Weltenbummler erforscht Kirchen

Christian Dahlke hat es früher in die entlegensten Ecken der Erde verschlagen. Jetzt widmete er sich ausgiebig den romanischen Kirchen in Friesland.

Weltenbummler erforscht Kirchen
Foto: uba

Neviges. „Als ich mit meiner Frau Margret vor zehn Jahren über kleine Straßen von Bremen nach Emden fuhr, sah ich zu meiner Überraschung viele romanische Kirchen.“ Christian Dahlke, der sich seit der Kindheit für Geschichte und Kunst interessiert, konnte nicht glauben, gerade dort die bis zu 800 Jahre alten, kunsthistorischen wichtigen Bauten zu finden. Der Forschungstrieb des ehemaligen Leiters der Rechtsabteilung eines großen Unternehmens war geweckt — und er stieg tief in die Thematik ein.

Der Nevigeser erfuhr, dass die ostfriesische Halbinsel in Ostfriesland und Friesland aufgeteilt wird, wo es 90 beziehungsweise 30 Kirchen romanischen Ursprungs gibt. Er besuchte sie alle, redete mit Kirchenpräsidenten, Pastoren, Küstern und vielen Gemeindemitglieder. „Einige Bauern sprachen beharrlich Plattdeutsch, die konnte man nicht verstehen, es sei man beherrscht Holländisch“, erinnert sich der 80-Jährige, der zwei Jahre lang mit der Recherche beschäftigt war.

Dabei stellte er fest, dass alle diese Kirchengründungen mit dem Kloster in Werden im Zusammenhang stehen, ein geistliches Zentrum, das auch im Niederbergischen einen großen Einfluss hatte. Herausgekommen sind zwei Kirchenführer, die es so bisher nicht gab. Neben vielen Fotos gibt es zu jedem Gotteshaus Informationen zu den historischen Grundlagen, zur Kirche selbst und zu deren Ausstattung.

Christian Dahlke, Autor und Weltenbummler, über seine Recherchen in Friesland

Der Nevigeser Kunst- und Geschichtsfreund wäre wahrscheinlich nie auf diese Idee gekommen, hätte ihn nicht eine schwere Viruserkrankung daran gehindert, eine vier Jahre lang vorbereitete Expedition in die hintersten Ecken des Himalayas anzutreten. „Es ist mir nicht mehr möglich, Fernreisen durchzuführen“, bedauert der 80-Jährige. Zuvor war er dutzende Male in Asien und dem Himalaya-Gebiet unterwegs. Zusammen mit einem Träger, einem Führer sowie einem Koch und Dolmetscher hatten Margret und Christian Dahlke Gegenden erkundet, die von normalen Touristen nie erreicht werden. „An einem Tag hatten wir mal 30 Kilometer zurückgelegt, und das in 4500 Meter Höhe, das kommt man ganz schön ins Japsen, sogar einheimische Begleiter hatten da schlapp gemacht“, beschreibt er die Strapazen in der Höhenluft.

Besonders interessierten ihn die buddhistischen Klöster, er besuchte die vier heiligen Quellen des Ganges. „Es hat mich beeindruckt zu sehen, wie Pilger mit ihrer Kleidung ins eiskalte Wasser eintauchten, um die Sünden der Welt abzuwaschen. Sie hatten noch nicht einmal ein Handtuch dabei. Für einige Gläubige aus Südindien war es das erste Mal, dass sie Erfahrungen mit Kälte, Eis und Schnee machten.“

Die Porträts der Menschen und die Eindrücke von traumhaften Landschaften hat Christian Dahlke in vielen fantastischen Dias festgehalten, die er bei zahlreichen Vorträgen zeigte. Bis zu 400 Menschen lauschten den Schilderungen des Reisenden und ließen sich in eine andere Welt entführen. Es ist viel zu schade, als dass die Bilder als Dateien im Computer schlummern. Deshalb ist der Nevigeser nun auf der Suche nach einem Verlag, der diese Schätze zwischen zwei Buchdeckeln presst.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort