Zehnjähriges Bestehen: „Quellenzwerge“ werden groß

Als U 3-Betreuung noch nicht in aller Munde war, gab es sie in der Bleibergquelle schon.

Neviges. Als noch kein Mensch von „U 3“ gesprochen hat, hatten die Diakonissen von der Bleibergquelle schon die erste Gruppe für Kleinkinder gegründet. Am Freitag feierte die Einrichtung, „Quellenzwerge“ mit einem Sommerfest ihr zehnjähriges Bestehen. Für viele „Ehemalige“ ein Grund, mit den Eltern wieder dort vorbeizuschauen, wo sie die ersten Monate und Jahre ihres Lebens verbracht haben.

An vieles kann sich Claudia nicht mehr erinnern, aber „Schwester Martina“ wird die Elfjährige nie vergessen. „Die war immer so lieb.“ Schwester Martina Stein, die damalige Leiterin und gelernte Krankenschwester für Säuglingspflege, hatte 2001 die Idee, „ein bisschen Betreuung“ für Babys und Kleinkinder anzubieten, erinnert sich Melanie Hoh (30), die heute die „Quellenzwerge“ leitet.

Tatsächlich war die Gründung der U 3-Einrichtung aus der Not heraus geboren: Immer wieder waren im angeschlossenen Berufskolleg Schülerinnen ungewollt schwanger geworden. „Die haben oft gesagt: Ihr seid gegen Abtreibung, also helft uns anders“, erzählt Melanie Hoh. Schwester Martina habe dann kurzerhand das kleine Haus zum Kindergarten umfunktioniert. Die erste Gruppe bestand aus sieben Kindern im Alter zwischen acht Wochen und drei Jahren.

Als das städtische Jugendamt auf den Betrieb aufmerksam wurde, kam die Behördenmaschinerie in Gang: Es gab Auflagen, Vorschriften und Kontrollen, das Haus musste umgebaut und mehr Personal eingestellt werden. Vor fünf Jahren haben Hoh, eine Kollegin und zwei Diakonissen dann 16 Kinder in zwei Gruppen betreut und versorgt. Für die jungen, unerfahrenen Mütter waren die „Quellenzwerge“ die einzige Chance, ihre Ausbildung beenden zu können.

Erneute Auflagen des Jugendamtes sorgten dann aber für einen Schnitt: Statt zwei Gruppen durfte es nur noch eine geben. Melanie Hoh: „Pro Kind wurden neun Quadratmeter Platz vorgeschrieben, die hatten wir aber nicht.“ Als die Dreijährigen dann in einen „normalen“ Kindergarten gewechselt waren, sind deren Plätze weggefallen. Hoh kann dies nicht nachvollziehen — „ein Säugling braucht doch keine neun Quadratmeter.“

Die gestrichenen Plätze fehlen vorne und hinten. „Der Bedarf ist immer noch riesengroß. Die Mütter sind 18, 19 Jahre, meistens alleinerziehend und völlig ahnungslos — auch was die Versorgung ihrer Babys und Kleinkinder angeht.“ So gesehen werden nicht nur die Kleinen, sondern auch deren Mütter betreut. Fast täglich kämen Anfragen nach freien Plätzen, sagt Hoh. Und manche Kinder, die nach den Ferien zu „Quellenzwergen“ werden, sind heute noch gar nicht geboren — aber schon angemeldet. Manchmal werde aber doch ein Platz frei, „wenn die jungen Mütter von ihren Babys so begeistert sind und zu Hause bleiben wollen.“

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