Wülfrath: Spaß am Wissen und ein Quantum Glück

Mit Notendurchnitten von 1,0 und 1,1 haben David Heuberg und Meike Kaulfuß die besten Abiturprüfungen abgelegt.

Wülfrath. "Streber", lästert sie. "Selber", kontert er. Und dann müssen beide lachen. Meike Kaulfuß (18) und David Heuberg(18) sind die Stufenbesten des Abiturjahrgangs 2009. Getreu ihrem Motto "AbiVegas - 13 Jahre Glücksspiel" räumten beide den "Hauptgewinn" ab. David erzielte einen Notendurchschnitt von 1,0 und Meike von1,1. "Glück spielt doch eine Rolle", nimmt Meike Bezug auf die Kritik der Lehrer, Abitur habe nichts mit Glück zu tun. Das richtige Thema in der Klausur, die Sympathie der Lehrer, aber auch Spaß am Wissen - und fertig ist für sie das Geheimrezept für ein Einser-Abi.

David Heuberg

Tage- und nächtelanges Lernen in Einsamkeit gab es bei den beiden nicht: Trotz super Noten räumen die beiden schnell mit den üblichen Streber-Vorurteilen auf: "Wir waren auf den Abipartys, beim Stufengrillen und hatten auch in unserer Abiturvorbereitungszeit jede Menge Spaß", erinnert sich David gerne zurück. In den Weihnachtsferien wollte er eigentlich schon mit dem Lernen angefangen haben, beschränkte sich dann aber doch auf die letzten zwei Wochen vor Prüfungsbeginn. "Da habe ich aber schon sehr intensiv gearbeitet. Von mittags bis spätabends. Am Ende war ich es so leid!"

Doch eigentlich haben die jungen Wülfrather beide Freude am Lernen: "Grundsätzlich interessiert mich alles", sagt David, und Meike stimmt ihm zu. Neugier ist bei ihnen die Basis. Einmal etwas gehört - und schon bleibt es hängen.

Trotz dieses Vorteils standen auch die Stufenbesten unter Druck, und ihr Adrenalinspiegel schnellte bei Aushändigung der Klausuren genau wie bei den anderen in die Höhe. "Die Erwartungen an mich selbst waren sehr hoch. Wir hatten halt extremere Ansprüche. Sonst schafft man solch ein Abitur auch nicht", meint Meike.

So ärgerte sie sich durchaus schon einmal über eine Zwei, bei der ein anderer vielleicht Luftsprünge gemacht hätte. Immer Einser-Noten - das schafften selbst Meike und David nicht. "Ich hatte mal in Deutsch eine Vier", erinnert sich Meike. Neben der Schule pflegte sie viele Hobbys. Sie spielte Geige im Schulorchester, besuchte eine Malschule, sang in Bands, trainierte Leichtathletik und gab Nachhilfe. David engagierte sich in der Schülervertretung.

Trotz eigener problemloser Schullaufbahn urteilt David auch kritisch. Als Stufenbester sprach er in der Abiturrede von Lehrern, die Träume zerstören können. "Nur weil es mich persönlich nicht betroffen hat, darf so etwas nicht unter den Tisch fallen. In dem Moment habe ich für die ganze Stufe gesprochen", so David. Zwar gebe es auch enorm engagierte Lehrer, doch eben auch die, die nur ihren Job machten.

Besonders gefördert wurden die beiden Jugendlichen nicht. "Wir sind niemals gefragt worden, ob wir uns an schulübergreifenden Projekten beteiligen wollen oder an Wettbewerben", zeigen sich Wülfrather etwas enttäuscht. Eigeninitiative zählt - das haben sie in der Schule gelernt und können diese Erfahrung jetzt immerhin als Rüstzeug gut gebrauchen.

Meike macht zurzeit ein Praktikum im Krankenhaus und betreut schwangere Frauen. "Es ist toll", schwärmt sie. "Ich fühle die Position des Babys im Bauch und spüre, wie die Füßchen an die Bauchdecke treten." Die Abiturientin hatte während ihrer Schulzeit schon viele Berufswünsche: von Bäckereiverkäuferin und Astronautin träumte sie. Doch nun ist sie entschlossen, Ärztin zu werden und hat sich an der Uni Essen eingeschrieben. "Das Funktionieren des menschlichen Körpers - das will ich irgendwann verstehen können."

Auf David wartet erst mal der Zivildienst in der Uniklinik Münster. "Ich bin froh, dass ich noch Zeit habe, über meine Zukunft nachzudenken. Noch weiß ich nicht, was ich mal werden möchte." Beim Einser-Abi hat man halt die Qual der Wahl..

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