Kreis Mettmann Düsseldorf sucht das Gespräch mit den Nachbarstädten

Kreis Mettmann. · Die Verwaltung der Landeshauptstadt will sich über die Umweltspuren und den Nahverkehr austauschen.

 Wer aus den Nachbarstädten nach Düsseldorf fährt, zahlt doppelt so viel wie bei der Fahrt quer durch Düsseldorf, kritisiert Landrat Hendele.

Wer aus den Nachbarstädten nach Düsseldorf fährt, zahlt doppelt so viel wie bei der Fahrt quer durch Düsseldorf, kritisiert Landrat Hendele.

Foto: Christoph Schmidt

Täglich fahren rund 313 000 Pendler nach Düsseldorf zur Arbeit, etwa 75 Prozent davon mit dem Auto. Die Landeshauptstadt erstickt im Verkehr. Im Düsseldorfer Stadtrat wurde viel diskutiert, aber wenig getan. Bis die Deutsche Umwelthilfe wegen der ständigen Überschreitung der Stickoxidwerte vor Gericht zog. Da musste es dann plötzlich ganz schnell gehen. „Es gab keine Alternative zur Umweltspur, um Fahrverbote zu verhindern“, sagte Oberbürgermeister Thomas Geisel beim IHK-Wirtschaftsforum im November in Hilden. Das Verwaltungsgericht habe der Stadt nur wenig Zeit eingeräumt, die Grenzwerte einzuhalten.

Von diesem Alleingang waren alle Nachbarn überrascht, auch Landrat Thomas Hendele und Hildens Bürgermeisterin Birgit Alkenings. Jetzt hat man sich in der Landeshauptstadt offenbar besonnen. Düsseldorfs Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke hatte zu einer Verkehrskonferenz eingeladen – ins Kreishaus nach Mettmann. Eine Geste, die zeigen soll, dass die stolze Landeshauptstadt das Gespräch und den Schulterschluss mit ihren Nachbarn sucht.

Im Mittelpunkt stand der Bau von neuen und die Erweiterung von bestehenden Parkplätzen. Insbesondere die Haltepunkte der Regiobahn in Mettmann, aber auch Plätze in Hilden, Ratingen, Erkrath, Langenfeld und Velbert könnten in Frage kommen. Landrat Thomas Hendele verwies darauf, dass auch auf Düsseldorfer Stadtgebiet Park-and-Ride-Anlagen bestehen, die für Pendler im Kreisgebiet von Interesse sind, etwa in Benrath und in Hellerhof.

Hilden wünscht sich besseren
und verlässlicheren Nahverkehr

„Hilden ist da etwas anderer Meinung als andere Städte“, erläutert Bürgermeisterin Birgit Alkenings auf Nachfrage: „Wir möchten nicht die P&R-Plätze ausbauen, weil wir sehr gute Bus- und S-Bahn-Anschlüsse haben und viele Pendler die Stationen zu Fuß oder mit dem Rad erreichen. Wir finden es besser, wenn der Öffentliche Nahverkehr besser und verlässlicher funktioniert.“ Dazu tragen ausgerechnet die umstrittenen Umweltspuren in Düsseldorf bei. Pendler berichten übereinstimmend, dass etwa die Linie 785 oder der Schnellbus 50 aus Haan ab Wersten auf der Witzelstraße (B 8) jetzt am Stau vorbeifahren und pünktlicher sind.

Stichwort VRR: Alle Nachbarstädte kritisieren einhellig, dass die Fahrt aus dem Kreis Mettmann in die Landeshauptstadt – auch aufgrund der Preisstufen – doppelt so teuer ist wie die Fahrt mit Bus und Bahn quer durch Düsseldorf. So werde es schwerlich gelingen, Pendler von auswärts zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen.

Ein Beispiel: Von Hilden nach Düsseldorf Heinrich-Heine-Allee kostet eine einfache Fahrt sechs Euro pro Person. Für zwei Personen hin und zurück also 24 Euro (Vierer-Ticket 22,50 Euro). Wenn beide mit dem Auto nach Düsseldorf fahren, zahlen sie im Parkhaus rund sechs Euro für zwei Stunden. Das zeigt: Der VRR ist schlicht zu teuer: So gelingt die Verkehrswende sicher nicht, denn die Nutzer können rechnen. Die Teilnehmer der Konferenz appellieren an den VRR, das Tarifsystem kurzfristig zu Gunsten der Pendler aus dem Kreis Mettmann zu ändern.

Die VRR-Fahrpreise werden seit 40 (!) Jahren nach Waben und Tarifgebieten berechnet. Im Jahr 2018 hat der VRR sechs Monate lang einen neuen elektronischen Tarif erprobt, berichtet stellvertretender Pressesprecher Dino Niemann: „Der Fahrpreis wird auf Basis von tatsächlich zurückgelegten Linienkilometern automatisch berechnet.“ „­NextTicket 2.0“ werde ein weiteres Mal ab April 2020 getestet. Die Marktforschung zeige, das Nutzer einen elektronischen Tarif auf dem Smartphone „positiv annehmen“. Wann er eingeführt ist, ist noch vollkommen offen.

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