Wahnsinnsmusik auf dem Bierfassbanjo

Das Volkrocker Trio plus spielte in Schlupkothen.

Wahnsinnsmusik auf dem Bierfassbanjo
Foto: Dietrich Janicki

Wülfrath. Den Ringelreigen tanzten die 40 Gäste im Kommunikations-Center nur in ihren Köpfen. Schloss einer von ihnen beim Konzert der Remscheider Volksrocker „Trio plus” einmal kurz die Augen, er hätte wetten können, dass ein wilder Schwof im Gange sei.

Schon kurz nach Beginn brachte das als Quartett angetretene Trio plus mit seinem Kracher „Das Fest”, ein Lied mit dem andere Gruppen das Ende eines berauschten Partyabends krönen würden. Ihr Cellist war ihnen abhanden gekommen. „Die Nachbarn hämmern an die Wand”, beschwor Sänger Heijo Hütt die Folgen einer Lebensfreude. Der quirlige Frontmann hat viele der vorgetragenen Weisen selbstgeschrieben, so auch die Beschwerdeode „Die Bahn kommt” im tuffenden Takt eines kanadischen Prärie-Two-Steps. Mit ordentlich Hall im Verstärker erschallte noch ein Dschungelruf im afrikanischen Stile durch Schlupkothen, dann war Hütt heißgelaufen, verzichtete im Weiteren auf Mikrofon und bekehlte die Kulturkathedrale mit barer Stimme.

Nach solch gewaltigen Auftakten schien zu dem keltischen Medley „Eckis Iren” ein wenig mehr Müßigang durch. Geiger Eckhard Schwandke hatte Fiddlerstücke zusammengesucht, zu denen die Rocksäume geflogen wären, würde solch lange Kleidmode heute noch getragen. Stilecht gekleidet waren die Musiker in weißem Leinen.

Ein Stück Wahnsinn bot Hütt auf seinem selbstgebauten Bierfassbanjo feil, dass mit aufgemaltem Gesicht jedoch eher etwas zum Gucken als zum Lauschen hermacht. Mit flotten Sololäufen füllte Christine Fuchs mit Hilfe ihres Akkordeons alle möglichen Klanglöcher, welche durch die zartbesaiteten Gitarren-Geige-Dialoge denkbar gewesen wären. Für beschwingte Polkas gänzlich unverzichtbar, schlug Perkussionistin Henrike Stockhausen einer zunehmenden Trancestimmung dienlich im Wechsel auf Cajonbox und Djembéntrommel.

Den zweiten Teil improvisierte das erweiterte Trio frei nach Gefühl von der Bühne. Die vorgesehene Liederliste besaß höchstens noch beratende Funktion. Als Losungsgeber dieses freisinnigen Teils diente die Verweigererhymne „Scheißegal”, die nach bestem Wissen und Gewissen vom talentierten Publikum mitkrakeelt und erklatscht wurde.

Es war ein Abend an dem die besten Geister der Volksmusik aus aller Welt beschworen wurden, die besonders die hiesigen Gefilden viel zu entschieden losgeworden sind.

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