Wegweiser aus der Sucht

Zuletzt starben drei Menschen durch Drogenkonsum. Jerome Schneider ist als Streetworker in Sachen Prävention unterwegs.

Wülfrath. Wenn Streetworker Jerome Schneider durch die Stadt geht, fühlt er sich alles andere als in der New Yorker Bronx. Obwohl er bei der Caritas für die Drogen- und Suchtberatung zuständig ist, kommt es selten zu Konfrontationen. Bedroht wurde er in den vier Jahren, die der 31-Jährige seinen Job nun schon macht, erst ein Mal — die Situation löste sich durch Reden und Hilfe anderer Klienten.

Dennoch keine einfache Aufgabe. In den vergangenen zwölf Monaten starben in Wülfrath drei Menschen an den Folgen ihrer Sucht. Die Caritas weist deshalb auf den Gedenktag verstorbener Drogenabhängiger hin, bei dem heute bundesweit der Toten durch Rauschmittelkonsum gedacht und für Prävention und die Abkehr vom „Wegschauen“ geworben wird.

Die verstorbenen Wülfrather — zwei Männer, eine Frau — seien ihrem jahrelangen Konsum von Heroin und Alkohol erlegen. „Je früher gegen Drogenmissbrauch angegangen wird, umso besser sind die Chancen“, sagt Schneider. Um zu helfen, dreht er regelmäßig seine Runden, besucht Szenetreffpunkte.

In Wülfrath trifft Schneider auf rund 70 Klienten. 40 davon sind unter 27 Jahre alt. Obdachlos ist keiner. Kontakt nimmt Schneider auf der Straße auf. Behutsames Kennenlernen ist wichtig. Schneider braucht ein gutes Gespür für sein Gegenüber, um Vertrauen aufzubauen. Schließlich passieren in der Szene auch Straftaten. Schneider unterliegt allerdings der Schweigepflicht. Manchmal ist das nicht leicht. Aber: „Es gehört zu meinem Beruf. Ich bin da, um zu helfen. Nicht, um Ordnungsamt zu spielen“, sagt er.

Meist kommen die Menschen mit ihren Problemen von selbst auf ihn zu. „Ich bin so eine Art Wegweiser“, sagt Schneider, der dann die Hilfsangebote aus dem Caritas-Netzwerk aufzeigt: Erst die Offene Sprechstunde, dann eine Vermittlung in Entzugskliniken (eine Entgiftung dauert drei Wochen, wirksam ist meist eine Langzeittherapie), betreutes Wohnen, das Ersetzen von Drogen durch Medikamente und weitere soziale Betreuung.

„Wichtig ist auch, den Menschen Hoffnung zu geben, dass sie ohne Suchtmittel leben können“, sagt Beatrix Neugebauer, stellvertretende Leiterin der Beratungsstelle. Dort wird seit mehr als zehn Jahren jeden Freitag ein offenes Frühstück für Drogenabhängige angeboten — speziell zum Gedenktag wurde dort mit einer aufgestellten Kerze an die zuletzt Verstorbenen erinnert.

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