Wülfrath Entwicklungshelfer spricht über Leben in Peru

Wülfrath · Der Wülfrather Christian Bigalke berichtet von den Erfahrungen in Südamerika.

 Lisanne Bigalke (2.v.l.) lernte die peruanische Kultur hautnah kennen.

Lisanne Bigalke (2.v.l.) lernte die peruanische Kultur hautnah kennen.

Foto: Bigalke

. Auf Lachsbrötchen und Süßigkeiten von Haribo hat sich Maryse (12) am meisten gefreut, als sie vor wenigen Wochen zurück nach Deutschland kam. Die Schülerin hat nämlich die vergangenen sechs Jahre in Peru verbracht. „Und da gibt es bereits Gullasch, Mais und Kartoffeln zum Frühstück“, berichtet sie. Dort, inmitten der 20 000-Einwohner-Stadt Curahuasi, lebt die junge Wülfratherin gemeinsam mit ihren Eltern Verena und Christian Bigalke sowie ihrer elfjährigen Schwester Lisanne.

 Denn Familie Bigalke ist in der Entwicklungshilfe tätig. 2014 eröffneten die deutschen Auswanderer gemeinsam mit einem christlichen Hilfswerk eine Schule für Kinder verschiedener Gesellschaftsschichten der Region. „Armen Familien die gleichen Bedingungen zu bieten, wie Kindern aus reichen Familien, war unser Anliegen“, sagt Christian Bigalke, der in diesem Projekt besonders den christlichen Gedanken hervorhebt. Eigentlich sollte die Entwicklungsarbeit nur fünf Jahre dauern. „Wir haben um ein Jahr aufgestockt“, erklärt die Familie, die aktuell Halt in der deutschen Heimat Wülfrath macht und in verschiedenen Vorträgen vom Leben und Arbeiten in Peru berichten möchte.

Danach geht es wieder zurück in die zweite Heimat. „Wir werden nochmal drei Jahre dort arbeiten, möchten in der Zeit einen Förderverein gründen und die Angebote zur technischen Ausbildung vor Ort erweitern. Denn besonders in diesem Berufszweig herrscht ein großes Vakuum.“ Eine Menge hat das Paar bereits mit rund 60 weiteren ehrenamtlich tätigen Personen vor Ort erreicht. Waren es zunächst 185 Schüler, die vom Kindergarten bis zur sechsten Klasse unterrichtet wurden, hat sich die Zahl deutlich vergrößert. Bis zur elften Klasse geht der Unterricht mittlerweile, startete im vergangenen Jahr sogar in die Zweizügigkeit und soll in Zukunft 700 Schülern eine Bildungsheimat bieten.

2018 kamen im Fach Medizin auf einen Studienplatz 900 Bewerber

Das Ziel: Die Schüler sollen die bestmögliche Förderung erhalten, um in Anschluss auch an peruanischen Universitäten zu bestehen. Der Wettbewerb ist groß. „Im Studiengang Medizin kamen im Vorjahr 900 Bewerber auf sieben Studienplätze“, sagt Christian Bigalke. „Die Eltern erwarten, dass ihre Kinder nach der Schule akademische Berufe erlernen. Wir bieten neben dem klassischen Unterricht auch Förderkurse an, um alle Schüler auf ein ähnliches Niveau zu bringen.“

Finanziert wird das Projekt durch Spenden und Schulgeldeinnahmen. 40 Euro kostet das monatliche Schulgeld. Ein Betrag, der nicht von allen Familien getragen werden kann. „Daher werbe ich bei meinen Vorträgen um Spenden, aber auch um Schulpaten. 95 dieser Paten haben wir bereits, die jeweils einen Schüler finanzieren.“

Während Christian Bigalke schon in wenigen Wochen wieder nach Peru aufbricht, bleiben Maryse und Lisanne mit ihrer Mutter noch bis November in Deutschland und besuchen das Wülfrather Gymnasium. „Ich bin schon ein wenig aufgeregt, weil ich nicht weiß, ob ich in allen Fächern gut mitkomme“, verrät Maryse, die in Peru gern den Kunst- und Sportunterricht besucht. Genau darum geht es: herauszufinden, wie die Kinder, die in Peru am klassischen Unterricht teilnehmen und nebenher Unterrichtseinheiten einer deutschen Fernschule absolvieren, im deutschen Bildungssystem bestehen. „Wenn wir in drei Jahren zurückkommen, werden unsere Töchter wieder die Schule in Wülfrath besuchen. Die kommenden drei Monate sind ein guter Test für die Zeit nach Peru“, sagt Bigalke.

(taba)
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