Vom Feld in die Flasche

Die Schlüssel-Brauerei lässt neuerdings einen Teil ihrer Gerste auf Ratinger Feldern anbauen. Brauerei-Chef Karl-Heinz Gatzweiler schaute am Donnerstag selbst nach dem Rechten.

Breitscheid. Ein Getreidefeld und darin ein Ungetüm aus Metall: 2,50 Meter hoch und fünf Meter lang, eine riesge Dresche an der Schnauze. So steht der Erntedrescher auf einem Feld am Kahlsberger Weg in Ratingen-Breitscheid - Startklar für das Einfahren der Brauereigerste von Landwirt Hanno Paas.

Es ist nicht irgendeine Gerste. Denn wo auch immer im Kreis ein Schlüssel-Altbier ausgeschenkt wird, stammt ein Teil der Gerste, die darin steckt, von diesem Feld in Breitscheid. Am Donnerstag stattete Karl-Heinz Gatzweiler von der traditionsreichen Schlüssel-Brauerei dem Landwirt Hanno Paas einen Besuch ab. Im Gepäck, wie sollte es anders sein, ein paar Flaschen Schlüssel-Alt.

"So, jetzt könnte es ja eigentlich losgehen mit der Ernte", sagt er mit Blick auf die Dreschmaschine. "Schau mal nach oben, das wird heute nichts", wendet Paas ein. "Es ist zu feucht. Wir müssen ein wenig warten und in den kommenden Tagen ernten."

Für Gatzweiler nicht weiter schlimm. Er käme sowieso regelmäßig zu dem Feld, um sich anzuschauen, wie das Getreide wächst, sagt er. Und das seit zwei Jahren. Denn 2008 ist Gatzweiler auf die Idee gekommen, einen Teil seiner Gerste, die er für sein Bier braucht, aus Ratingen zu beziehen. Gatzweiler und Hanno Paas kennen sich schon seit 15 Jahren, vor zwei Jahren trafen sich sie dann auf ein Bier auf der Rheinkirmes.

"Und da erzählte mir Hanno, dass er eine neue Dreschmaschine hat. Da wollte ich mal mitfahren", erzählt Gatzweiler. Gesagt, getan - wenige Tage später saß er auf dem Fahrzeug. Und da kam ihm die Idee, Paas zu fragen, ob er nicht Brauereigerste anbauen wolle. Der wollte, und das Geschäft war gemacht.

Dabei war das eine nicht so einfache Entscheidung für Landwirt Paas auf seinem Feld Gerste statt Winterweizen anzubauen. "Eigentlich ist der Boden in dieser Gegend zu gut für Gerste. Hier ist es einige Grad wärmer als zum Beispiel in der Eifel und es fällt weniger Regen." Für den Landwirt ist allerdings wichtig, "dass die Menschen wissen, wo ihre Produkte wachsen." Und so hat er dann doch beschlossen, Gerste für die Schlüssel-Brauerei anzubauen.

In den kommenden Tagen werden dann zehn Hektar Sommergerste geerntet, rund 70 Tonnen. "Das ist aber nur ein Schätzwert. Den genauen Ertrag können wir jetzt noch nicht nennen. Das wird sich dann zeigen, wenn alles eingeholt ist", sagt Paas. Dazu wird das Erntefahrzeug sechs Stunden im Einsatz sein.

Danach wird alles zur weiteren Verarbeitung zur Durst-Mälerei in Castrop-Rauxel gefahren. Am Ende der Produktion werden 5.000 Hektoliter Bier in Fässern lagern und in Flaschen abgefüllt. Das sind rund zwei Millionen Gläser Altbier mit Gerste aus Ratingen.

Und genau das sei es, was das Bier so besonders macht, sagt Gatzweiler. "Bier ist nicht einfach nur Bier, es hat immer auch eine emotionale Komponente, gerade dann, wenn die Rohstoffe aus der Region kommen und ich auch sehen kann, wo und wie sie entstehen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort