Wülfrath: Leben mit dem Vergessen

Der Arbeitskreis Demenznetz will neue Helfer gewinnen. In Vorbereitung sind außerdem Angebote, die Angehörige von Kranken entlasten.

Wülfrath. "Wie beschäftige ich mich mit einem dementen Menschen? Wie spreche ich mit ihm?" Das sind nur zwei Fragen, die in einem Qualifizierungskurs ab Februar beantwortet werden sollen.

Dieser ist Teil einer Offensive des Arbeitskreises Demenznetz, das neue Ehrenamtler gewinnen möchte, aber auch zwei Angebote zur Betreuung von Demenzkranken und zur Entlastung ihrer Angehörigen starten wird: ein Café im "Kaffee + Kunst" und einen so genannten "Marktschlendertag" in der Arbeiterwohlfahrt (Awo).

Ende 2009 waren offiziell 321 Wülfrather über 65 Jahren demenzkrank - bei unbekannter Dunkelziffer. Laut Landesamt für Statistik kommen jedes Jahr 85 Betroffene hinzu. "Der Bedarf für Betreuung ist vorhanden", interpretiert Stefan Wilde vom Demenznetz Kreis Mettmann diese Zahlen.

In VHS-Kursen wurden in diesem Jahr bereits 37 ehrenamtliche Helfer qualifiziert. In 30 Stunden werden Kenntnisse für den Umgang mit Demenzkranken vermittelt. Susann Seidel, die den Wülfrather Arbeitskreis leitet, liefert ein klassisches Beispiel: "Wie reagiere ich, wenn der Mann aus der Wohnung hinaus möchte und bittet, nach Hause zu dürfen, wo er doch längst daheim ist?"

Einmal im Monat, an jedem ersten Samstag, soll ab dem Frühjahr in der Awo ein "Marktschlendertag" durchgeführt werden. An der Schulstraße werden dann Betroffene betreut, während die Angehörigen in die Stadt zum Einkaufen können. "Seit Oktober führen wir einen Test durch und sammeln erste Erfahrungen", sagt Awo-Tagesstättenleiterin Uta Prem.

Als zweites Angebot wird Marion Heger im "Kaffee + Kunst" am Rathaus jeden Donnerstag das Seniorencafé "Rosengarten" im Kaminzimmer leiten. Auch dort gibt es für die Gäste eine Betreuung, damit die Angehörigen "mal allein zum Friseur gehen können", so Heger. Der Starttermin für das Café steht noch nicht fest. Für beide Angebote laufen Anträge, dass sie im Rahmen des Pflegeleistungsergänzungsgesetzes anerkannt werden. Dann könnten die betroffenen Familien die fünf Euro pro Betreuungsstunde mit der Pflegeversicherung abrechnen.

Der Qualifizierungskurs für Ehrenamtler wird vom Bildungszentrum der Bergischen Diakonie Aprath (BDA) durchgeführt. Die Kosten dafür tragen die BDA und die Awo. Christian Busch, Koordinator der Altenhilfe der Bergischen Diakonie, betont, dass man die ehrenamtlichen Helfer über den Kurs hinaus unterstützen und auch fortbilden wird. "Wir lassen sie nicht allein", versichert er.

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