Wülfrath: Im Findling stecken Bilder

Die im Kalkstein schlummernden Figuren ans Tageslicht zu holen, ist harte Arbeit, stellten Hobbybildhauer am Zeittunnel fest.

Wülfrath. "Der Stein ist furchtbar zickig - er lässt sich sehr schwer bearbeiten", findet Claus Klingler. Aber das sei eine typische Charaktereigenschaft des Kalksteins, so wie man ihn rund um Wülfrath findet, sagt der Künstler.

Zum zweiten Mal verewigen sich Claus Klingler und seine Künstlerkollegin und Frau Elke Voß-Klingler jetzt schon in dem großen Kalkbrocken am Eingang des Zeittunnels. Unterstützt werden sie dabei von Besuchern, die Lust haben, ebenfalls ihre Spuren an dem riesigen Findling zu hinterlassen.

Mit Knüpfel, Schlageisen und Dremel bearbeiten die Hobbybildhauer unter Anleitung der Klinglers die Oberfläche des Steins. Kalkstaub wirbelt auf und Steinsplitter fliegen durch die Luft. Eine Schutzbrille ist daher Pflicht bei der Arbeit.

"Eigentlich sollte es erst eine Fledermaus werden - das hätte hier super zum Zeittunnel gepasst", berichtet Ingeborg Colsman, die bereits einige Erfahrung in der künstlerischen Steinbearbeitung hat. "Aber dann ist doch ein Fisch daraus geworden." Mit dem Schlageisen arbeitet sie konzentriert jede Schuppe einzeln aus dem massiven Stein.

Ähnlich erging es Anna Becker. Ihre Moräne war fast fertig, als beim Nachschleifen ein großes Stück vom Stein am Maul des Tieres wegbrach. "Der Stein ist einfach unberechenbar", kann die Hobbybildhauerin über das Malheur noch lachen.

Aber bei der Arbeit an dem Stein ist nicht nur Kreativität gefragt. Auch körperlich verlangt die Bildhauerei den Hobbykünstlern einiges ab.

"Ein Ungeübter kommt da ganz schön ins Schwitzen", sagt Joachim Colsman, während er sich nach dem Dremeln den Schweiß von der Stirn wischt. Manchmal braucht es etwas Fantasie, um die oberflächlich oder dreidimensional gemeißelten Kunstwerke zu erkennen. Es kommt dabei ganz auf die Technik an.

"Mit dem Schlageisen hinterlässt man oberflächliche Spuren, mit dem Spitzeisen kann man mehr in die Tiefe arbeiten", erklärt Elke Voß-Klingler die Anwendung der Werkzeuge.

Nur das Kunstwerk von Joachim Colsman erkennt man sofort: Akribisch schleift er die Kanten seines kleinen Bildes nach. "Ein Herz für meine Frau. Sie macht das schon so viele Jahre, und heute bin ich zum ersten Mal mitgekommen", erzählt Joachim Colsman, während seine Frau ihn noch etwas bei der Detailarbeit unterstützt.

"Es macht einfach riesigen Spaß mit mehreren Leuten gleichzeitig an einem Kunstwerk zu arbeiten", findet Elke Voß-Klingler. Die beiden Künstler kommen aus dem offenen Atelier der Bergischen Diakonie Aprath und bieten auch dort immer wieder Bildhauer-Kurse an.

Als das offene Atelier vor vier Jahren eine Ausstellung am Zeittunnel durchführte, kamen sie auf die Idee, den großen Kalkstein am Eingang etwas zu verschönern.

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