Neviges Wenn die Orgel in der Nevigeser Stadtkirche Mäuse weckt

Neviges. · Der Organist Peter Nowitzki und „Orgelmaus“ Ada Burkhardt stellten das gewaltige Pfeifeninstrument Interessierten am Sonntag vor.

 Die „Orgelmaus“ Ada Burkhardt und der Organist Peter Nowitzki klärten bei dem ungewöhnlichen Musikereignis auf der Empore der Stadtkirche die Besucher über die Geheimnisse der Orgel auf.

Die „Orgelmaus“ Ada Burkhardt und der Organist Peter Nowitzki klärten bei dem ungewöhnlichen Musikereignis auf der Empore der Stadtkirche die Besucher über die Geheimnisse der Orgel auf.

Foto: Ulrich bangert/Ulrich Bangert

Weich klingt Bachs bekanntes Menuett G-Dur aus dem „Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach“ durch das Kirchenschiff, als es plötzlich in dem hölzernen Gehäuse der Orgel rumpelt und klopft: Das Spiel hat die „Orgelmaus“ geweckt, die unter Gähnen und Strecken fragt, was denn dieser Krach soll? Es ist der Auftakt zu einem ungewöhnlichen Musikereignis. Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde hat zum „Gesprächskonzert“ eingeladen, das Stück aus der Feder von Karl-Peter Chilla möchte Kindern und Erwachsenen die Funktionsweise der Orgel nahebringen.

Die elfjährige Ada Burkhardt verkörpert Charly, die aus dem Schlaf gerissene „Orgelmaus“, erkennbar an dem mit Mäuseohren besetzten Haarreif. Im Obergeschoss der Stadtkirche verfolgen die Zuhörer, wie sie nun Organist Peter Nowitzki auf der Orgelbühne mit Fragen zu dem Pfeifeninstrument löchert.

Zuhörer erfahren außerdem interessante Geschichtseinblicke

Der Langenberger erläutert geduldig Aufbau und Funktionsweise: Die Röhren, Pfeifen genannt, die je nach Größe hohe und tiefe Töne erzeugen – sieben Meter hoch ist die längste. Insgesamt zählt die Nevigeser Orgel rund 1900 Pfeifen, die meisten aus einer Blei-Zinn-Legierung, einige auch aus Holz. Anhand der 27 Register erklärt Nowitzki das Klang-Spektrum, kein „Speckturm“, wie Charly zum Schmunzeln der Zuhörer missversteht. Auch zur Geschichte der Orgel gibt es Interessantes zu erfahren – schon die alten Griechen und Römer kannten Vorläufer der heutigen Orgel.

Bekannte Musikstücke setzen die Theorie in die Praxis um: „Weißt du, wieviel Sternlein stehen“, der feierliche Hochzeitsmarsch aus Felix Mendelssohn-Bartholdys „Sommernachtstraum“, der die Dynamik der Orgel demonstriert, Marc-Antoine Charpentiers Prelude aus „Te Deum“, jedem Fernsehzuschauer als Eurovisionshymne geläufig. Dass Orgelmusik überhaupt nicht langweilig ist, zeigt Nowitzki mit Hans Poseggas „Träumereien mit der Maus“: „Das ist mein Lied!“ schwärmt Charly über die Titelmusik zur „Sendung mit der Maus.“ Schließlich die „Toccata d-Moll“ von Johann Sebastian Bach: Gewaltig schallen die Akkorde durch den Raum, der Organist zieht im Sinne des Wortes alle Register. Begeistert tanzt die dreieinhalbjährige Lotta-Mimi zum Klang der Orgel, neugierig wagt sie sich sogar bis zum Spieltisch vor, um genau zu beobachten, wie der Organist mit Händen und Füßen den beiden Manualen und dem Pedalwerk Töne entlockt.

Organist Nowitzki und „Orgelmaus“ Charly erhalten reichlich Beifall für die gelungene Präsentation. Einziger Wermutstropfen ist die geringe Beteiligung, denn dieses Konzert hätte wahrlich mehr Besucher verdient: Nur rund 15, darunter drei Kinder, fanden sich auf der Galerie ein. So schnell kommt der Orgelfachmann nicht davon, die Erwachsenen sind nicht weniger neugierig als die „Orgelmaus“. Im Herbst soll das Konzert wiederholt werden, dann vor größerem Publikum.

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