Verein Kunsthaus Langenberg: Aktie mit Kultur-Rendite

Der Verein Kunsthaus Langenberg öffnet im früheren Aldi-Markt am Wiemhof ein Kunstkaufhaus. Zur Finanzierung gibt es die „Alldie-Kunst-Aktie“.

Langenberg. Mit Projekten wie der „Grundsteinkiste“ und den in die Altstadt integrierten Ausstellungen „Tuchfühlung I“ und „Körperkonturen — Tuchfühlung II“ haben Norbert Bauer und der Verein Kunsthaus Langenberg zwischen 1993 und 2000 bundesweit von sich Reden gemacht. Dann kam der Ärger: Das Projekt „Kunststau“ im Tunnel wurde nicht genehmigt — Bauer schwor, nie wieder etwas in Langenberg zu machen. Stattdessen widmete er sich beispielsweise den aufwändigen Kunstinseln „Ruhr-Atolle“ auf dem Baldeneysee zur Kulturhauptstadt Essen 2010.

Doch Norbert Bauer ist rückfällig geworden, wie er selbst sagt, und auch der Verein soll seine zehn Jahre währende Kunstpause nun beenden. Der neue Schub entsprang zunächst der Not: Auf der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten für die Segel und Körperfiguren aus den Tuchfühlungen sowie für seine eigenen Ruhr-Atoll-Modelle aktivierte Bauer seine Kontakte zur Wohnungsgesellschaft LEG. Mit Erfolg: Der Verein Kunsthaus Langenberg kann den seit 2009 leerstehenden Aldi-Markt Wiemhof nutzen. Dort wird er Ende Juni auf 740 Quadratmetern das „Alldie-Kunstkaufhaus“ eröffnen. Dabei wird nicht nur ironisch auf die Kommerzialisierung der Kunst angespielt, sondern das „Aldi-Prinzip“, sagt Bauer, entspreche auch gut seinen Vorstellungen von „barrierefreiem Zugang zur Kunst“: „Es wird keine reine Galerie, sondern eine künstlerische Probebühne. Es wird Raum für Schräges und Experimentelles geben“, kündigt er an. Eine „Kinderabteilung“ ist ebenso geplant wie der Verkauf von Kunstwerken.

Bauers Kinetik-Arbeiten und „absurde Maschinen“ seines Künstlerfreundes Claudius Lazzeroni, Professor an der Folkwang-Kunsthochschule, sollen ebenfalls im Kaufhaus Platz finden. Und richtig schräg klingt der Plan eines Skulpturenwegs unterhalb des Senders mit dem Titel „Der röhrende Hirsch“. „Das ist eine Hommage an den leider verstorbenen Kunsthistoriker und guten Freund Klaus Flemming, mit dem ich schon 2002 diese Thematik ausgiebig diskutiert habe.“ Auf dem etwa drei Kilometer langen Weg vom „Forsthaus am Sender“ bis ins Zentrum sollen zwölf Arbeiten zum Thema aufgestellt werden. Für Bauer steckt in dem meist für Trivialkunst und Spießigkeit stehenden Motiv „ein breites Assoziationsspektrum und große gesellschaftliche Relevanz“.

Zur Finanzierung der Betriebskosten des Kunstkaufhauses sowie des Skulpturenwegs gibt der Verein Kunsthaus Langenberg die „Alldie-Kunst-Aktie“ heraus. Dahinter verbirgt sich eine Grafik-Sonderedition. Die 30 mal 40 Zentimeter große Kunstaktie wird jedes Jahr von einem anderen Künstler entworfen und signiert, erscheint in jeweils 1000 Exemplaren und kostet 100 Euro. Aktie Nummer 1 hat die Düsseldorfer Künstlerin C.U. Frank gestaltet. Am Sonntag von 15 bis 18 Uhr können Interessierte in den Räumen der Vereinigten Gesellschaft zu Aktionären werden. Ihnen wird eine dauerhafte „Kulturrendite“ in Aussicht gestellt. Einmal jährlich soll zudem mit den beteiligten Künstlern zur Aktionärsversammlung eingeladen und über die Entwicklung der Projekte berichtet werden.

Die Aktie kann auch bei Norbert Bauer unter Telefon 0171/5232745 oder per E-Mail geordert werden. [email protected]

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