Wülfrath Wie sieht die Zukunft des Real-Marktes aus?

Wülfrath · Ende Januar will die Metro den Verkauf an das deutsch-russische Konsortium X-Bricks abgeschlossen haben. Der Betriebsrat in Wülfrath kritisiert den Konzern scharf.

 Erst Ric, dann Interspar und später Walmart. Seit 2007 ist der Real-Markt In der Fliethe beheimatet.

Erst Ric, dann Interspar und später Walmart. Seit 2007 ist der Real-Markt In der Fliethe beheimatet.

Foto: Tanja Bamme

. Wie geht es mit dem Wülfrather Real-Markt weiter? Der Mutterkonzern Metro plant, alle 277 Real-Märkte in Deutschland an Finanzinvestoren, das deutsch-russische Konsortium X-Bricks, zu verkaufen. Gesamtbetriebsratsvorsitzender Werner Klockhaus hatte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung davor gewarnt, dass fast ein Drittel der Stellen der derzeit rund 34 000 Beschäftigten in Gefahr sei und er von etwa 50 Filialschließungen ausgehe. Metro-Chef Olaf Koch bezeichnete diese Zahlen als „nach meiner persönlichen Einschätzung zu hoch“. Die Verkaufsgespräche sollen Ende Januar abgeschlossen sein.

„Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns im laufenden Verkaufsprozess nicht zu einzelnen Standorten äußern können“, sagt Sprecherin Hülya Dagli auf Anfrage der Westdeutschen Zeitung. Mit Blick auf die Mitarbeiter verweist sie auf eine Stellungnahme der Metro: „Die Wahrung der Mitarbeiter-Interessen ist für den Metro-Vorstand ein zentrales Thema in den Verkaufsgesprächen. Wir setzen uns dafür ein, dass mit den Märkten auch die Mitarbeiter von den übernehmenden LEH-Unternehmen weiterbeschäftigt werden. Zudem haben sich Gesamtbetriebsrat und Real Ende letzten Jahres auf eine freiwillige Gesamtbetriebsvereinbarung verständigt. Diese sieht vorsorglich für alle
Real-Mitarbeiter eine soziale Absicherung vor, die trotz aller Bemühungen durch betriebsbedingte Kündigung ihren Arbeitsplatz bei einem übernehmenden LEH verlieren. Durch diese freiwillige Gesamtbetriebsvereinbarung wird die Metro gemäß der übereinstimmenden Vereinbarung zwischen Gesamtbetriebsrat und Metro ihrer sozialen Verantwortung gerecht.“

Verwaltung will sich an
den Metro-Konzern wenden

Kämmerer Rainer Ritsche erklärt auf WZ-Anfrage, dass die Stadt „noch nichts gehört hat“, sich aber angesichts der Berichterstattung zeitnah an den Metro-Konzern wenden werde, um Klarheit über den Standort Wülfrath zu erhalten.

Für Dirk König, seit 2014 Betriebsratsvorsitzender des Standortes Wülfrath und seit 1998 im Gremium, ist das Thema seit Herbst 2018 präsent. „Damals hat die Metro den Mitarbeitern mitgeteilt, das die Real-Märkte verkauft werden sollen.“ Grund sei die Einstellung der Metro, keinen Komplettsortimentanbieter haben zu wollen. Seit Mai 2019 seien Verkaufsgespräche mit einem ersten Investor geführt worden, die im November vergangenen Jahres ins Leere gelaufen seien.

„Die 92 Mitarbeiter in Wülfrath haben schon einmal gebangt. Es herrscht eine große Verunsicherung, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht.“ Dirk König kreidet der Metro an, dass sie die Beschäftigten „in der Luft hängen lässt“. Es gebe immer wieder neue Gerüchte, die an den Nerven zehren. Die Mitarbeiter würden auch immer wieder von Kunden auf das Thema angesprochen. „Wir können aber keine Antworten auf die Fragen geben“, so der Betriebsratsvorsitzende des Standortes. „Real ist der wichtigste Komplettversorger in Wülfrath. Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn der Markt weg ist“, sagt der Wahl-Wülfrather.

Eine Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat den ersten Schreckmoment, als über die Verkaufsabsicht informiert wurde, mittlerweile überwunden. „Ich werde von Tag zu Tag gelassener“, sagt sie fast trotzig.

Kundin Jennifer Winter kommt regelmäßig einmal pro Woche aus der Nachbarstadt Mettmann, um im Real-Markt In der Fliethe ihren Wocheneinkauf zu erledigen. Auch sie möchte sich nicht vorstellen, was passiert, wenn der Komplettsortimentanbieter verschwinden sollte. „Real hat immer wieder tolle Angebote, die möchte ich auch in Zukunft wahrnehmen können“, so ihre Stellungnahme.

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