Velberter schunkeln trotz Zugabsage

Während sich die Innenstadt menschenleer präsentierte, wurde in Kneipen in der Stadt und in den Vereinsheimen kräftig gefeiert.

Velberter schunkeln trotz Zugabsage
Foto: Simone Bahrmann

Velbert. Richtige Karnevalisten ließen sich gestern wegen der Absage des Rosenmontagszuges die gute Laune nicht verderben. Als die befürchteten Sturmböen und heftige Regenfälle dann doch noch gestern Nachmittag durch die fast menschenleere Innenstadt peitschten, saßen die „alten Freunde“ der KG Urgemütlich zusammen und schunkelten. „Wir haben grade ein Lied auf den Sturm gedichtet“, so Michael Wolframm. In der Runde hakt man sich unter und stimmt sogleich fröhlich das „Sturmlied“ an: „Op dä Sturm wohl kütt, dat fragen sich die Lütt, op dä Sturm hütt kütt, dat wissen mer nitt“.

In einer anderen Ecke der „Bürgerstube“ sitzt eine Gruppe bunt kostümierter Narren: „Wir haben gut gegessen und getrunken, wir haben Spaß, obwohl der Zug ausgefallen ist“, freut sich Michael Viehweger. Das sah am Mittag noch anders aus, als der Festausschuss Velberter Karneval die Absage des Rosenmontagszuges begründete.

„Es war wirklich keine leichte Entscheidung, ich weiß, dass viele ganz traurig sind“, kommentierte Michael Schmidt. „Um 8.30 Uhr habe ich mich beim Deutschen Wetterdienst informiert. Der hatte eine Unwetterwarnung für den Kreis Mettmann herausgegeben, mit vereinzelt starken Sturmböen bis 110 Kilometer in der Stunde und möglichen Gewittern genau für die Zeit, in der der Zug laufen sollte“, so der Zugleiter. „Ich hätte ja gerne das gallische Dorf abgegeben, dass in ganz Nordrhein-Westfalen trotz aller Warnungen zieht. Aber das wäre letztendlich unverantwortlich gewesen, denn wir müssen die Sicherheit gewähren.“

Die Möglichkeit, den laufenden Zug beim Auftreten von Sturmböen abzubrechen, wäre gar nicht in Frage gekommen. „Das gibt nur Chaos.“ Auf gut Glück bis 14 Uhr zu zu warten, ist auch nicht praktikabel: „Ein Rosenmontagszug ist keine Lotterie“, so der Zugleiter. Festausschussmitglied Monika Krümmel liefert gleich die Begründung nach: „Wir haben viele auswärtige Gäste dabei, die würden dann vergeblich anreisen.“

Michael Schmidt, Zugleiter

Michael Schmidt, der 1995 selbst Karnevalsprinz war, weiß, dass es etwas ganz Besonderes ist, auf dem Prinzenwagen durch seine Stadt zu ziehen. „Das ist schon was anderes, als im Cabrio durch Heiligenhaus zu fahren.“ Michael Schmidt spielt auf die Teilnahme des Velberter Prinzenpaares Frank II. und Steffi I. sowie den Kindertollitäten Jamari I. und Lia I in der Nachbarstadt an, wo am Samstag nach 30 Jahren wieder ein Narrenumzug stattfand.

Zugleiter Schmidt feierte mit seiner Gesellschaft, der KG Großen Velberter, im Vereinsheim. „Als um 14 Uhr die Sonne schien, hätte ich kotzen können“, bekennt er. Doch eine Stunde später hatte sich das wechselhafte Wetter wie im April geändert, die Sturmböen waren da. Unterstützung für die Entscheidung des Zugleiters kommt vom Stadtprinz Frank II. „Natürlich sind wir ein bisschen traurig, der Rosenmontag ist der Höhepunkt für uns, aber der Zugleiter hat das Richtige getan.“ Schon mit der Absage am Morgen arbeitete der Festausschuss am Plan B. Vorsitzender Pascal Kolter, hatte sich beim Verband Rheinisch-Bergisch-Märkischer Karnevalsgesellschaften erkundigt, ob ein nachgeholter Zug im Mai möglich ist. „Die werden uns dabei unterstützen, aber sie bitten darum, ihn nicht während der Fastenzeit laufen zu lassen.“ Unterstützung hat ebenfalls Bürgermeister Dirk Lukrafka zugesagt.

„Nächsten Montag geben wir den Ersatztermin bekannt“, so Marco Krümmel vom Festauschuss und verrät, dass es ein Samstag im Mai sein soll. „Mit einer anschließenden Party am Offers in einen langen Abend hin, das kann richtig toll werden, wenn schönes Wetter ist.“ Auf diesen Ersatztermin freut sich Steffi I. „Mir tun die Leute leid, die sich so viel Arbeit beim Bau der Wagen gemacht haben. Vielleicht können sie die bis Mai noch irgendwie unterstellen und dann wieder zeigen“, wünscht sich die Stadtprinzessin. Welche Kosten auf die Karnevalisten wegen des abgesagten Zuges zukommen, ist noch nicht abzusehen. „Klar, für die bereits aufgestellten Absperrmaßnahmen müssen wir aufkommen. Ob wir den Kapellen nach der Absage wegen höherer Gewalt noch was zahlen müssen, weiß ich nicht, da muss ich erst die Verträge studieren“, so Michael Schmidt, der sich freut, dass bis zum Ersatztermin das Wurfmaterial nicht schlecht wird. „Ich hab aufs Haltbarkeitsdatum geschaut, das reicht bis zum Sommer!“

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