Das erste Weihnachten mit Hund

Nach einer Schrecksekunde wusste Gabi Schneider-Freunds Familie: Hundebesitzer feiern Weihnachten ganz anders.

Boisheim. Weihnachten 2010 hat sich unauslöschlich in das Gedächtnis von Gabi Schneider-Freund gebrannt. Wenn die Boisheimerin daran denkt, muss sie immer noch lachen. „Amy, unsere Australien-Shepherd-Border-Collie-Hündin, war damals ein Jahr alt“, erinnert sie sich. Am 24. Dezember hatten die beiden Söhne Tobias und Tim die Krippe im Wohnzimmer unter dem Tannenbaum aufgebaut. „Die Krippe ist etwas ganz Besonderes. Mein Vater hat sie vor mehr als 50 Jahren gebaut und die Figuren sind sogar noch älter“, erzählt Thomas Schneider. Entsprechend vorsichtig bauten die damals 14- und 16-jährigen Jungen die Krippe mit ihren Figuren auf.

Da für den Stall noch etwas Moos fehlten, machten sich Tobias und Tim im Garten auf die Suche. Als sie wieder reinkamen, stellten sie fest, dass alle Figuren in der Krippe lagen. „Ich habe mich gefragt, ob wir sie so schlecht hingestellt hatten, dass sie umgekippt waren. Aber dann sah ich, dass es gar nicht unsere Schuld war, dass sie alle umgefallen waren“, erzählt Tim.

Thomas Schneider

Der wahre Übeltäter war rasch ermittelt: „Ich war oben im Badezimmer, als Tim durch den Flur schrie, Amy habe Balthasar den Kopf abgebissen. Ich habe nur gedacht, welches unserer Meerschweinchen heißt denn Balthasar?“, sagt Schneider-Freund. Sie fürchtete, dass eines der freilaufenden Meerschweinchen ein Opfer der Hündin geworden war. Doch als sie ins Wohnzimmer rannte, erkannte sie erleichtert, um welchen Balthasar es sich handelte.

Einer der Heiligen Drei Könige lag kopflos in der Krippe — die Meerschweinchen waren dagegen noch komplett.

Gemeinsam suchten die drei nach dem Kopf. Sie fanden ihn unter einem Sessel. Gabi Schneider-Freund zögerte nicht lange und leistete mit Heißkleber Erste Hilfe; mit Wachs und Filzstiften war der Schaden rasch behoben. Ihr Mann war zu dieser Zeit noch im Krankenhaus, hatte gerade eine Hüftoperation hinter sich gebracht. Am Morgen vom 24. Dezember wurde er entlassen. „Meine Frau holte mich ab und meinte sofort, sie müsse mir etwas beichten, bevor wir nach Hause fahren würden“, sagt Schneider.

Er behielt trotz Balthasars Kopfverlust die Nerven, denn: „Wenn man Hundebesitzer ist, muss man einfach gelassen bleiben und großzügig sein. Das habe ich im Laufe der Zeit gelernt.“

Die Hundeleidenschaft brachte seine Frau mit ins Haus. Er selbst war erst skeptisch und hat sich an den vierbeinigen Familienzuwachs gewöhnen müssen. „Heute kann ich mir unseren Haushalt nicht mehr ohne Hunde vorstellen. Sie bringen einem Liebe und Freude entgegen — und das hebt so manchen Schabernack auf“, sagt Schneider lächelnd.

Dass am Weihnachtsbaum in den unteren Gefilden keine Kugeln hängen, daran haben sich alle gewöhnt. Reine Vorsicht, gepaart mit Erfahrung. Denn was im Grün zu tief hängt, kann leicht ein Opfer der Hunderuten werden: Wenn der Hund vor Freude in Baumnähe wedelt, kann das zu Verlusten beim Baumschmuck führen.

Und dass die Knochen, die die inzwischen siebenjährige Amy und ihre zwei Jahre alte Tochter Josie als Weihnachtsgeschenke erhalten, mit schöner Regelmäßigkeit in den Blumentöpfen im Wintergarten verscharrt werden, auch das kennt die ganze Familie bestens.

Amy hat auch schon den Weihnachtsteller mit den Erdnüssen, der in der Mitte des Adventskranzes stand, abgeräumt. Anscheinend hat sie die gleiche Vorliebe für diese Art von Nüssen wie ihre Besitzer selbst. Aber wenn dann alle zusammen an Weihnachten gemütlich auf der Wohnzimmercouch sitzen, sind die vielen kleinen Streiche nur eins: nette Anekdötchen aus dem Leben mit Hunden.

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