Deutsch-holländische Grenzebehindert den Arbeitsmarkt

Die Sozialdemokraten beider Länder wollen Barrieren abbauen.

Kreis Viersen. Die Stimmung im Reisebus war auf der Rückfahrt von Mönchengladbach nach Venlo bestens. 56 Frauen und Männer waren an Bord, 48 von ihnen hatten die Zusage, dass der Internethändler Zalando sie einstellen wird. Je näher allerdings die Grenze kam, desto mehr wuchsen die Zweifel. Wie solle man den Wust an bürokratischen Regeln bewältigen? Die Angst davor, den deutschen Arbeitsmarkt nicht betreten zu können, ist groß.

Ingo Zielonkowsky, Arbeitsagentur Kreis Viersen

In umgekehrter Richtung ist das nicht anders. Zwar vermitteln die Arbeitsagentur (BA) Krefeld/Kreis Viersen und das niederländische Gegenstück UW Werkbedrijf (UWW) nach eigenen Angaben mit „großem Erfolg“ Arbeitskräfte im jeweils anderen Land. Aber auch sie kapitulieren immer wieder von Hemmnissen und Barrieren, die der jeweils andere Nationalstaat errichtet hat. Daher begrüßen Ingo Zielonkowsky (BA) und Don Thijssen (UWW) nachdrücklich die gemeinsame Initiative von Sozialdemokraten beider Länder, etwas zur Glättung beizutragen. Der SPD-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner sowie der bisherige Deputierte der Provinz Limburg, Bert Kersten (PvdA) diskutierten im Forum des Kreishauses mit Fachleuten beider Länder, warum die Arbeitsvermittlung immer noch nicht reibungslos klappt. „Wir müssen gemeinsame Standards entwickeln, die den beruflichen Weg über die Grenze erleichtern“, meint Schiefner. Der Kempener Politiker will seine Position als stellvertretender Vorsitzender der Deutsch-Niederländischen Parlamentariergruppe nutzen, um das Thema in die politische Beratung einzuspeisen — und zwar auf Bundes- und auf Landesebene. Und natürlich erwartet er, dass auch die niederländischen Kollegen entsprechend aktiv werden. Bert Kersten bekannte, dass „wir alle schon oft und sehr viel darüber geredet haben“. Er sei aber zuversichtlich, dass jetzt endlich auch konkretes Handeln folgen werde.

Schiefner und Kersten wollen auch ausloten, ob die engere Zusammenarbeit zwischen Limburg und dem Niederrhein auf dem Arbeitsmarkt auf EU-Ebene als Pilotprojekt eingestielt werden kann.

Den Arbeitsverwaltungen käme das sehr entgegen. Sie streben danach, offene Stellen in der Grenzregion schnell und passgenau zu besetzen. Sie wollen endlich ihre Kunden aktiv bei der Suche nach einem Arbeitsplatz und der Aufnahme von Arbeit im Nachbarland unterstützen können. „Mit einer Förderung kann ich jemanden leichter nach München als nach Venlo vermitteln. Das ist sehr unbefriedigend“, sagte Zielonkowsky. Wichtig ist BA und UWW auch, dass der Service für Arbeitgeber ebenso frei von ärgerlichen Hemmnissen gestaltet werden kann. „Wir wollen auch sie über die Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Vermittlung von Arbeitsplätzen informieren und sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber aktiv begleiten.“

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