durch die Stadt zwar nachvollziehen. „Aber noch einmal: Mit Blick auf den zu kurzen Zeitabstand hat der Kreis Viersen gar nichts dulden oder genehmigen können“, so der Sprecher.

Im Nettetaler Rathaus kämpft man derweil mit den Folgen des hoheitlichen Besuchs. Vor allem das Detail, dass zehn Flüchtlinge aus einer Notunterkunft in der Stadt kurzfristig in die Aufbauarbeiten eingebunden wurden, löst unter anderem in den sozialen Medien heftige Kritik aus. Nach Angaben des Beigeordneten Schönfelder haben die Flüchtlinge „freiwillig und unentgeltlich“ die vom Scheich beauftragte Event-Agentur „unterstützt“ (die WZ berichtete).

Eine weitere Nachwirkung der Mittagspause ist, dass ein Steg in der Nähe des Ufers, an dem das Picknick mit drei Pagodenzelten und mehreren Grillstellen mit offenem Feuer stattgefunden hat, in Mitleidenschaft gezogen wurde. Durch den Transport schwerer Gegenstände über den Steg wurden die Pfosten in den sumpfigen Boden gedrückt. „Das muss repariert werden“, bestätigt eine Sprecherin der Stadt. Auf einem Schild warnt die Behörde derzeit vor dem Betreten des Stegs. Wann die Reparaturen durchgeführt und was sie kosten werden, stehe noch nicht fest. Der Scheich werde die Rechnung aber begleichen.

Einen Teil der entstandenen Kosten — unter anderem für das Mähen einer Wiese — habe die Botschaft der VAE schon übernommen. „Da gab es bereits eine Abschlagszahlung per Überweisung“, so die Pressesprecherin. Insgesamt würden sich die Kosten für den Einsatz der städtischen Mitarbeiter und die Vorbereitungen im „vierstelligen Euro-Bereich bewegen“.

Politisch wird der Privatbesuch des Herrschers in der nächsten Ratssitzung im September aufgearbeitet. Wie schon berichtet, hat die Fraktion „Wir in Nettetal“ (WIN) 37 Fragen an Bürgermeister Christian Wagner (CDU) gestellt. Nach Angaben der Stadt sollen bis zur Ratssitzung Antworten darauf gefunden sein.

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