Wimmersberg: Von Klein-Korea zur Wohnoase

Wegen der vielen Siedler aus den früheren deutschen Ostgebieten wurde der Wimmersberg einst wenig freundlich betitelt. Heute ist er eine der begehrtesten Wohnlagen der Stadt.

Tönisheide. Die Keimzelle des heutigen Wohngebietes Wimmersberg wurde vor 60 Jahren gelegt: Die „Deutsche Bauernsiedlungs-GmbH“ gab 1952 den Startschuss für die Errichtung einer sogenannten Nebenerwerbssiedlung. Auf 80 Morgen Land des ehemaligen Wimmershofs entstanden 38 Ein- und Mehrfamilienhäuser, von denen 33 durch Nebenerwerbslandwirte bezogen wurden.

Einer war der aus Königsberg stammende Landwirt Ewald Walker, der kurz zuvor eine Tönisheiderin geheiratet hatte: „Am 31. März 1953 haben meine Eltern dann ein über 1600 Quadratmeter großes Grundstück samt Haus am Ernst-Wiechert-Weg gekauft“, zitiert Ulrike Overbeck aus dem alten Kaufvertrag — dazu gab es ein „Flüchtlingsdarlehen“. Drei weitere Straßen, nach Agnes Miegel, Hermann Stehr und Gerhard Hauptmann benannt, komplettierten damals die Siedlung.

„Wir hatten Hühner und Kaninchen, ganz zu Anfang auch ein Schwein und ein Schaf, und der riesige Garten lieferte reichlich Gemüse und Obst“, erinnert sich die Leiterin des katholischen Kindergartens, die mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester Eva auf dem Wimmersberg aufwuchs, an eine idyllische Jugend.

Nicht sonderlich charmant hatten dagegen die Einheimischen die Siedlung wegen der vielen Neubürger aus den früheren deutschen Ostgebieten „Klein-Korea“ getauft. Auch andere Bezeichnungen waren im Umlauf: „Ein Onkel hat uns eine Postkarte nur mit dem Namen und dem Zusatz ,Tönisheide — Ostpreußensiedlung‘ geschickt, die kam problemlos an“, erzählt die 57-Jährige.

Sogar zwei Lebensmittelläden gab es — einen am Gerhard-Hauptmann-Weg (heute Rilkeweg), einen an den Wimmersberger Straße, den Monika Hülsiepens Schwiegermutter Elisabeth nach dem Krieg eröffnet hatte: „1954 hat sie dann ein neues Haus mit Laden gebaut“, erinnert sich die Vorsitzende des Bürgervereins — heute ihr Wohnhaus. Wenige Jahre zuvor noch erweitert, kam 1974 das Ende für das Edeka-Geschäft: „Es lohnte sich nicht mehr, die Leute zogen den Einkauf in Wuppertal oder Velbert vor.“

Daran konnte auch die Erweiterung der Siedlung in den 1970er- und 80er-Jahren nichts ändern. Immer mehr Felder wurden Bauland. Zudem verlor die Selbstversorgung an Bedeutung, viele Siedler verkauften Teile ihrer großen Grundstücke. Auch Overbecks Eltern veräußerten ein Stück Land. Vor Jahren übernahm Ulrike Overbeck, die mit Ehemann Uli einem „eingeborenen“ Wimmersberger vom Meiberger Weg geheiratet hatte, das elterliche Haus, in dem mit Sohn Matthias inzwischen die dritte Generation lebt.

Heute ist der Wimmersberg eine der begehrtesten Wohngegenden der Stadt, und den nächsten Abschnitt mit der Bebauung beiderseits der vorderen Wimmersberger Straße haben die Planer schon in der Schublade.

Seit neun Jahren lebt Steffi Schütz mit Ehemann Dag und den Kindern Thore und Birte in der Siedlung: „Ich habe hier das Gefühl, im Urlaub zu sein“, sagt die gebürtige Duisburgerin. Man sei schnell im Grünen, und für die Kinder sei nicht zuletzt die Spielstraße ein Traum: „Sie können draußen spielen, ohne dass man sich dauernd Sorgen machen muss.“

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