Flüchtlinge Häuser für Flüchtlinge in Willich - „Das Konzept funktioniert“

Willich · Die Neubauten in Willich sind bezogen. Das „Dorf“ an der Moltkestraße wird 2021 aufgegeben.

Vier Doppelhäuser für Flüchtlinge mit 24 Wohnungen sind am Niersweg in Neersen gebaut worden. Sie sind komplett bezogen. Auch in anderen Stadtteilen hat die Stadt Willich solche Neubauprojekte umgesetzt.

Vier Doppelhäuser für Flüchtlinge mit 24 Wohnungen sind am Niersweg in Neersen gebaut worden. Sie sind komplett bezogen. Auch in anderen Stadtteilen hat die Stadt Willich solche Neubauprojekte umgesetzt.

Foto: Prümen, Norbert (nop)

2015 war das Jahr, als die Zahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland kamen, in die Höhe schnellte. Viele Städte hatten erhebliche Mühe, den unter anderem aus Syrien geflohenen Menschen Wohnraum zur Verfügung stellen zu können. In der Stadt Willich wurde ab Herbst 2015 mit einem Bündel von Maßnahmen reagiert. Sind diese mittlerweile alle umgesetzt worden? Gibt es überhaupt noch Bedarf für die geschaffenen Plätze? Die WZ hat nachgehakt.

Neersen, Niersweg: Schmucke neue Doppelhaushälften stehen am Rande eines Grünzuges, davor jede Menge Fahrräder. „Hier leben vor allem Familien mit Kindern“, berichtet der Erste Beigeordnete Willy Kerbusch, mit dem sich die WZ vor Ort getroffen hat. Insgesamt seien am Niersweg 24 Wohnungen fertiggestellt worden, 23 davon seien bezogen, eine wird für den Hausmeister sowie als Betreuungsraum genutzt.

Es ist ruhig auf der Straße, kein Menschen ist zu sehen. „Viele Erwachsene aus den anerkannten Flüchtlingsfamilien gehen tagsüber arbeiten“, berichtet Kerbusch. Die Proteste von Anwohnern, die es gegen den Bau der Häuser gegeben hat, seien vollkommen zum Erliegen gekommen.

Bei der Fertigstellung stehen nur noch einige kosmetische Arbeiten an: Die Fahrradständer an den Eingängen der Häuser fehlen noch, gleiches gilt für den Sichtschutz, hinter dem die Mülltonnen versteckt werden.

Auch der soziale Wohnungsbau
ist angekurbelt worden

Auch in Schiefbahn sind Neubauten für Flüchtlinge entstanden – unter anderem an der Fontanestraße. Alles zusammengenommen sind es 14 Einfamilienhäuser, die gebaut worden sind. Derzeit werden sie auch alle gebraucht. Sollte dies einmal nicht mehr der Fall sein, sei eine Umwidmung in Sozialwohnungen möglich, berichtet Kerbusch. Das führe dann zu einer gemischten Nutzung.

Er ergänzt, dass die Stadt Willich parallel zum Bau von Flüchtlingshäusern auch den sozialen Wohnungsbau in der Stadt angekurbelt habe: Mehr als 50 Wohnungen seien insgesamt gefördert worden. So unter anderem an der Kirche in Anrath und im Schiefbahner Dreieck. Ein Haus mit elf Wohnungen am Rubensweg, das ursprünglich für Flüchtlinge geplant war, wurde auf Wunsch der Stadt von der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (GWG) des Kreises Viersen zu einem „normalen“ Sozialwohnungshaus gemacht. „Alle elf Wohnungen sind vermietet“, berichtet Willy Kerbusch.

„Unser Konzept hat gut funktioniert“, zeigt sich der Erste Beigeordnete, der auch Geschäftsführer der Grundstücksgesellschaft der Stadt Willich (GSG) ist, überzeugt. Selbst wenn die Zahl der Flüchtlinge wieder steige, werde man alle vernünftig unterbringen können – vor allem die Familien. Männliche Einzelpersonen werden weiter in der Unterkunft am Bahnhof in Anrath untergebracht. Weitere Wohnungen gebe es unter anderem auch an Koch- und Lerchenfeldstraße. Als „Sicherheitsreserve“ dient die ehemalige Kirche St. Maria Rosenkranz im Norden Willichs. Dort gibt es 48 Plätze.

Das Katharinen-Hospital bleibt
bis Juni 2019 zentrale Unterkunft

Bis Ende Juni 2019 soll das ehemalige Katharinen-Hospital als Zentrale Unterbringungseinrichtung der Bezirksregierung für Flüchtlinge dienen. „Es gibt keine Verlängerungsoption über dieses Datum hinaus“, bekräftigt Kerbusch. Die GSG wird das alte Krankenhaus Anfang Januar vom jetzigen Eigentümer, den Neusser St. Augustinus-Kliniken, übernehmen und dann noch ein halbes Jahr an die Bezirksregierung vermieten. Anschließend soll der Gebäudekomplex abgerissen werden. „Die Ausschreibung dazu wird gerade vorbereitet“, kündigt Kerbusch an.

Wenig später steht die WZ mit ihm am Rande des „Flüchtlingsdorfes“ an der Moltkestraße. „Das sieht doch aus wie eine holländische Feriensiedlung“, sagt er lächelnd. Beschwerden der Nachbarn habe es seit der Eröffnung vor zwei Jahren kaum gegeben.

Im Schnitt wohnen 100 Menschen auf dem 14 000 Quadratmeter großen Areal, zu dem auch Gärten und ein Sportplatz gehören. Platz gibt es hier für bis zu 280 Personen. Teils werden auch Obdachlose in den freien Wohncontainern untergebracht.

Aber die Tage des „Dorfes“ sind gezählt: Bis 31. Juli 2021 werde es bestehen, „danach erfolgt der Rückbau“, kündigt Willy Kerbusch an. Anschließend könne das Gelände überplant werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort