Wülfrath Hospizgruppe bildet Menschen zu Sterbebegleitern aus

Wülfrath. · Die Wülfratherin Gisa Hoffmann hat sich sechs Monate lang schulen lassen, um sich künftig für Todkranke zu engagieren.

 Gisa Hoffmann (vorne) und die anderen Teilnehmer der Ausbildung erhielten jetzt in der Kulturkirche Wülfrath Ellenbeek ihre Zertifikate als ehrenamtliche Hospizmitarbeiter.

Gisa Hoffmann (vorne) und die anderen Teilnehmer der Ausbildung erhielten jetzt in der Kulturkirche Wülfrath Ellenbeek ihre Zertifikate als ehrenamtliche Hospizmitarbeiter.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Alle zwei Jahre bildet die Wülfrather Hospizgruppe Bürger zu Sterbebegleitern im Ehrenamt aus. So wie Gisa Hoffmann. Gemeinsam mit sechs anderen Menschen wurde die 75-jährige Wülfratherin in einem Gottesdienst in der Kulturkirche für ihr neues Amt gewürdigt.

Für Gisa Hoffmann ist der Umgang mit dem Tod an sich nichts Neues: Vor Jahren hat sie ihre Mutter, genauso wie ihren ersten Ehemann, in der letzten Lebensphase begleitet, und erst vor eineinhalb Jahren verstarb ihr zweiter Partner. Fünf Jahre lang war sie mit ihm glücklich, bevor der Krebs sehr kurzfristig das gemeinsame Leben beendete. „Es war ein unfassbar großer Schmerz, aber ich dachte eigentlich ich sei jetzt langsam über die Trauer hinweg“, erzählt die rüstige Wülfratherin und bemerkt: „Ich fühlte mich nun bereit für ein sinnvolle Ehrenamtsaufgabe und habe mich letztlich für die Hospizarbeit entschieden.“

 Gemeinsam mit sechs anderen Teilnehmern hat sie in den vergangenen sechs Monaten eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin absolviert und viel über Kommunikation mit Sterbenden und deren Angehörigen, über unterschiedlichen Glauben, Dokumentationen, Rechtsfragen und Demenz gelernt und sich intensiv mit der eigenen Biografie auseinandergesetzt. „Das Sterben anderer hat auch immer mit dem eigenen Ende zu tun, mit dem eigenen Leben, mit Einstellungen. Und da es sehr in die Tiefe ging sind viele Tränen geflossen, nicht nur bei mir. Ich habe jedenfalls erfahren, dass ich meine Trauer verdrängt, aber längst nicht bearbeitet hatte.“

Im Gottesdienst, würdigt Superintendent Jürgen Buchholz vom Kirchenkreis Niederberg die ehrwürdige Aufgabe, für die sich die künftigen Hospizbegleiter entschieden haben. „Wenn nichts mehr zu machen ist, ist noch viel zu tun – wenn andere sagen, man kann nichts mehr tun, dann fängt unsere Arbeit erst an“, definiert der Geistliche, der selbst in der Hospizarbeit tätig ist, die Begleitung von Menschen in deren letzter Lebensphase.

„Ich habe Angst vor meinem ersten Einsatz“, stellt Gisa Hoffmann sehr ehrlich fest. Beate Krüger, erste Vorsitzende der Wülfrather Hospizgruppe, nimmt solche Sorgen natürlich ernst, ist sich aber zugleich sicher, dass die absolvierte Ausbildung und die innere Haltung, aufmerksam, achtsam und wertschätzend gegenüber dem anderen zu sein, den Helfern den jeweils richtigen Weg ebnen werden. „Unsere Hospizbegleiter werden keinesfalls alleine gelassen.“

In den kommenden Tagen wird die Hospizgruppe Einzelgespräche mit den Neulingen führen: Wie oft sind sie einsetzbar? Wollen sie nur alte Menschen betreuen oder auch jüngere Menschen, vielleicht auch Kinder? Welche Bedenken gibt es? „Hospizarbeit macht sehr viel mit einem selbst“, weiß Beate Krüger.

Gisa Hoffmann ist trotz ihrer Bedenken dankbar für diese neue Lebensaufgabe: „Ich habe so viele wunderbare Menschen in der Ausbildung kennengelernt und selbst wenn ich merken würde, dass ich die Sterbebegleitung aus irgendeinem Grund nicht aushalte, so kann ich trotzdem sagen, dass die letzten Monate äußerst wertvoll für mich waren, ich habe so unheimlich viel über mich selbst gelernt.“

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