Wülfrath/Kreis Mettmann Bauern und Vieh warten auf Regen

Wülfrath. · Die Landwirtschaft blickt mit Sorge auf die anhaltende Trockenheit, nachdem sich die Böden von dem Jahrhundertsommer 2018 längst noch nicht erholt haben.

 Kreislandwirt Bernd Kneer hat den mit Raps gefüllten Korntank des Mähdreschers entleert.

Kreislandwirt Bernd Kneer hat den mit Raps gefüllten Korntank des Mähdreschers entleert.

Foto: Reinhard Lüdeke

Braune Wiesen statt sattem Grün – Kreislandwirt Bernd Kneer schaut mit kritischem Blick auf seine Felder am Zwingenberger Weg: „Es müsste endlich wieder regnen, ein schöner Landregen über mehrere Tage, mit 50 oder 60 Litern pro Quadratmeter.“ Das würde zumindest kurzfristig für Entspannung sorgen. Die scheinbar kein Ende nehmende Trockenheit macht der Landwirtschaft erheblich zu schaffen.

Im Vergleich zum vergangenen Jahr, das flächendeckend viel zu trocken war, ergebe sich jetzt aber ein kleinräumigeres Bild. So sei in NRW nicht jede Region gleichermaßen stark betroffen. Kneer nennt Zahlen, heruntergebrochen auf die Region: Nach 800 Litern Niederschlag pro Quadratmeter im Jahr 2018 – rund 1000 bis 1100 sind es im Zehnjahres-Durchschnitt – liege der Kreis im ersten Halbjahr schon 50 bis 60 Liter unter dem Schnitt, wobei der Nordkreis besser abschneide als der Süden.

Boden ist pulvertrocken und
hat keine Wasserreserven

Im Mai registrierte er nur 30 Liter Niederschlag. Der Juni war mit 39 Litern besser: „50 wären aber normal“, und der Juli brachte bisher nur 5,8 Liter. Das Defizit aus dem Jahr 2018 ließe sich so nicht wettmachen, der Boden sei tiefgründig pulvertrocken und habe keine Reserven, falls 2020 noch ein trockenes Jahr drohe. Der aktuelle Regenmangel wirkt sich natürlich auf die Ernten aus: So war zwar die inzwischen eingebrachte Gerste gut ausgereift und ergab ordentliche Erträge. „Der Mai hatte noch ausreichend Regen gebracht“, sagt Kneer. Auch beim Futterbau - Heu, Silage - war das Ergebnis sehr gut. Allerdings wurde 2018 durch die Trockenheit viel weniger Futter eingefahren, mit der sich die derzeitige Hitzewelle ausgleichen ließe: „Das neue Heu muss jetzt schon verfüttert werden. So lassen sich keinerlei Reserven aufbauen“, erläutert der 51-Jährige, der selber Getreide, Raps, Rheinische Ackerbohnen und Zuckerrüben anbaut und als Dienstleister für andere Betriebe arbeitet.

Während die Ernte beim Raps gerade angelaufen ist, stehe sie beim Weizen bevor – hier fehlte definitiv das Wasser zur Kornbildung: „Die Körner fallen je nach Sorte sehr klein aus. Eine Spitzenernte wird das nicht“, meint der Wülfrather. Bei den Kartoffeln spitze sich die Lage dramatisch zu: „Auf ungünstigen Standorten verlieren die Pflanzen das Laub.“ Bewässerung sei aufgrund der sehr aufwendigen Technik und hoher Kosten aber keine Alternative und komme im Kreis praktisch kaum zum Einsatz, so Kneer.

Auch die Rübe, die auf sehr guten Böden ein bis zwei Meter tief wurzeln könne, finde kein Wasser mehr und werfe bereits Blätter ab. Der Mais, der ebenfalls dringend Wasser benötigt, könne das Defizit wie die Rüben zwar noch kompensieren: „Zehn Liter reichen da aber nicht.“ Mehr noch als die Trockenheit setzten den Pflanzen jedoch die extremen Temperaturen über 35 Grad zu. Im Weizen können dann Temperaturen bis zu 50 Grad herrschen. Manche Grünlandflächen auf Südlagen seien schon regelrecht verbrannt.

Sorge bereitet den Landwirten auch das mit der Wetterlage häufig einher gehende andere Extrem Starkregen: Das Wasser dringt kaum in den Boden ein, sondern läuft oberflächlich ab und kann im schlimmsten Fall zur Bodenerosion führen. Komme Hagel hinzu, sei die Ernte von Verlusten bis zum Totalausfall bedroht. Großen Respekt habe man vor der Brandgefahr, die durch die Trockenheit drohe. So habe in seiner Nachbarschaft bereits ein Stoppelfeld in Flammen gestanden, und in Aprath sei ein Getreidefeld abgebrannt. Kneer lobte die sehr gute Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, die erst kürzlich ein entsprechendes Szenario geübt habe. Die Landwirte stellen im Ernstfall ihre Wasserfässer mit bis zu 15 000 Litern Fassungsvermögen zur Verfügung und schlagen mit Grubbern Schneisen in die Felder, um das Feuer zu stoppen.

Wie indessen die Erntesaison weiter verläuft, will Bernd Kneer nicht prognostizieren: Was unter dem Strich übrig bleibe, lasse sich erst nach der Ernte beurteilen.

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