Velbert Velberter Grüne sehen den Klimanotstand gekommen

Velbert. · Zahlreiche Anträge werden in der Ratssondersitzung zum Umwelt- und Klimaschutz eingebracht.

 Die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, hier mit Martin Zöllner (v.l.), Esther Kanschat, Liane Marth und Sieghard Marth, bringen zahlreiche Anträge in die Sondersitzung des Rates zum Klimaschutz ein.

Die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, hier mit Martin Zöllner (v.l.), Esther Kanschat, Liane Marth und Sieghard Marth, bringen zahlreiche Anträge in die Sondersitzung des Rates zum Klimaschutz ein.

Foto: Ulrich Bangert

„Es müssen Taten folgen, wir brauchen Maßnahmen, damit Erfolge sichtbar werden. Was bisher geplant ist, greift erst in zwei Jahren“, begründet Esther Kanschat die 19 Anträge, die von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in die Sondersitzung des Rates zum Klimaschutz am Dienstag eingebracht werden.

„Beim Mobilitätskonzept für Velbert-Mitte können wir nicht noch zwei Jahre warten, jetzt müssen wir es anpassen“, so die Forderung der Grünen, die eine weitere Flächenversiegelung für Straßenflächen ablehnen und sich Gedanken machen, wie man die Leute aufs Fahrrad bringt. Für das umweltfreundliche Zweirad sollen Einbahnstraßen geöffnet werden. Zur Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität, Erhöhung der Sicherheit.

Als ein Beitrag zum Klimaschutz soll flächendeckend Tempo 30 innerhalb der geschlossenen Ortschaften eingeführt werden. Ständiges Stop-and-Go, wechselnde Geschwindigkeitsbegrenzungen und Staus führten dazu, dass in den Städten deutlich langsamer als 50 Stundenkilometer gefahren wird. „Entgegen aller Vorurteile ist man bei Tempo 30 nicht wirklich länger unterwegs. Denn der Verkehr fließt durch weniger Stop-and-Go-Phasen und weniger Staus flüssiger und gleichmäßiger, was sich positiv auf Treibstoffverbrauch und damit auf den CO2-Ausstoß aus,“ heißt es in dem entsprechendem Antrag.

Ein anderer Aspekt ist die Verbesserung des Mikroklimas. „Wir brauchen mehr Bäume und weniger versiegelte Asphaltflächen, auf dem Moltkeplatz wird man regelrecht gebraten“, beschreibt Martin Zöllner den derzeitigen Zustand an heißen Sommertagen. „Weiterhin können größere Niederschlagsmengen auf den weitgehend versiegelten Flächen nicht versickern, was besonders bei Starkregen zusätzlich die Kanalisation belastet, statt Entlastung zu schaffen. Die Folgen von Starkregengüssen, die nicht ausreichend schnell abfließen können, sind zuletzt in Wuppertal sehr deutlich geworden“, so der Blick des ersten stellvertretende Fraktionsvorsitzenden zur Nachbarstadt.

Zur Verbesserung des Kleinklimas fordert Esther Kanschat den Verzicht auf das Gewerbegebiet Große Feld an der Langenberger Straße: „Seit 1992 ist bekannt, dass dort bei einer Bebauung Velbert-Mitte die Kaltluft fehlen würde.“

Grünen-Geschäftsführerin Liane Marth verweist darauf, dass die Leistung von Photovoltaikanlagen ab einer Temperatur von 25 Grad nachlässt. Sie plädiert für Strom aus der Sonne und gleichzeitig für zusätzliche Dachbegrünungen. Darüber hinaus setzt sie sich für eine insektenfreundliche Begrünung der Innenstadt ein. „Die Leute können Patenschaften für solche Flächen übernehmen“, so ihr Vorschlag. „Dadurch wird das Bewusstsein für deren Bedeutung bei den Bürgern geschärft, die dann auch mal eine Gießkanne drauf schütten“, ergänzt Esther Kanschat.

Mit dem Antrag, den hoch bewirtschafteten Wald in einen Wildwald umzuwandeln, erhoffen sich die Grünen eine Verringerung der Temperatur in den Wäldern, weil verrottendes Holz Wasser speichert, das zur Kühlung beiträgt. „Da bringt einen Temperaturunterschied von zwei bis drei Grad. Die zum Teil sehr intensive Bewirtschaftung tut dem Wald nicht gut“, ist Martin Zöllner überzeugt.

Die Grünen begründen ihren Aktionismus damit, dass nach wissenschaftlichen Berechnungen heutzutage nur noch neun Jahre Zeit bleiben, um geeignete Maßnahmen zu ergreifen, damit die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreicht werden. Den Klimanotstand möchte die Umweltpartei ausrufen, weil sich die Stadt Velbert damit zu einer intensivierten Klimapolitik bekennt und die Eindämmung des Klimawandels zum Ziel allen städtischen Handelns macht.

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