Wülfrath: Wenn Senioren die virtuellen Kegel kippen

Das Altenheim lässt seine Bewohner an der Spielkonsole „zocken“.

Wülfrath. Den Knopf an der Fernbedienung gedrückt halten. Den Arm wie beim Kegeln durchschwingen und im richtigen Moment den Knopf loslassen. Dann rollt die Kugel auf der Großleinwand - zumindest theoretisch. Aber nach einigen Versuchen fallen die virtuellen Kegel im Altenheim Luise-von-der-Heyden auch wie geplant. Die Mitspieler applaudieren. Am Montag probierten die Bewohner zum ersten Mal die Spielekonsole Wii aus.

"Ich finde das Ganze mit dem Videospiel faszinierend."

Friedhelm Führmann, 67-jähriger Rollstuhlfahrer

"Ich hab mit 17 Jahren angefangen zu kegeln, aber im Rollstuhl klappt das natürlich nicht mehr. Ich finde das Ganze mit dem Videospiel faszinierend", sagt zum Beispiel Friedhelm Führmann (67 Jahre). In der Hand hält er eine Fernbedienung - einen sogenannten "Controller".

Indem der Spieler diesen in die richtige Richtung und mit der angemessenen Geschwindigkeit bewegt, lässt die virtuelle Spielfigur auf der Leinwand die Kugel über die Bahn rollen. Mit dem neuen System können die Bewohner auch Golf, Tennis und Baseball spielen oder Boxen.

"Ich habe von einem Studentenprojekt aus München erfahren, wo Senioren an das Videospiel herangeführt wurden und war sofort begeistert", sagt Susanne Gomille, Leiterin des Alten- und Pflegeheims im Dienstleistungszentrum. Der Vorteil gegenüber anderen Konsolen sei, dass das Spiel mit eigenen Bewegungen gesteuert wird, nicht nur mit dem Drücken von Tasten.

Das Gerät wurde durch Spenden finanziert und bereits getestet. "Unsere Mitarbeiter müssen die Spiele ja erklären können. Aber wir haben auch zuhause viel gespielt", gibt Gomille zu.

Währenddessen "zocken" Frieda Ketturrekat und Konrad Scherer weiter. Zwar lassen sie die Bowlingkugel ab und zu fallen, aber "es macht Spaß".

"Das Spielen mit der Konsole fördert die Mobilität und die Beweglichkeit der Bewohner", sagt Susanne Gomille. "Außerdem macht es in der Gruppe einfach Spaß und ist eine schöne Bereicherung." Die Senioren sind der neuen Spieletechnik sehr aufgeschlossen, sind mit viel Motivation bei der Sache. Nur vereinzelt zeigt sich Skepsis.

"Wir werden uns sicher noch andere Spiele zulegen, werden uns da aber nach den Wünschen der Bewohner richten", sagt Heimleiterin Gomille. Und diese Wünsche nehmen schon sehr deutliche Gestalt an. Friedhelm Führmann: "Ich würde auch gern mal wieder Fußball spielen."

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