Velbert: Millionen für das Bürgerhaus

Nach der Asbestsanierung gingen die Arbeiten im Denkmal nicht weiter. Nun hat das Land rund 9,3 Millionen Euro bewilligt.

Langenberg. Feiner Staub bedeckt Treppe und Geländer zur Empore des großen Konzertsaals, nackte Stromleitungen ragen aus der Decke. Wo vorher Lichtschalter waren, klaffen jetzt Löcher in der Wand. Im dämmrigen Licht provisorisch installierter Lampen folgt eine Besuchergruppe Stadtplaner Roland Dabrock durch die Gänge des Langenberger Bürgerhauses.

Seit Jahren ist dort eine Baustelle, hat dort kein Konzert, keine Ausstellung mehr stattgefunden. Doch bislang ruhten die Arbeiten, weil die Stadt Fördermittel des Landes beantragt hatte, die Fortsetzung der Sanierung daher der Genehmigung des Bauministeriums bedurfte.

Vor einigen Tagen kam nun der Bescheid aus Düsseldorf: Das Land unterstützt das Projekt, die Bauarbeiten dürfen weitergehen. Doch bevor die Handwerker in den nächsten Wochen wieder mit der Arbeit beginnen, nahmen jetzt viele Bürger die Gelegenheit wahr, einen Blick in das Objekt zu werfen.

Im Konzertsaal versammelt der Stadtplaner die Gruppe um sich: Wo zuvor Bühnentechnik und Beleuchterbühne ihren Platz hatten, reichen nun gewaltige Baugerüste bis unter die Decke. Die kunstvolle Gipsverkleidung unter dem Dach ist an vielen Stellen aufgebrochen. "Rund 50 Tonnen asbestbelastetes Material haben wir da herausgeholt, erläutert der städtische Fachabteilungsleiter für Umwelt- und Stadtplanung. Anstelle der ehrwürdigen Faust-Orgel klafft nun ein schwarzes Loch: "Das Instrument war völlig asbestverseucht."

Ein Orgelbauer hat es zur Restaurierung komplett demontiert. Auch die Wandverkleidung aus dunklen Holzkassetten fehlt völlig, die Einzelteile wurden bis zur Wiederherstellung nummeriert und eingelagert. Im Foyer ist unterdessen schon erkennbar, wo einmal ein Aufzug Zugang zu allen Ebenen des Gebäudes mit Ausnahme der Empore schafft.

Auf Anhieb nicht erkennbar sind die statischen Mängel, wie die nicht gegründeten, tragenden Säulen, die erst jetzt ein solides Betonfundament erhielten: "Das hätte ein zweites Bad Reichenhall geben können", erinnert Dabrock an die 2006 eingestürzte Eislaufhalle.

Auch beim Bau der Empore wurde vor 90 Jahren gepfuscht. So ist die Betondecke statt 18,5 nur 8,5 Zentimeter stark. Richtig aufwändig wird auch die Sanierung der Stahlträger im Untergeschoß: Sie sind durch eindringende Feuchtigkeit aus dem Hang bis zu 1,20 Meter tief durch Korrosion geschädigt - was schon vor Jahren durch eine Verkleidung kaschiert wurde.

Anette Cibrowius ist beim Anblick der vielen Schäden entsetzt: "Ich habe nicht gewusst, wie schlimm es um das Bürgerhaus steht", so die Langenbergerin, die sich mit ihrem Lebensgefährten der Führung angeschlossen hat. Die 42-Jährige war regelmäßig zu Gast in der guten Stube der Senderstadt, hat oft selbst mit dem Bürgerhaus-Chor auf der Bühne gestanden.

Sie wirft einen Blick in den gesperrten Kleinen Saal: Wo früher regelmäßig der Bezirksausschuss tagte, fängt jetzt ein Wald von Baustützen die einsturzgefährdete, weil nur an dünnen Drähten aufgehängte Decke ab. Viel mehr können die Besucher im Bürgerhaus nicht erkunden, die übrigen Bereiche sind nur mit Helm und Sicherheitsschuhen begehbar. "Als Langenbergerin ist es mir wichtig, dass dieses Haus erhalten bleibt", betont Cibrowius nach dem Rundgang. So etwas wie das Bürgerhaus gebe es in ganz Velbert nicht.

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