Wülfrath So klappt der Wechsel zum Schulkind

Wülfrath. · Was müssen Kinder in der ersten Klasse können und wie viel Förderung ist richtig? Die Betreuung des Nachwuchses hat sich in den vergangenen Jahren rapide verändert.

 Bärbel Habermann, Amtsleiterin des städtischen Jugendamts (l.), sowie Daniel Fahl von der Kita Ellenbeek und Jessica Jäger von der Kita Stadtspatzen liefern Antworten auf spannende Fragen rund um die Themen Vorschule, Förderung und Gesellschaftswandel.

Bärbel Habermann, Amtsleiterin des städtischen Jugendamts (l.), sowie Daniel Fahl von der Kita Ellenbeek und Jessica Jäger von der Kita Stadtspatzen liefern Antworten auf spannende Fragen rund um die Themen Vorschule, Förderung und Gesellschaftswandel.

Foto: Tanja Bamme

Der Wechsel vom Kindergarten in die Schule ist eine spannende Zeit, nicht nur für die Kinder selbst. Aktuell werden auch an Wülfrather Grundschulen „Kennenlern-Tage“ und offene Schnupperstunden angeboten, um Eltern und Kindern bereits im Vorfeld einen kleinen Einblick in den Schulalltag zu ermöglichen. Immer wichtiger wird die Frage nach der richtigen Förderung des eigenen Kindes. Ein Thema, das allerdings bereits vor der Einschulung einen großen Raum im Miteinander zwischen Familie und Kindergarten einnimmt.

„Die Kinder kommen heute schon früher zu uns, als noch vor einigen Jahren. Wir verbringen viel mehr Zeit bis zur Einschulung mit den Kindern und fördern sie dementsprechend auch anders“, weiß Jessica Jäger. Die Einrichtungsleiterin der Kita Stadtspatzen an der Wilhelmstraße erinnert sich noch gut an Zeiten, als der Kindergarten primär als Vormittagsangebot wahrgenommen wurde. „Heute betreuen wir unsere meisten Kinder bis zu 45 Stunden in der Woche. Und das mitunter bereits ab dem zweiten
Lebensjahr.“

Lange Betreuungszeit ist auchfür die Kinder anstrengend

Für Bärbel Habermann, Amtsleiterin des Jugendamtes Wülfrath, gleicht die Betreuung einer Arbeitswoche. „Von früh morgens bis in den späten Nachmittag betreut zu werden, kann auch für Kinder sehr anstrengend sein“, ist sich die Fachfrau sicher.

Doch wer hat Schuld an dem drastischen Wandel? So genau kann das auch Daniel Fahl von der städtischen KiTa Ellenbeek nicht sagen. „Schuld hat eigentlich niemand, es ist viel mehr der Wandel der Gesellschaft“, ist sich der kommissarische Leiter sicher. „Mittlerweile arbeiten beide Elternteile in Vollzeit, anders lässt sich das Leben manchmal nicht finanzieren.“ Und auch wenn Bärbel Habermann nicht pauschalisieren möchte, dass sich die Eltern zu selten intensiv mit ihrem Kind auseinandersetzen, ist es doch diese fehlende Zeit die sich mitunter an der Entwicklung des Kindes ablesen lässt. „Heute nehmen zudem die Medien sehr viel Raum ein. Eltern verbringen viel Zeit an ihren Handys, anstatt mit ihren Kindern. Um dieses Thema anzusprechen, haben wir vom Kinderschutz des städtischen Jugendamts die Aktion „Komm, sprich mit mir“ ins Leben gerufen.“

Das Förderverhalten in den Kindertagesstätten hat sich im Laufe der letzten Jahre spürbar gewandelt. „In unserem Vorschulprogramm geht es primär um die Schwerpunktthemen „Selbstbehauptung“ und „Teamgeist“. Die Kinder bekommen Sozialkompetenzen und emotionale Stärken vermittelt“, erklärt Jessica Jäger. „Vor einiger Zeit ging es im Vorschulprogramm noch vermehrt um die reine Wissensvermittlung.“ Doch wie viel Förderung ist überhaupt notwendig? Muss nach der KiTa noch das Instrumentenkarussell, der Nachmittagsschwimmkurs und der Kreativ- Workshop sein? „Kinder haben heute sehr oft nach einem vollen Kindergartentag weitere Förderangebote im Kalender stehen. Was man aber nicht vergessen darf, ist das Freispiel. Im freien Spielen lernen Kinder aus Situationen ganz intuitiv. Sie lernen die Sprache, schulen ihre Feinmotorik und spüren auch einmal, was Langeweile bedeutet und wie sich das Verlieren anfühlt. Alles Anforderungen, die sie in der Grundschule benötigen“, weiß Jessica Jäger weiter. Und so kommt es mitunter vor, dass Kinder mit Beginn der Schulzeit zwar eine Geige halten können, nicht aber einen Bleistift. „Jedes Elternteil will für sein Kind nur das Allerbeste. Und so individuell wie die Kinder sind, so ist auch ihre Entwicklung. Kinder lassen sich nicht miteinander vergleichen und das sollten Eltern auch nicht machen“, schlägt Jessica Jäger vor.

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