U3-Ausbau: Neviges ist Schlusslicht

Versorgungsquote für die Kleinsten ist zu niedrig und sinkt weiter. In Mitte fehlen bald zwei ganze Kindergärten.

U3-Ausbau: Neviges ist Schlusslicht
Foto: Hase/dpa

Velbert. Nach der Klage gegen die Stadt Leipzig sind die Städte alarmiert: Wer seiner gesetzlichen Verpflichtung nicht nachkommt und für den Bedarf angemessene Kita-Plätze vorhält, läuft Gefahr, von Eltern auf Schadensersatz verklagt zu werden. Unter diesem Vorzeichen schauten sich Jugendhilfe- und Sozialausschuss jetzt in einer gemeinsamen Sitzung die Bedarfsplanung 2016 für die Tagesbetreuung von Kindern ganz genau an. Und es zeigte sich: In Neviges ist der U3-Bereich nicht für die Zukunft ausgebaut, in Velbert-Mitte ist die Versorgungsquote für Kinder ab drei Jahren bedenklich niedrig (93 Prozent).

Stephan Schnitzler (SPD) kommentierte angesichts der Zahlen: „Wir laufen damit Gefahr, dass Eltern den Klageweg beschreiten.“ Markus Hackethal, Leiter des Fachbereiches, Jugend, Familie und Soziales, gab schon einmal einen Ausblick auf die Maßnahmen, mit denen die Stadt dagegenwirken möchte: „Wir sind mittlerweile der Auffassung, dass wir zwei neue Einrichtungen errichten müssen — plus eventuell noch einen Anbau.“ Hintergrund ist der enorme Anstieg der Zahl Einjähriger im Stadtgebiet. Velbert ist plötzlich im Babyboom. „Ich habe mehrfach nachgerechnet, weil ich die Zahl erstmal gar nicht glauben konnte“, berichtete Ingrid Treitz von der städtischen Jugendhilfe. Gab es 2014 noch 626 Einjährige in der Stadt, so stieg diese Zahl in 2015 auf 664 an — und 2016 schließlich auf 768. So viele Einjährige gab es seit mindestens zehn Jahren nicht mehr. Als Ursachen nannte die Stadt die Flüchtlingswelle, aber auch Zuzüge in neue Wohngebiete.

Besonders auffällig ist die niedrige Quote der U3-Versorgung in Neviges. Hier hält die Stadt derzeit lediglich für 37 Prozent der Unter-Drei-Jährigen einen Kita- oder Tagespflegeplatz vor. Laut Prognose für 2018 soll die Quote sogar noch weiter um zwei Prozentpunkte fallen, weil mehr Kinder nachrücken. Dabei ist der Trend ein anderer: „Dass schon Zweijährige in die Kita gegeben werden, ist mittlerweile völlig normal“, berichtete Ingrid Treitz von der Stadt. Eine Zielquote für U3-Kinder gibt es bislang zwar nicht, aber Fachbereichsleiter Markus Hackethal glaubt, dass mittelfristig eine Quote von 50 Prozent angestrebt werden müsste.

Der Ausschuss sprach sich gestern einstimmig dafür aus, dass die Stadt weitere notwendige Maßnahmen ergreifen soll, um den Bedarf perspektivisch zu decken.

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