Wülfrath: Dick eingepackt zum Zoch

Von der Kälte ließ sich kein Jeck abschrecken. Die Kleidung wurde dem Wetter angepasst.

Wülfrath. Eigentlich heißt das diesjährige Karnevalsmotto der Kalkstadtnarren ja "Lachen - Singen - Scherzen - kommt von Herzen", doch es hätte auch "Echte Jecken kann nichts abschrecken" heißen können. Rund 5000 Narren pilgerten zum großen Rosenmontagszug nach Rohdenhaus (teilweise mit Schlitten statt Bollerwagen) und jeder hatte seine eigene Taktik gegen die eisige Kälte entwickelt. "Ich trinke viel warmen Tee", sagt Larissa Struck, die dieses Jahr genau wie ihre Mitstreiterinnen aus der Tanzgarde die warme Trainingsjacke anlässt. Weiße Handschuhe und dicke Stiefel - so lässt es sich dann doch ganz gut aushalten.

Ulrich Kessler, Polizist

Und spätestens, als sich der bunte Zug in Bewegung setzt, ist die Kälte wie weggeblasen. "Da hält der Spaßfaktor warm", sagt Polizist Ulrich Kessler. "Ist doch wunderbares Wetter, Regen wäre schlimmer." Das sehen auch die Jecken so. "Helau", ruft Kinderprinz Christopher II. und feuert eine Handvoll Kamelle in die Menge. Direkt dahinter trommeln und trompeten die Musikanten vom Nevigeser Fanfarenzug gegen die Kälte an.

Andere haben das Kostüm dem Wetter angepasst. Die Flöckchengarde marschiert in dicken Bienenkostümen mit dem Zoch. "Kamelle", rufen die Jecken am Straßenrand begeistert und freuen sich über Popcorn, Süßes und Flönz. "Dat jeiht vorbei, dat is nicht schlimm", hallt der Paveier-Hit vom Wagen der Altenheime August-von-der-Tweer und Luise-von-der-Heyden, auf dem die Hexen Rosenmontag feiern.

Dahinter kommen zu Fuß die Wülfrather Schützen und die Piraten vom Turnerbund. Das Narrenschiff von Käpt’n Sam ist unterdessen verloren gegangen. Dabei ist das große Wikingerschiff doch noch vor wenigen Minuten voll beladen mit Kamelle in See gestochen. Doch die eisige Siedlerstraße wollten die Nordmänner mit ihrem Kahn wohl nicht herunterfahren, obwohl der Baubetriebshof der Stadt Wülfrath vorher in Rohdenhaus noch einmal gestreut hatte. Also wartet Käpt’n Klaus-Ulrich Jansen geduldig darauf, dass "de Zoch wieder kütt" und kann nebenbei das bunte Treiben mal aus einer ganz anderen Perspektive verfolgen.

Besonders Creme de la Wü dürfte dem Kalkstadtnarren-Chef gefallen haben. Wie in jedem Jahr hatten sich die Mädels wieder tolle Kostüme einfallen lassen und wirbelten als bunte Paradiesvögel mit glänzenden Umhängen und mit Federn geschmückten Masken durch das närrische Treiben.

Doch die beliebtesten Kostüme sind in diesem Jahr eindeutig aus dickem, warmem Plüsch. Überall sieht man kleine Jecken als Tiger, Elefanten oder Löwen Kamelle aufsammeln. Im letzten Jahr ist auch Mike noch ein Löwe gewesen, dieses Jahr geht der Sechsjährige als Fuchs. Doch weder die dicke Winterjacke, die er darunter trägt, noch die warmen Stiefel können die Kälte abhalten. "Ich friere vor allem an den Händen", sagt Mike und hebt eine Tüte Weingummi auf, die in den Schnee gefallen ist. Trotzdem hat er mit seinem Bruder Nico (3) jede Menge Spaß. Auch Mutter Anja Schmitz greift auf einen warmen Ganzkörperanzug zurück - sie geht als Hai.

Der Rohdenhauser Zoch ist für die Wülfratherin Pflicht: "Früher waren wir auch mal in Köln oder Düsseldorf, aber mit den Kindern ist es hier ja viel netter." Und während Mike und Nico gleich von ihrem Opa abgeholt werden, ist für Anja Schmitz der Tag noch lange nicht vorbei. "Wir gehen gleich noch ins Paul-Ludowigs-Haus". Wie in jedem Jahr geht die Party dort traditionell nach dem Rosenmontagszug weiter. Und neben guter Stimmung wartet dort vor allem eins auf die Jecken: Wärme.

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