Zoff bei Kanalsanierung: Stadt fällt private Bäume

Am Lärchenweg lassen Anwohner die Stadt nach einer groben Panne nicht aufs Grundstück.

Zoff bei Kanalsanierung: Stadt fällt private Bäume
Foto: simba

Am Lärchenweg droht der Zusammenbruch im Erdreich. Nach Angaben von Reinhard Fritsch vom Tiefbauamt ist der Sammler des dortigen Kanalsystems dringend sanierungsbedürftig. Er sagt: „Ich kann keine Verzögerung mehr hinnehmen, sonst können wir die Sache gleich vergessen.“ Das Problem: Die Bauarbeiten müssten auf privaten Grundstücken stattfinden und auf zwei dieser Grundstücke ist die Stadt nach einer misslungenen Fällaktion nicht mehr gerne gesehen.

Was war geschehen? Die Stadt hatte im Vorfeld der Sanierung ein Unternehmen damit beauftragt, eine Baustraße zu den Privatgrundstücken zu errichten, auf der alle Bäume gefällt werden sollten. Im jüngsten Umweltausschuss berichtete Dezernentin Christiane Singh dazu: „Das ist eine ärgerliche Sache. Das Unternehmen hat Bäume abgesägt, die nicht abgesägt werden sollten.“ Da versehentlich auf privaten Grundstücken abgeholzt wurde, reagierten die Eigentümer mit Post vom Anwalt.

Fritsch berichtet, er sei wegen Hausfriedensbruch und Holzdiebstahl angezeigt worden. Er sagt: „Ich verstehe den Aufschrei nicht wirklich. Die Bäume mussten später sowieso weg.“ Dass das jedoch besser mit Einwilligung der Eigentümer geschehen wäre, darüber sind sich wohl alle Beteiligten einig.

Doch Christiane Singh ist sich sicher, dass die Stadt auch ohne die Zustimmung der Anwohner aufs Grundstück darf. „Das Zugangsrecht wird uns von der Unteren Landschaftsbehörde erteilt“, berichtete sie dem Ausschuss. Die Argumentation: Der derzeitige Zustand stelle eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit dar, da bei einem Kanalbruch das Grundwasser verseucht werden könnte. Sobald die rechtliche Frage geklärt ist, kann es laut Fritsch mit den 431 000 Euro teuren Arbeiten sofort losgehen.

Für diverse Kanalsanierungen, die im Rahmen des Abwasserbeseitigungskonzepts anstehen, sollen jetzt 339 000 Euro überplanmäßige Haushaltsmittel bereitgestellt werden. Der Umweltausschuss ist einverstanden, der Rat hat am 16. Juni das letzte Wort. Alle Abwasser-Maßnahmen in 2015 kosten insgesamt 689 000 Euro.

Reinhard Fritsch wundert es gar nicht, dass die Politik sich jetzt einen finanziellen Nachschlag holen muss. Er sagt: „Wir haben die Gremien damals darauf hingewiesen, dass die Kosten höher sein werden.“

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