Videoinstallation „99 Orte“ von Kai Fobbe

Seit Freitag ist die Installation „99 Orte“ in Geschäften zu sehen, für die Künstler Kai Fobbe Punkte der Region hat ertanzen lassen.

Wülfrath. „Ich wollte ein Thema umsetzen, das ich kenne, aber nicht verstehe.“ Und weil Kai Fobbe Künstler ist, ist aus dieser Idee eine Videoinstallation geworden. „99 Orte“ heißt sie und ist jetzt zwei Wochen in 22 Wülfrather Geschäften zu sehen.

Es ist eine „Handreichung zur Schnitzeljagd für Kulturinteressierte und Reiselustige“, umschrieb er das Konzept bei der Vernissage am Donnerstagabend im „Fritzchen“. Zu sehen sind 99 Kurzfilme, in denen Jean Laurent Sasportes, Ensemble-Mitglied des Tanztheaters Pina Bausch, die Hauptrolle spielt. Als mysteriöser Kenner, immer in elegantes Schwarz gekleidet, erklärt er in moderner Gebärdensprache die geographischen Koordinaten des jeweiligen Ortes vor dem er sich befindet und der wie eine Traumkulisse im Hintergrund zu sehen ist.

Das sind ästhetische Auftritte, in denen der Tänzer in tadelloser Haltung seine Körpersprache auf die dynamische Arbeit von Hand und Arm reduziert. 51 Grad, 17 Minuten und 14 Sekunden — 7 Grad, 3 Minuten und 2 Sekunden symbolisiert zum Beispiel den Zeittunnel, einen anderer Punkt den Kindergarten Hundertwasser. Es geht in luftige Höhen (Kletterwand Wuppertal), tiefe Täler (Gruben) und zu Sehnsuchtsorten (Tim Buktu).

„Ursprünglich waren es 140 Ortserkundungen“, sagt Kai Frobbe. Animiert von der Bergischen Entwicklungsagentur sind für seine kunstvolle Vermessung der Welt repräsentative Punkte wie Messerfirmen, Kirchen und Kotten zu sehen. Und überaus persönliche Orte.

So wählte Jean Laurent Sasportes beispielsweise das Grab der im Sommer 2009 verstorbenen Compagnie-Chefin Pina Bausch aus. „Ein wichtiger Ort für mich“, sagt er über diesen Punkt seiner eigenen Lebenskartographie. „Früher dachte ich immer, man muss durch die ganze Welt reisen. Aber durch diese Arbeit weiß ich: Das Schöne liegt vor der Tür“, sagt der gebürtige Franzose, der seit 1979 in Deutschland lebt.

Das quasi ertanzte Koordinaten-System gibt es als Download von der Homepage des Künstlers und in den Schaufenstern Wülfrather Geschäfte zu sehen. Je drei Filme, die jeweils 30 Sekunden dauern, sind als Schleife miteinander verknüpft und auf schwarz gerahmten Monitoren zu sehen. Nach den zwei Wochen in Wülfrath wandert die Installation weiter nach Mettmann.

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