Wülfrath: Kalk rutscht tief in die Krise

Ab dem 1. Mai gibt es Kurzarbeit im Werk Flandersbach. Ein Stellenabbau wird bereits geprüft. Außerdem kommt die komplette Sponsorentätigkeit auf den Prüfstand.

Wülfrath. "Ich krempel’ jeden Morgen die Ärmel hoch: Was kann ich heute tun, um die Lage zu verbessern?" Franz Pöppelbaum will nicht jammern. Doch schön reden will der Personalchef von Rheinkalk die Situation auch nicht. "Jeden Monat geht der Absatz weiter runter. Und ein Ende ist nicht abzusehen", sagt Geschäftsführer Michael Liell. Rheinkalk rutscht tiefer in die Krise. Dementsprechend drastischer werden die Maßnahmen, die ergriffen werden sollen.

Zum 1.Mai wird es im Werk Flandersbach Kurzarbeit geben. "Der Absatz ist aber zu gering, als dass dieser Kurzarbeit auf Dauer tragen könnte", schließt Liell auch Stellenabbau nicht mehr aus. Davon könnte auch die Hauptverwaltung betroffen sein.

Auf 35 bis 40 Prozent beziffert Liell den Absatzrückgang insgesamt bei der Rheinkalk-Gruppe. Das Werk Flandersbach sei aber stärker betroffen - weil die Abhängigkeit zur Stahlbranche so groß ist. "Flandersbach ist auf kontiniuierlichen Produktabfluss angewiesen", sagt Pöppelbaum.

"Das ist nicht gegeben." Um darauf zu reagieren, greift die Geschäftsführung zu verschiedenen Werkzeugen. So werden einzelne Aggregate im Gesamtbestand nicht immer genutzt. Temporär bleiben zum Beispiel Teile wie Brennöfen oder Steinmahlanlagen abgeschaltet. "Aber keine Einrichtung ist so stillgelegt, dass sie nicht wieder in Betrieb genommen werden kann", versichert Liell.

In dieser Woche wird Rheinkalk bei der Agentur für Arbeit in Wuppertal den Antrag auf Kurzarbeit stellen. In der vergangenen Woche haben Geschäftsführung und Betriebsrat die vorbereitenden Gespräche für diesen Schritt geführt. Der Steinbruch, die Instandhaltung und der Bahnhof werden betroffen sein, "so um die 100 Leute", sagt Pöppelbaum. Für erst einmal sechs Monate werde Kurzarbeit beantragt. "Sie kann aber auch von heute auf morgen wieder abgeschafft werden."

Parallel öffnet Rheinkalk aber auch eine weitere Schubladen in seinem "Werkzeugkoffer gegen die Krise": Hinter der Fragestellung "Wo werden wir künftig was produzieren?" steht auch die Prüfung, wo künftig noch welche Arbeitskräfte benötigt werden, "eine Neuaufstellung von Rheinkalk" kündigt Liell an.

In den nächsten drei, vier Wochen sollen Prüfungen abgeschlossen sein, wo Kosten eingespart werden können. Dann, so Pressesprecher Peter Müllenborn, könne gesagt werden, wo wie viele Stellen abgebaut werden sollen. Liell verhehlt nicht: "Die Überlegungen für Stellenabbau sind im Gange."

Rheinkalk setzt alles - auch die Sachkosten - auf den Prüfstand. Dies wird zum Beispiel auch die Vereinswelt zu spüren bekommen. "Wir überdenken alle Marketingmaßnahmen und Sponsorentätigkeiten", so Liell. Ein Signal: Das jährliche Fest für die ehemaligen Geschäftsführer Rheinkalks wurde bereits abgesagt.

Liell und Pöppelbaum empfinden die anhaltende Krise, "die wir und Kalk so noch nie erlebt haben", auch als emotionale Belastung. Jeder in der unternehmerischen Verantwortung trage "diesen Rucksack". Schließlich gehe es bei allen Entscheidungen um Menschen, deren Familien, eben viele Schicksale", sagt Liell.

Und Pöppelbaum bekräftigt, "dass es Motivations für uns alle ist, Rheinkalk so aufzustellen, dass das Unternehmen in Zukunft auf soliden Füßen steht". Liell nickt: "Wir werden nach der Krise besser da stehen als vor der Krise."

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