Velbert Neviges Bahnhof Als die Dampfrösser schnaubten

Neviges. · Der Nevigeser Bahnhof erinnert an die Pionierzeit der Eisenbahn, als das damals ganz neuartige Verkehrsmittel viele Änderungen mit sich brachte.

 Das unter Denkmalschutz stehende Empfangsgebäude des Nevigeser Bahnhofes von 1908 erinnert an die große Zeit der Eisenbahn.

Das unter Denkmalschutz stehende Empfangsgebäude des Nevigeser Bahnhofes von 1908 erinnert an die große Zeit der Eisenbahn.

Foto: Ulrich Bangert

Am Wochenende wurde im Nevigeser Bahnhof gefeiert: Anastasios Sitmalidis beging sein 40-jähriges Jubiläum als Gastronom. Vor 36 Jahren hatte der Grieche mit seiner Frau Anatoli die Bahnhofsgaststätte von der Deutschen Bundesbahn gepachtet. Nachdem der neue Haltepunkt Auf der Beek in Betrieb genommen wurde, kaufte der er das denkmalgeschützte Gebäude zwischen Dom und Schloss und ließ die reich verzierte Fassade zu einem Schmuckstück herausputzen.

Viele Pilger kamen einst
mit der Bahn

Vor 110 Jahren wurde das Empfangsgebäude eingeweiht. Für den Wallfahrtsort war der Bahnhof von großer Bedeutung: Die Pilger konnten praktisch vor der Kirchentüre aussteigen. Viele Gläubige kamen in Sonderzügen aus dem katholischen Ruhrgebiet. „Die Pilger stiegen morgens am Bahnhof aus, die leeren Züge fuhren weiter nach Wuppertal, wo sie anschließend bis zum Nachmittag abgestellt wurden“, erinnerte sich ein Fahrdienstleiter, der lange Jahre am längst aufgelassen Block Asbruch seinen Dienst verrichtet hatte. „An manchen Tagen war so viel los, da wurden die Sonderzüge bis nach Langerfeld zu Abstellung gebracht.“

Längst hat die Eisenbahn ihre Bedeutung für die Wallfahrt verloren, die meisten kommen mit dem Auto oder dem Bus. Für die Nevigeser aber ist die S-Bahn eine bequeme und schnelle Verbindung nach Wuppertal und ins Ruhrgebiet. Mit dem Ausbau der S-Bahn bekam der Ortsteil Siepen einen eigenen Haltepunkt. „Velbert-Rosenhügel“ ist für viele Bahnnutzer fußläufig zu erreichen, weitere Pendler stellen ihre Wagen auf den Stellenflächen beiderseits der Gleise ab, um staufrei in die Innenstädte zu gelangen.

Den meisten ist nicht bewusst, dass es sich um eine der ältesten Eisenbahnstrecken Deutschlands handelt: Am 1. Dezember 1847 wurde die 32 Kilometer lange Prinz-Wilhelm-Eisenbahn zwischen Steele und Vohwinkel in Betrieb genommen.

Die ersten Wagen wurden
von Pferden gezogen

Die Ursprünge liegen sogar noch weiter zurück: Die ersten Wagen rollten bereits am 20. September 1831, sie wurden anfangs von Pferden gezogen, weil der Regent befürchtete, die Dampfkessel von Lokomotiven könnten explodieren. So wurde von Kupferdreh nach Nierenhof Steinkohle von der Ruhr in Richtung Bergisches Land und dem Tal der Wupper befördert.

Am alten Nevigeser Bahnhof erinnert eine Gedenktafel von 1846 an den Bau der Bahnstrecke: „Prinz Wilhelm Eisenbahn projectirt und erbauet durch den Ober-Ingenieur Herrn Friedrich Andriehsen.“ Ein eine weitere Besonderheit bestand in einer Spitzkehre, denn nur so konnte zwischen Neviges und Vohwinkel die Steigung überwunden werden. An der 1847 gebauten Kopfstation an Siebeneicker Straße - das Gebäude ist heute noch vorhanden - mussten die Züge in einer Art Wendebahnhof auf einem Teil der zuvor befahrenen Gleise in die Gegenrichtung fahren. Der Eisenbahner spricht von „Kopfmachen“. Dieser umständliche Zwangshalt wurde 1862 durch eine Neutrassierung beseitigt.

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