„X-Factor“-Sieger aus Kempen und Grefrath „Irgendwie sind wir durchmarschiert“

Kempen/Grefrath · Der Kempener Andre Hasselmann und der Grefrather Tobias Janssen sind Sieger der Musikshow „X Factor“.

Immer lässig bleiben: Die Siegerband der Show „X Factor“ mit den prominenten Juroren. Mit dabei Tobias Janssen (erste Reihe rechts) und daneben Andre Hasselmann. 

Immer lässig bleiben: Die Siegerband der Show „X Factor“ mit den prominenten Juroren. Mit dabei Tobias Janssen (erste Reihe rechts) und daneben Andre Hasselmann. 

Foto: obs/API (c) Michael Tinnefeld

Wie typische Castingshow-Teilnehmer wirken der Kempener Andre Hasselmann und der Grefrather Tobias Janssen nicht. Gestandene Männer statt Teenies, die sich nahe dem Weltruhm wähnen. Genau das war wohl das Erfolgsgeheimnis der Musiker bei der Talentsuche „X Factor“. Mit „EES & the Yes-Ja-Band“ haben sie am Wochenende den Wettstreit des Bezahlsenders Sky gewonnen.

Eine Musikrichtung mit politischer Botschaft brachte Erfolg

Gitarrist Janssen und Schlagzeuger Hasselmann sind seit Jahren im Geschäft. Hasselmann spielte bereits vor über 100 000 Menschen. Janssen war mit Größen wie Howard Carpendale unterwegs. Mit dem Erfolg ihrer Gruppe haben sie trotzdem nicht gerechnet. „Ich dachte nach jeder Runde, dass Schluss ist. Aber irgendwie sind wir durchmarschiert“, sagt der 44-jährige Hasselmann.

Die Musikrichtung, mit der sie angetreten sind, ist nämlich – vorsichtig ausgedrückt – eher unbekannt in Deutschland. „Kwaito“ heißt der Stil. „Eine Mischung aus Reggae, Hip-Hop und House“, erklärt Janssen. Frontmann Eric Sell brachte die Klänge aus seiner Heimat Namibia mit. In Afrika ist er ein bekannter Musiker.

Bislang spielte die Band hierzulande vor allem auf kleineren Afrika- und Karibik-Festivals. „Wir waren erst skeptisch, ob wir am Casting teilnehmen sollen. Wir sind nämlich nicht die kommerziellste Band“, sagt Janssen. „Bei der Show hat Eric uns dann aber angemeldet, um eine größere Plattform für die Musik zu erreichen“, ergänzt Hasselmann.

„Kwaito“ hat eine Botschaft. Ursprünglich war es der Sound der unterdrückten, schwarzen Bevölkerung in afrikanischen Staaten – ähnlich wie der Hip-Hop in den USA. „Eine Aussage gegen das Establishment“, fasst Hasselmann zusammen. Und dennoch klingt es lebensbejahend. In der Finalsendung tanzten alle Gäste in der Halle zum Siegertitel „Try, try, try“ und sicher auch der ein oder andere vor dem Fernseher. Die Zuschauer haben schließlich abgestimmt.

Trotz des Erfolgs bleiben die Musiker bescheiden

Als Gewinn nahm die Band einen Plattenvertrag bei Sony mit nach Hause – und spannende Kontakte zu Promis der Szene. In der Jury der Sendung saß eine illustre Runde vom Schlagerbarden Thomas Anders (bekannt mit Titeln wie „Ewig mit dir“ und „Cheri, Cheri Lady“) und dem Rapper Sido (bekannt mit Titeln wie „Mein Block“ und „Schlechtes Vorbild“). Besonders von Letzterem schwärmen die beiden Gewinner vom Niederrhein. Der frühere Gangster-Rapper ist mittlerweile wohl doch ein lieber Kerl. „Wir haben ihn sehr schätzen gelernt“, sagt Hasselmann: „Er hat immer klar gesagt, was wir gut machen und was nicht.“ Das habe sehr geholfen.

Trotz ihres Erfolgs verfallen Hasselmann und Janssen nicht in Träumereien vom Leben als Star. Einen Schub gebe der Sieg sicher, sagt Janssen: „Aber die Erfahrung zeigt ja, dass nicht jeder Casting-Gewinner dauerhaft Erfolg hat.“ Beide verfolgen noch andere Projekte. Zusammen spielen sie auch in ihrer Band „Free Barbie – Kill Ken“. Hasselmann gibt Trommelstunden für Kinder – unter anderem an der Kempener Grundschule Wiesenstraße. „Die soziale Komponente dieser Aufgabe ist toll“, schwärmt Hasselmann: „Es ist einfach cool, die Entwicklung der Kinder zu sehen.“

Wenn er das sagt, wird endgültig klar: Diese Gewinner bilden sich nichts auf ihren Triumph ein. Aber gefeiert haben sie natürlich trotzdem kräftig. „Ein bisschen zu lang“, sagt Janssen und lacht.

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