Kreis Mettmann Händler verzichtet auf Böller-Verkauf und erhält viel Lob

Kreis Mettmann. · Edeka Windges verkauft kein Silvesterfeuerwerk. Die Reaktionen auf die Entscheidung fallen positiv aus.

 Die Nachfrage nach Feuerwerksartikeln ist ungebrochen hoch.

Die Nachfrage nach Feuerwerksartikeln ist ungebrochen hoch.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Die Erkrather CDU ist schon mal komplett begeistert von dem Entschluss des Familienunternehmens Edeka Windges am Hochdahler Markt, zur Schonung von Umwelt, Mensch und Tier in diesem Jahr auf den Verkauf von Böllern und Raketen zu verzichten: „Ein großer Schritt, der unseren Respekt verdient. Wir finden es toll, dass Christoph Windges keine Feuerwerkskörper verkauft. Herzlichen Dank für diesen Schritt“, jubelt ihr Fraktionsvorsitzender Wolfgang Jöbges.

Vor zwei Jahren sei ja bereits auf einen CDU-Antrag hin parteiübergreifend beschlossen worden, dass die Verwaltung im Dezember die Einwohner über die Zeitbeschränkung des Silvesterfeuerwerks und weitere Vorschriften informiert. „Wir haben gemeinsam appelliert, am Hospiz und auch an anderen Stellen den Gebrauch zu reduzieren. Freiwillig auf den Verkauf zu verzichten, ist ein mutiger Schritt. Erkraths Einwohner und auch die Tiere und deren Besitzer werden es Herrn Windges danken, denn die Tiere erleiden an diesem Tag Höllenqualen“, so Jöbges in einer Mitteilung. Auch für ältere Menschen sei die Knallerei eine Strapaze, „ganz zu schweigen von unserer Umwelt und vom CO2- und Feinstaub-Ausstoß“, unterstreicht Jöbges. Ebenfalls positiv kommentiert wird die Initiative des Erkrather Händlers in Internetforen. „Klasse Entscheidung“, „super Idee“, „finde ich gut“, heißt es dort.

Ein komplettes Verbot, wie es manche für Böller fordern, wird aber kritisch gesehen: Jeder sollte selbst entscheiden, ob er welche kaufe oder nicht, schreibt eine Kommentatorin, die selbst seit Jahren kein Feuerwerk mehr kauft. Allerdings nicht wegen der Umwelt oder wegen der Tiere, sondern weil sie ihr Geld besser ausgeben könne. Andere schreiben: „Wenn die Geschäfte es nicht mehr verkaufen, wird der Mist stattdessen im Internet bestellt.“

Der Kundschaft liegt die Nachhaltigkeit am Herzen

Auf die Frage, wie denn die Kundschaft auf das fehlende Böller-Angebot reagiert hat, hat auch Jeannine Langner vom Hochdahler Edeka-Mark Positives zu berichten. „Sehr gut, super, toll, endlich, diese blöde Knallerei und dann der ganze Dreck“, zitiert sie aus den Rückmeldungen der Kundschaft, und bilanziert: „Es hat kaum einer gemoppert, nur hier und da mal und meistens jüngere Leute.“ Der Markt habe auch eine eher gediegene Kundschaft, der Nachhaltigkeit am Herzen liege. So sei es auch kein Problem gewesen, die Plastiktüten für Obst und Gemüse abzuschaffen. „Viele haben erst etwas irritiert geguckt, dann aber mitgemacht. Wir haben zwar noch kleine Papiertüten, etwa für Weintrauben. Aber Möhren, Äpfel und Paprika werden jetzt meist lose ins Körbchen und aufs Band gelegt“, berichtet Langner.

Plastiktüten gebe es in der Obst- und Gemüseabteilung ebensowenig wie Plastikverpackungen bei den selbstgemachten Salaten. Und zur Frischetheke könnten längst Tupperdosen mitgebracht werden. Zudem setze das Unternehmen auf Lieferanten aus der Region und betreibt den nach eigenen Angaben einzigen Lieferservice im Kreis, der keinen Verpackungsmüll bei den Kunden zurücklässt. Nun folge mit dem Verzicht auf den Böllerverkauf der nächste Schritt – eine Entscheidung, die jenseits von betriebswirtschaftlichen Interessen liege. Denn Feinstaub, Müll und Lärm belasteten Menschen, Tiere und die Natur ­gleichermaßen.

„Der 1. Januar ist der Tag mit der höchsten Feinstaub-Belastung im gesamten Jahr“, zitiert Edeka Ute Dauert, Expertin für Luftqualität vom Umweltbundesamt, in seiner Mitteilung. Etwa 4500 Tonnen Feinstaub würden an Silvester in einer einzigen Nacht freigesetzt, was der Menge von fast 16 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge entspreche. Für ein bisschen Spaß am Silvesterabend habe Edeka allerdings noch bis heute, 16 Uhr, kleine Wunderkerzen und Luftschlangen im Angebot, informiert Jeannine Langner.

Im Kreis Mettmann stehen die Windges mit ihrer Entscheidung bisher noch alleine da. Bis auf Edeka Feil in Langenfeld, der noch nie Silvesterböller im Sortiment hatte, bieten alle anderen Rewe- und Edeka-Filialen weiterhin Feuerwerkskörper an. Ob sich der Trend in den nächsten Jahren auch in anderen Filialen durchsetzen wird oder nicht, kann Edeka-Pressesprecherin Simone Erkens nicht vorhersehen. „Die Thematik wird zwar in den Medien breit diskutiert, allerdings handelt es sich in ganz Deutschland um Einzelfallentscheidungen im unteren zweistelligen Bereich. Das sind noch zu wenige, um eindeutige Prognosen zu stellen.“

Rewe-Sprecher Thomas Bonrath glaubt nicht, dass sich weitere Kaufleute gegen den Verkauf von Knallereien entscheiden. Dafür sei die Nachfrage zu hoch: „Den Jahreswechsel mit Feuerwerk zu begleiten ist für viele Menschen ein unverzichtbares Ritual.“

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