Wülfrath In Wülfrath klingen die Kuhglocken

Wülfrath. · Bei den Bayerischen Landsleuten lernen Interessierte das Spiel mit den ungewöhnlichen Instrumenten.

 Rabea Gruber (l.) versucht das Glockenspiel, Elke Birkelbach-Ernst hilft bei der richtigen Technik. Und die geht ganz schön in die Arme.

Rabea Gruber (l.) versucht das Glockenspiel, Elke Birkelbach-Ernst hilft bei der richtigen Technik. Und die geht ganz schön in die Arme.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

„Beim ersten Mal spielt man nicht gleich die großen Glocken“, erklärt Elke Birkelbach-Ernst und reicht mir gleich mal ein kleines Glöckchen. „Damit geht es leichter.“ Ich finde ja, dass die großen Kuhglocken mehr hermachen, aber dann nehme ich das kleine Glöckchen doch in die Hand. Schließlich bin ich heute hier, um das Glockenspiel von Grund auf zu lernen. Und wo ginge das besser als bei Elke Birkelbach-Ernst und den Bayerischen Landsleuten?

Kuhglocken stellen sich als sehr lautstarkes Instrument heraus

Wir treffen uns im Restaurant Zur Kantine in Wuppertal-Dornap. Hier können die Bayerischen Landsleute seit 2015 im Kaminzimmer proben. Einen geeigneten Raum zu finden, sei gar nicht so einfach gewesen, sagt der Vorsitzende Johann Ernst. Ich kann mir gut vorstellen, warum: Die rund 30 Glocken entfalten im geschlossenen Raum eine ziemliche Wucht. Die Klangfarbe ist schön, aber zu hören ist das Instrument bis in den Flur. Vielleicht nicht das Richtige für meine winzige Wohnung.

Zwei Oktaven umfasst das Kuhglockenspiel. In der Regel spielen es zwei Leute gemeinsam. Für das erste Lied teilen wir uns aber zu dritt auf: Wir spielen die „Bergvagabunden“, das kenne ich noch von früher aus Winterurlauben. Elke (unter Musikern wird geduzt!) zeigt mir, welche Glöckchen ich bedienen soll: Die Töne c bis f in der höheren Oktave. Sie selbst spielt die großen Glocken, Katja Hann hilft mir bei den hohen Tönen. Am Anfang ist es ziemlich schwierig, zwischen dem Notenblatt und den Glocken auf dem Tisch hin- und herzuschauen. Auch die Handhabung der Glöckchen ist nicht so einfach, wie es bei Elke und Katja aussieht. „Immer aus dem Handgelenk schütteln“, rät Katja mir. Das sei leichter, wenn ich den Oberarm ein bisschen anspanne, erklärt Elke. Die anderen Landsleute begleiten das Lied mit Tenorhörnern, Gitarre und Mundharmonika. Sie sind wohlwollend und spielen das Stück langsamer als üblich. Der zweite Durchlauf klappt schon ganz gut – und Spaß macht das. Ich habe lange Klavier gespielt, aber meist allein und für mich. Mit anderen zusammen Musik zu machen, ist mal etwas Neues.

Elke dagegen ist mit der bayerischen Volksmusik aufgewachsen. „Mein Vater, Helmut Wolski, hat das Glockenspiel im Jahr 1959 hier begründet“, erzählt sie. Auch die Noten habe er selbst aufgeschrieben. Noch heute proben die Bayerischen Landsleute mit Wolskis handgeschriebenen Seiten. Nach seinem Tod im Jahr 1999 hat seine Tochter das Aufschreiben neuer Lieder übernommen. Elke und ihr Sohn Peter Birkelbach erklären mir, wie die Kuhglocken an ihren Klang kommen: Gestimmt werden sie durch Einkerbungen am Rand. Damit kann die Glocke auf den Halbton genau eingestellt werden.

Nach der Theorieeinheit darf ich mich an einem weiteren Stück versuchen: dem „Schneewalzer“. Diesmal bin ich für die tieferen Töne verantwortlich. Die großen Glocken zu schwingen, geht ziemlich in die Arme – vor allem, wenn ich einen Ton länger halten muss. Das Lied klingt schon gut, auch wenn wir es wieder etwas langsamer spielen. Elke ist trotzdem zufrieden. Dass ich direkt bei der ersten Probe eine passable Melodie schaffe, hätten wir wohl beide nicht unbedingt erwartet.

Mit schweren Armen schaue ich dann noch den Profis zu, wie sie proben. Das Solo hätte ich heute noch nicht geschafft. Aber ich darf wiederkommen, wie Elke verspricht. Wer das auch mal ausprobieren möchte: Die Bayerischen Landsleute freuen sich über Zuwachs. Gesucht werden noch ein Gitarren- und ein Akkordeonspieler.

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