Wülfrath Reisebüros fühlen sich allein gelassen

Wülfrath · . Zahlreiche Berufsgruppen sind wirtschaftlich durch die aktuelle Pandemie stark geschädigt. Die Reisebüros im Land haben die Grenzschließungen und der Lockdown besonders hart getroffen. „Wir waren die Ersten, die diese Auswirkungen gespürt haben und werden die Letzten sein, die mit den Folgen kämpfen müssen“, ist sich Ilse Bergmann vom Tui-Reisecenter an der Wilhelmstraße sicher.

 Inhaberin Ilse Bergmann (l.) und Mitarbeiterin Jaqueline Voß vom Tui-Reisecenter haben auch Angebote für Deutschlandreisen im Repertoire.

Inhaberin Ilse Bergmann (l.) und Mitarbeiterin Jaqueline Voß vom Tui-Reisecenter haben auch Angebote für Deutschlandreisen im Repertoire.

Foto: Tanjs Bamme/Tanja Bamme

Gemeinsam mit ihrem Team nahm sie schon an zwei Demonstrationen vor dem Landtag in Düsseldorf teil, am 27. Mai geht es nach Berlin. „Dort findet die bisher größte Demo statt“, erklärt die Inhaberin, die seit 40 Jahren in der Reisebranche aktiv ist.

Das Ziel der Reisebüro-Betreiber ist die schlichte Sicherheit der Branche. „Wir haben unsere ganzen Provisionen verloren und arbeiten derzeit nahezu ehrenamtlich“, erklärt Ilse Bergmann. Denn aktuell machen 90 Prozent des Arbeitsalltages die noch immer aufkommenden Reisestornierungen aus. „Und für stornierte Reisen bekommen wir kein Geld“, so die Betreiberin. „Das soll sich in Zukunft ändern. Wir fordern die Zahlung der Provision bei Reisebuchung, ohne diese bei Stornierung zurückzahlen zu müssen. Nur so hat unsere Branche eine Zukunft.“ Zwei ihrer Mitarbeiterin befinden sich in Kurzarbeit. Gemeinsam mit einer Auszubildenden hält Ilse Bergmann den Laden am Laufen, um für die Kunden auch weiterhin als Ansprechpartner vor Ort zu sein. „Wir öffnen unser Geschäft nach vorheriger Terminabsprache. So sind wir in der Lage, unserem Hygienekonzept gerecht zu werden“, verrät Ilse Bergmann.

Ein paar Meter weiter, im URS-Reisebüro von Inhaberin Bettina Maria Exner, sieht die Situation ähnlich aus. „Ich bin selbstständig tätig und brauche gerade meine Altersvorsorge auf, um mein Büro weiter zu betreiben“, schildert die Wülfratherin ihre brenzlige Lage. Bereits im März hat sie ihr Angebot um einen Immobilienservice und den Ankauf von Altgold erweitert. „Nur so bin ich in der Lage, die Krise zu überstehen“, sagt Bettina Maria Exner.

Branche hat schon Tsunamis und Vulkanausbrüche überstanden

Dass sie sich ebenso wie ihre zahlreichen Kollegen in der Republik mit dem Problem allein gelassen fühlt, ärgert die Unternehmerin ebenfalls. „Wir haben schon einige Krisen überwunden, dazu zählten Vulkanausbrüche und auch Tsunamis. Aber Corona, das war für uns alle nicht vorhersehbar.“

An der Demonstration kann sie nicht teilnehmen, sonst stünde das Büro in Wülfrath leer. „Ich bin ein Ein-Personen-Betrieb und muss für die Kunden auch weiterhin da sein“, stellt die Reisefachfrau fest, deren Telefon aufgrund von Stornierungsanfragen nicht still steht. Nachfragen nach neuen Buchungen gibt es hingegen wenig. Bevorzugt werden Reisen innerhalb Deutschlands. „Und dafür gehen die Kunden selten in ein Reisebüro. Dabei können wir natürlich auch in Deutschland etliche Reiseangebote finden“, versichert Ilse Bergmann, die Kontakt zu einigen Reiseexperten vor Ort hat. „Besonders hoch im Kurs scheint Mecklenburg-Vorpommern zu liegen. Die Ostseeküste entwickelt sich gerade zu einem neuen Urlaubstrend“, hat die Reisebüro-Inhaberin beobachtet.

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