Wülfrath: „Er hat der Seele seine Hand geliehen“

Anjo-Jacobs-Ausstellung eröffnet: Eine würdevolle Vernissage mit Gesang und Gedichten.

Wülfrath. "Die Kunst ist meine Braut, die sich mir anvertraut." Als Kraftspender und Zuflucht der Seele - so bezeichnet Anjo Jacobs in einem seiner mehr als 800 Gedichte die Kunst. Heute wäre der Wülfrather Künstler 86 Jahre alt geworden. Er war im Dezember 2008 gestorben. Am Sonntagvormittag wurde eine Ausstellung mit 59 seiner Bilder im Niederbergischen Museum eröffnet. "Wir zeigen nur ein Prozent seiner Werke, darunter sein erstes und sein letztes Bild", sagte Ulrich Mairose, stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins Niederbergisches Museum.

Eine würdevolle Vernissage inmitten der Ausstellung "Bäuerliches Leben". Mehr als 80 Besucher waren gekommen. Schauspielerin Dorothea Walda war ebenso da wie Gudula Schäfer, Vorsitzende des von Anja Jacobs gegründeten Kunstkollegs International. Aber auch Schulfreunde von Dieter Jacobs ließen sich das Ereignis nicht entgehen. Der Sohn des Malers gestaltete die Eröffnung musikalisch mit. Der Musiker und Komponist wurde dabei vom Saxophonisten Nikolay Kasakov unterstützt. Mit Gershwins "Summertime" und dem Sinatra-Klassiker "My Way" setzte das Duo stimmungsvolle Akzente.

An den Menschen und Künstler Anjo Jacobs erinnerte Professor Alois Huning, der mit dem Künstler für das "Psychogramme"-Projekt zusammengearbeitet hatte. "Der Künstler leiht seiner Seele die Hand", sagte Huning über die Bilder-Serie. In Wülfrath habe Jacobs nach dem 2. Weltkrieg eine Heimat gefunden. Huning: "So sehr Wülfrath seine Heimat war, so drängte es ihn in die Ferne, ins Neue." Er habe die Welt als sein Feld empfunden. "Er hat die Globalisierung gelebt und als Bereicherung empfunden." Als eine seiner herausragenden Eigenschaften nannte er die Neugier: "Er war sein Leben lang begierig nach Neuem. Mehr als 80 Länder hat er bereist. Immer hat er neue Techniken ausprobiert."

Eine den meisten Wülfrathern unbekannte Seite Jacobs’ rückte der Schauspieler Herbert Meurer in den Mittelpunkt. Mit seiner warmen, angenehmen Stimme gab er Jacobs’ Gedanken Ausdruck. Mal temporeich, mal hastig, dann nachdenklich und entschleunigt trug er die Texte vor. Die Vernissage-Gäste lauschten aufmerksam. In den Gedichten befasst sich Jacobs mit seinem Schaffen ("Mein Haus ist Atelier und Klause, da darf ich Anjo sein. Mein Haus lässt mich die Kunst gestalten, die mich so froh erregt"), aber auch mit philosophischen Betrachtungen ("Nicht die Dauer ist das eigentliche Leben" oder "Aus der Tat erwächst das Sein").

Trägervereins-Vorsitzende Rosel Lutz-Brenger erinnerte sich an ein Treffen mit Jacobs und Kardinal Meissner, als der Künstler ihm Bilder der katholischen Gotteshäuser Wülfraths zeigte. Meissner habe damals gestaunt: "Ich wusste, dass in Wülfrath Kalksteine gebrochen werden. Ich wusste nicht, dass es hier auch Edelsteine gibt." Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff bescheinigte jedem Gespräch mit Jacobs Nachhaltigkeit.

Das Jacobs-Haus in der Görtzheide empfand Ulrich Mairose in seiner Einführung in die Ausstellung als ein Museum. "Überall sind Bilder: gerahmt, ungerahmt, nebeneinander, hintereinander und übereinander", skizzierte er. Bis September ist die Ausstellung im Museum zu sehen.

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