Wülfrath „Düsseler Tor“: Die Fassade wird renoviert

Wülfrath. · Die evangelisch-reformierte Gemeinde lässt die Arbeiten an ihrer Kita in diesem und im nächsten Sommer ausführen. Die Kosten werden mit 300 000 Euro veranschlagt.

 Baukirchmeister Manfred Hoffmann (v. r.) bespricht mit Architekt Rainer Gebauer und dem Stuckateur Siegfried Bursy den Baustellenzeitplan. Die vergoldete Kuppel im Hundertwasser-Stil der evangelischen Kita „Düsseler Tor“ ist vorerst nicht Teil der Auffrischungen.

Baukirchmeister Manfred Hoffmann (v. r.) bespricht mit Architekt Rainer Gebauer und dem Stuckateur Siegfried Bursy den Baustellenzeitplan. Die vergoldete Kuppel im Hundertwasser-Stil der evangelischen Kita „Düsseler Tor“ ist vorerst nicht Teil der Auffrischungen.

Foto: Ulrich Bangert

Das bunte Gebäude mit der vergoldeten Kuppel auf einem seiner beiden Türme ist zweifellos ein Wülfrather Wahrzeichen. In Form, Farbe und Architektur trägt der Bau an der Düsseler Straße unverkennbar die Handschrift des österreichischen Künbstlers Friedensreich Hundertwasser
(1928–2000). Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde ist Träger des heutigen Familienzentrums Düsseler Tor, das von den Wülfrathern aber seit der Eröffnung im August 2001 meist nur „Hundertwasser-Kindergarten“ genannt wird. Nach 18 Jahren weist die Fassade deutlich sichtbare Schäden auf. Diese werden jetzt in zwei Sanierungsphasen beseitigt. Die Gemeinde kalkuliert mit Kosten von 300 000 Euro.

Architekt Rainer Gebauer und Baukirchmeister Manfred Hoffmann stellten bei einem Rundgang vor, was renoviert werden muss. Dabei konstatierte Experte Gebauer, dass die Schäden über das zu erwartende Maß hinausgehen. Sicher, ein Hundertwasser-Haus zu bauen, sei eine Herausforderung. „Der Wiener war ein Verfechter einer grünen Architektur, rechte Winkel und gerade Linien waren ihm ein Graus. Wer so baute, wurde von ihm beschimpft“, sagt Gebauer. „Aber hier wurde in Bezug auf die Fassade handwerkliche Fehler gemacht.“

Friedensreich Hundertwasser sei zunächst einmal ein Maler und Performance-Künstler gewesen und kein Architekt. Um seine Gebäude-Ideen im Einklang mit den Bauvorschriften überhaupt umsetzen zu können, habe es beispielsweise eines Architekten wie Heinz M. Springmann (Esslingen) bedurft. Die Skizze für die Kita mit der markanten Kuppel habe Hundertwasser an seinem Alterssitz in Neuseeland gezeichnet und mit „Düsseldorfer Tor“ signiert. „2000 ist er auf der Überfahrt von Neuseeland nach Europa an Bord der Queen Elizabeth gestorben und in Wülfrath begann die Realisierung durch die GWG.“ Doch der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Wülfrath fehlte es offenbar stellenweise am Know-How für so ein Projekt, lässt Gebauer durchblicken.

„Doch das Gute ist, Hundertwasser wollte ein intensiv begrüntes Dach und er hat bei der Dämmung Steinwolle anstatt von Styropor vorgeschrieben. Die 120 Millimeter entsprechen dem heutigen Dämmungsstandard und die Grundstruktur ist außerordentlich stabil“, so der Architekt. „Das Kleid wurde falsch zusammen genäht und vielleicht auch zu preiswerte Stoffe verwandt. Jetzt muss ein neues Kleid her“, sagt Manfred Hoffmann und zeigt auf Risse und abgeplatzten Putz.

Der Betrieb der Kita wird durch die Renovierung nicht gestört

Das Hauptproblem sei die eindringende Feuchtigkeit. Löcher gibt es auch an den Nahtstellen der insgesamt 290 Meter langen Attika, dem mit Zinkblechen verkleideten Dachrand. „Das wurde kalt verformt“, beschreibt Rainer Gebauer den handwerklichen Fehler. Der Umlauf muss ersetzt werden.

In zwei Bauabschnitten wird renoviert. Zuerst kommen jetzt die Türme und roten Flächen dran. Die gelben Flächen sind im nächsten Sommer das Arbeitsgebiet. In aufwändiger Handarbeit werden dabei neue Verfahren angewandt. „Der noch laufende Betrieb der viergruppigen Kita wird dadurch nicht gestört“, versichert Hoffmann.

Die Mitarbeiter eines Mettmanner Fassadenspezialisten schlitzen die Dämmung in kleinen Parzellen auf. Dort, wo sie nass geworden ist. „Anschließend wird ein neues Gewebe in einer Armierung eingelegt, quasi wie ein Pflaster. Danach kann die Stelle mit einer möglichst gegen Algen und Pilze widerstandsfähigen Farbe überstrichen werden“, so der Baukirchmeister.

Apropos Anstrich: Für den wünsche sich der Eigentümer einen frischeren Rot-Ton. „Je dunkler die Farbe ist, desto stärker heizt sich die Fassade und dann auch irgendwann der Innenraum dahinter auf“, erklärt Hoffmann für die Gemeinde. Mitte September soll die erste Sanierungsphase abgeschlossen sein. Dafür stünden 100 000 Euro im kirchlichen Budget zur Verfügung und 200 000 Euro für die 2020 folgenden Arbeiten.

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