Chemie-Unfall in Schwalmtal: Sieben verletzte Mitarbeiter

Versehen eines Mitarbeiters löste Großeinsatz aus — sieben Menschen verletzt.

Schwalmtal. Durch einen Unfall in der Werkstatt eines metallverarbeitenden Betriebs an der Galgheide in Waldniel sind am Donnerstag sieben Menschen verletzt worden. Fünf von ihnen konnten wenige Stunden später das Krankenhaus wieder verlassen. In der Werkstatt hatte ein Mitarbeiter versehentlich 250 Liter 15-prozentige Natronlauge auf etwa anderthalb Tonnen Aluminiumspäne geschüttet, die in einem Sammelcontainer lagen.

Natronlauge und Aluminiumspäne reagierten miteinander, dadurch entwickelten sich Hitze und Rauch. Die Dämpfe, die bei dieser chemischen Reaktion entstehen, sind giftig und ätzend. Wie gefährlich sie sind, hängt von Menge und Konzentration ab.

Unter dem Stichwort „brennendes Gefahrgut“ wurde die Feuerwehr Schwalmtal um 10.04 Uhr alarmiert. Die rückte zunächst mit 22 Mann aus, rief dann aber Verstärkung hinzu, um die Lage jederzeit beherrschen zu können — egal, wie sie sich entwickeln würde. Sichtbar war zunächst nur eine starke Qualmentwicklung. Nach der Niederkrüchtener Gesamtwehr kamen auch die Gefahrgut-Experten der Viersener Wehr hinzu, aus Kempen folgte ein Einsatzleitwagen. Insgesamt waren rund 120 Wehrleute mit 35 Fahrzeugen im Einsatz.

Die Mitarbeiter des Betriebs hatte das Gebäude nach dem Unfall bereits verlassen. 15 von ihnen wurden durch den Rettungsdienst betreut. Bei sieben Mitarbeitern fiel dann die Entscheidung, sie vorsichtshalber mit Verdacht auf ein Inhalationstrauma in Krankenhäuser zu bringen, fünf von ihnen durften am Nachmittag wieder nach Hause. Die acht anderen Mitarbeiter konnten direkt vom Unfallort aus nach Hause gehen.

Zunächst waren fünf Rettungswagen aus dem Kreisgebiet im Einsatz, um sich um mögliche Verletzte zu kümmern. Um 11.30 Uhr wurde MANV-Alarm ausgelöst, Fahrzeuge der Hilfsdienste übernahmen die Bereitschaft. Bei einem MANV-Alarm geht man von einem „Massenanfall von Verletzten“ aus. Schon bei fünf Betroffenen kann dieser Alarm in seiner ersten Stufe ausgelöst werden, ebenso bei über 1000 Betroffenen in der höchsten. Bei dieser Alarmierung rücken die Hilfsdienste der Umgebung an, so dass die Rettungswagen wieder an ihre Standorte zurückkehren können, um das „Alltagsgeschäft“ zu bearbeiten.

Zur Vorsicht wurden die Betriebe, die in Windrichtung, also in Richtung Nordtangente, lagen, aufgefordert, ihre Lüftungsanlagen abzustellen.

Aldi und Kik schlossen vorsichtshalber ihre Geschäfte, zunächst wurde der Parkplatz dort auch als Bereitstellungsraum für Feuerwehrfahrzeuge genutzt. Später verlegte die Einsatzleitung diesen Raum auf den Parkplatz der Firma Dursty. Bis dorthin wurde auch der Vogelsrather Weg von der Nordtangente aus gesperrt. Auch die Galgheide wurde gesperrt.

Erste Luftmessungen ergaben gegen Mittag, dass für die Bevölkerung keine Gefahr bestand. Die Hitzeentwicklung ging zu diesem Zeitpunkt schon deutlich zurück. Den in Vollschutzanzügen eingesetzten Kräften gelang es nicht nur, Proben zur Beurteilung der Lage zu nehmen, sondern auch, das betroffene Material in kleinere Container umzufüllen, in denen es abtransportiert werden konnte.

Um 16.30 Uhr war alles vorbei. Die Einsatzkräfte übergaben den Unfallort wieder an die Firmeneigentümer. Schwalmtals Wehrführer Dirk Neikes sprach den Einsatzkräften abschließend ein Lob aus — die Zusammenarbeit vor Ort habe reibungslos funktioniert.

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