Velberter Stadt-Archivar: Seine Leidenschaft - Geschichte

Christoph Schotten feiert Jubiläum. Er ist seit 25 Jahren Archivar der Stadt Velbert.

Velbert. Nein, er sitzt nicht in einem dunklen Kellergewölbe, wälzt staubige Akten oder blättert in alten Folianten, hat Spinnweben an der Ärmeln und atmet dumpfen Muff. Vielmehr sitzt Stadtarchivar Christoph Schotten in einem hellen Büro mit Computer, Karteikästen, Regalwänden, und das Magazin des Archivs ist voll klimatisiert. Am Freitag feiert Schotten sein 25-jähriges Dienstjubiläum bei der Velberter Stadtverwaltung - im Archiv. 23 Jahre lang leitet er es schon. "Das wird ein ganz normaler Arbeitstag mit normalem Betrieb", sagte Schotten am Donnerstag im WZ-Gespräch. Gefeiert werde allenfalls später.

Wenn sein oberster Dienstherr zum Gratulieren vorbeikäme, würde er ihn natürlich nicht fortschicken, bemerkte Schotten augenzwinkernd. Apropos Bürgermeister: Schotten freut sich, dass Velbert einen Bürgermeister habe, "der sich für die Geschichte der Stadt interessiert und an der Arbeit des Archivs teilnimmt". Da fühle man sich schon aufgehoben - "und das war nicht bei allen Bürgermeistern so".

Schotten liebt Geschichte und Stadtgeschichte - also auch sein Archiv. "Es transportiert die Stadtgeschichte, das ist letztlich auch Werbung für die Stadt. Und es ist wichtig, dass die Bürger sich mit ihrer Stadt identifizieren." Besondere, seltene und wertvolle Archivalien lagern nicht an der Thomasstraße. "So etwas wie eine Stadterhebungsurkunde haben wir nicht - geschichtlich bedingt: 1808 wurde Velbert unter Napoleon zur Bürgermeisterei, irgendwann im 19. Jahrhundert per Dekret "völlig unspektakulär" zur Stadt erklärt. Auf sein umfangreiches Zeitungsarchiv, das bis 1862 zurückreicht, ist Schotten aber zurecht stolz. Außerdem verfügt man über Ausgaben der ersten Zeitung im Kreis Mettmann überhaupt: Seit 1849 erschien in Langenberg "Der Zeitungsbote".

Außerdem ist er dabei, ein Filmarchiv aufzubauen. Als Höhepunkt verfügt er schon über einen Streifen vom 1. Mai 1993 zum "Tag der nationalen Arbeit". Seltensheitswert besitzt auch der Film "Velbert - eine Stadt wird weltbekannt" aus den 1950er-Jahren. Damals sei Velbert wegen seiner Tennisturniere so etwas wie das deutsche Wimbledon gewesen. "Alles, was Rang und Namen hatte, kam nach Velbert" sagt Schotten.

Zu den Höhepunkten seiner bisherigen Dienstzeit zählt zweifellos die Velberter Stadtgeschichte, die Schotten 2008 herausgegeben hat - auf 580 reich bebilderten Seiten. "Das war ein voller Erfolg. Nach einem dreiviertel Jahr war die 3000er-Auflage verkauft." Und der Band wurde auch von Nevigesern und Langenbergern gelobt, freut sich Schotten. Die "Feindschaften" der Ortsteile bestehen nach wie vor.

Fürs nächste Jahr ist die Herausgabe eine neuen Bildbandes geplant. Sorgen macht sich der Archivleiter eigentlich nur ums Archivieren selbst: "Papier aus dem Mittelalter ist heute noch lesbar. Aber was passiert mit Fotos, die es heute nur noch digital gibt? Sind wir auf dem Weg in eine geschichtslose Zeit?"

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