Vorurteile in Schubladen verpackt

Eine eindrucksvolle Ausstellung im Kinder- und Jugendhaus befasst sich mit dem Kunstprojekt „Schubladendenken“.

Vorurteile in Schubladen verpackt
Foto: Andreas Reiter

Wülfrath. Mit dem Kunstprojekt „Schubladendenken“ haben sich sechs Mädchen im Alter von elf bis 15 Jahren seit Monaten befasst, nun wurden ihre Ergebnisse im Rahmen einer Ausstellungseröffnung im Kinder- und Jugendhaus der Öffentlichkeit vorgestellt. Herausgekommen sind eindrucksvoll mit Gedanken gefüllte Schubladen, die sich um Themen wie „Typisch Mädchen“, Typisch Jungs“ oder „Typisch Familie“ drehen — oder sich mit den verschiedenen Facetten des Rassismus befassen. Bei der Ausstellungseröffnung durften die Besucher ihre künstlerische Begabung selbst ausprobieren. So wurden unter anderem Aquarelle gemalt, Kartoffeldruck gefertigt und Postkarten gestaltet, die — passend zur Weihnachtszeit — eigentlich jeder gebrauchen kann.

Meliha (15), Teilnehmerin am Kunstprojekt „Schubladendenken“

Jungs waren nur bei der Anfangsveranstaltung im April vertreten. Damals hatte es eine Spray-Aktion gegeben, bei der ein Künstler den Teilnehmern Airbrush und eben Sprayen näher gebracht hatte. T-Shirts und Schuhe wurden dabei kunstvoll gestaltet. Das gesamte Projekt wird durch die „Ich— kann—was!“- Initiative gefördert.

„Wir zeigen, welche Vorurteile nicht stimmen, aber auch die, die zutreffen“, sagt Mia (13), die zusammen mit Lucy (12) und Emmi (11) diese Schublade gestaltet hat, mit einem Augenzwinkern. So räumt sie ein, „dass Mädchen nie alleine auf die Toilette gehen und sich gerne schminken und Jungs immer auf dem Handy zocken“.

Auch stetig wiederkehrende Sprüche innerhalb von Familien werden thematisiert. „Zieh Dir was an“ ist so ein immer wieder gerne gesprochener Satz der Eltern, die Ablehnung des Nachwuchses ist ebenso Standard. Auch Streit um die Anschaffung eines Haustiers wird mit allem Für und Wider dargestellt, genau wie der Umstand, dass Einstufungen in „zu dick“ oder „zu dünn“ Jugendliche in diesem Alter besonders beschäftigen können.

Weit weniger amüsant sind die Schubladen, die sich mit Rassismus befassen. „Ayse, kommst Du putzen?“ ist zu lesen, „Warum trägst Du ein Kopftuch?“ und „Wird bestimmt von ihrer Familie unterdrückt“. Meliha (15) kennt diese Vorurteile, hat sämtliche Sprüche schon gehört. In ihrer Schublade gibt es viele Anregungen, nachzudenken, bevor genau solche Aussagen gemacht werden.

Meliha hat ihre Schublade vor allem dem Anti-Rassismus gewidmet. Auch wenn alle Menschen unterschiedlich aussehen und verschiedene Religionen haben, „sind wir alle gleich“, so ihr Fazit. Sie hat auch einen guten Tipp, wie man Vorurteile gar nicht erst aufkommen lässt. „Das beste Mittel gegen Rassismus: das Kennenlernen.“

Hanaa El-Kayed und Andrea Schulte, beide von der Kinderförderung des Kinder- und Jugendhauses, begleiten die Mädchen bei ihrem Projekt. „Man braucht schon Mut, um die teils sehr persönlichen Beiträge zu verfassen“, sagt Hanaa El-Kayed. Manche Teilnehmerin hat etwas Zeit gebraucht, um ihre Schublade zu füllen. Die beiden Jugendhaus-Mitarbeiterinnen haben den Mädchen immer wieder Mut gemacht, sich mit den Themen auseinanderzusetzen.

Die Ausstellung ist zunächst im Kinder- und Jugendhaus zu sehen, später soll sie in der Stadtbücherei an der Wilhelmstraße 146 präsentiert werden. Der genaue Termin dafür steht allerdings noch nicht fest.

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