Bully sorgt für Furore auf dem Trainingsplatz

Ein Mops gilt für gewöhnlich nicht als besonders sportlich. Doch der sechs Jahre alte Bully versetzt alle Hundefreunde in Erstaunen.

Niederrhein. Anke Blum ist die Tierexpertin der WZ. Allwöchentlich stellt sie das Tier der Woche vor und sorgt so dafür, dass Tiere aus den Tierheimen Krefeld, Mönchengladbach und Nettetal wieder ein neues Zuhause finden. Sie selbst hat zwei Katzen und zwei Hunde — und sorgt mit einem Mops auf dem Hundeplatz für Furore.

Denn der sechsjährige Bully wird häufig unterschätzt. Möpse gelten ja als gemütlich und wenig sportlich. Das dachte Anke Blum zunächst auch. Doch wer Bully beim Agility-Training über den Platz des Hundesportclub (HSC) Kempen sausen sieht, wird eines Besseren belehrt.

Dabei war Bully mit 10,5 Kilogramm ganz schön „mopsig“, als Anke Blum ihn von einer Familie übernahm, die sich nicht mehr um das Tier kümmern konnte. In seinem neuen Zuhause blieb ihm keine Wahl. Wollte er nicht mit den beiden Katzen auf der Couch bleiben, musste er zusammen mit Alpenhütehund-Mix Niquita raus und sich bewegen. „Mit Niquita war ich bereits aktiv im Agility und im Dummytraining, als wir Bully 2012 übernommen haben. Ein Sofa-Leben gab es für den Mops bei uns nicht“, sagt Anke Blum. Er musste einfach mit. „Dass er sich aber so arbeits- und lernbereit zeigte, war eine Überraschung. Immer mehr haben wir ihn ins Training eingebunden“, sagt Blum.

Mittlerweile hat Bully zwei Kilo abgenommen. Besonders angetan hat ihm das Mantrailing. Dies geschieht unter Anleitung von Trainerin Melanie Mitzinger. Ein kurzes Schnüffeln am „Geruchsträger“, zum Beispiel an einem Kleidungsstück, und schon geht die Suche nach der vermissten Person los. Die Nase des Mops’ auf dem Boden und durch die Luft — die Konzentration ist ihm anzusehen. Er tastet sich vor, anfangs schneller, dann etwas zögernd und am Ende wieder ganz schnell, bis er sein Ziel hinter einem Baum versteckt findet. Wenn Niquita mit der Suche an der Reihe ist, ist der Mops schon ganz ungeduldig. „Ich dachte erst, der Mops kann das gar nicht“, erzählt Blum. Aber Hundetrainerin Melanie Mitzinger aus Kerken riet: „Probier es einfach mal aus.“

Durch das Training mit der Nase können die Hunde ihre ureigenen Fähigkeiten anwenden und trainieren. Für die Tiere ist es sehr fordernd und anstrengend. Aber es macht Spaß — sowohl Hund, als auch Herrchen und Frauchen. „Das ist eine gute Beziehungsarbeit, denn Hund und Besitzer müssen im Teamwork arbeiten. Dabei lerne ich, meinen Hund zu lesen. Und das ist auch sehr hilfreich für den Alltag“, schildert die Trainerin. „Der Mops ist das beste Beispiel dafür, dass ein Hund es liebt, Aufgaben zu lösen und mit dem Menschen im Team zu arbeiten. Und der Mensch lernt, mit dem Hund zu kommunizieren, um ihm etwas beizubringen“, so Mitzinger.

Die Tiere lernen Geduld und ihre Triebe zu kontrollieren. „Früher zerrte Bully bei einem Café- oder Restaurantbesuch ungeduldig an der Leine und bellte — heute legt er sich hin und genießt seine Pause“, sagt Blum. Bully sei geistig und körperlich ausgelastet, das mache ihn gelassen. „Andere Hunde waren für Bully früher ein rotes Tuch, es wurde heftig gebellt. Heute hat er gelernt, auf mich zu achten“, sagt Blum.

Wichtig sei, sich beim Nasen-Training erst einmal professionell anleiten zu lassen, sagt Anke Blum. Denn oft würden Halter ihren Vierbeinern gegenüber zu Beginn nicht genügend Geduld aufbringen und die falschen Signale setzen. Das führt dann schnell zu dem Trugschluss: „Mein Hund kann das gar nicht.“ Denn Melanie Mitzinger weiß: „Suchen können alle Hunde.“

Und Bully steht seinen vierbeinigen Kameraden beim Training in nichts nach. Seine Fähigkeiten sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Möpse durch die besonderen Züchtungen oft körperliche Einschränkungen haben. „Die zurückgezüchtete Nase und das zu lange Gaumensegel ist für die Tiere ein Handicap. Übergewicht verschlimmert die Situation“, sagt Anke Blum. Und fügt hinzu: „Ich persönlich würde nicht einen Mops anschaffen, der nach FCI-Rassestandard wie im VDH, Verband für das Deutsche Hundewesen, gezüchtet wird.“ Soll es ein Mops sein, so die Hunde-Expertin, sei der Mops- und Pekinesen Rassehundverband (MPRV) empfehlenswert. Der hat es sich zum Ziel gesetzt, dem Mops eine Kopf- und Nasenform zurückzugeben, die ihm eine freie Atmung und das Ausleben seiner angeborenen Agilität gestatten.

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