Wülfrath Tunnelcafé sucht neuen Pächter

Wülfrath · Familie Wagner wird die Gastronomie am Zeittunnel nicht weiter betreiben, Grund sind Differenzen mit der neuen Genossenschaft.

 Nach fünf Jahren: Markus und Tina Wagner backen keine Köstlichkeiten mehr im Tunnelcafé.

Nach fünf Jahren: Markus und Tina Wagner backen keine Köstlichkeiten mehr im Tunnelcafé.

Foto: Tanja Bamme

. Nach fünf erfolgreichen Jahren ist für Familie Wagner Schluss im Tunnelcafé. Das teilte das Pächterpaar per Mail, aber auch auf ihrem Facebookkanal mit. „Für uns waren es schöne fünf Jahre und wir haben uns in dem Café immer wie Zuhause gefühlt“, erklärt Markus Wagner in einem anschließenden Gespräch. Leicht ist ihm und seiner Frau Tina die Entscheidung nicht gefallen und gerne hätten sie weitergemacht. Doch die unterschiedlichen Standpunkte zwischen dem Gastro-Paar und der neuen Genossenschaft ließen sich auch nach mehreren Telefonkonferenzen nicht zusammenbringen. „Wir wollen in unserer unternehmerischen Freiheit nicht eingeschränkt werden, aber das wäre mit den neuen Plänen der Genossenschaft leider der Fall gewesen. Daher haben wir für uns entschlossen, den Mietvertrag bereits zum 31. Dezember vergangenen Jahres zu kündigen.“

Tina und Markus Wagner haben besonders in den vergangenen beiden Jahren mit Musik und verschiedenen Kulturprogrammen die Besucher in ihr Tunnelcafé gezogen. Regelmäßige Konzerte an den Saison-Samstagen gehörten zum Jahresplan der beiden Wülfrather, die nach eigenen Angaben „viel Herzblut“ in das Café investiert haben. „Sowohl meine Frau als auch ich haben allein im letzten Jahr jeder über 1000 Stunden in das Café investiert, obwohl wir nur an den Wochenenden geöffnet hatten. Wirtschaftlich betrachtet ist das zwar ein Desaster, aber wir haben es gerne gemacht. Nicht zuletzt wegen der Besucher, die über die Jahre zu Freunden geworden sind.“

Der Stand auf dem Wochenmarkt soll weiterhin bestehen

Eigentlich hätten die Wagners die kommende Saison noch unter Vertrag bei der Stadt gestanden, die noch für 2021 als Eigentümer des Zeittunnels fungiert. Die Betriebsführung hingegen übernimmt bereits die Genossenschaft. Doch obwohl es von Seiten der Stadt durchaus Zuspruch gab, konnte trotzdem keine gütige Lösung gefunden werden. „Mit der Stadt und gerade mit Bürgermeister Rainer Ritsche haben wir abschließende Gespräche geführt. Aber für uns stand der Schlussstrich fest. Unsere Sachen haben wir bereits aus dem Café geholt, irgendwann in den kommenden Tagen wird eine Übergabe stattfinden und dann wollen wir uns auf neue Pläne konzentrieren“, erklärt Markus Wagner, der sich diesbezüglich noch in Schweigen hüllt. Bereits im vergangenen Jahr haben die Wagners ihren Kuchen im Glas (wir berichteten) auf dem Wochenmarkt verkauft. „Diesen Stand möchten wir gerne auch künftig betreiben. Ersetzen kann dieses Vorhaben aber nicht die Geselligkeit mit unseren Gästen.“

Auch Bürgermeister Rainer Ritsche zeigt sich von dem Ausgang der Gespräche zwischen der Familie Wagner und der Genossenschaft überrascht. „Ich bedauere diese Entwicklung und es bleibt abzuwarten, ob es der Genossenschaft gelingt, bis zum Saisonstart eine neues Angebot für das Café auf die Beine zu stellen“, so Ritsche. Auch ist ihm bewusst, dass für die Wülfratherinnen und Wülfrather ein gern genutzter Anlaufpunkt verloren geht. „Das Tunnelcafé ist sehr gut in der Bürgerschaft und bei Besuchern angekommen.“ Obwohl sich die Stadt vermittelnd eingebracht hat und der Vertrag mit der Familie Wagner auch noch mit der Stadt für ein Jahr Bestand gehabt hätte, lässt der Vertrag trotzdem Interpretationsspielraum offen. „Ich habe gehofft, dass die kommende Saison das Miteinander zwischen den Parteien fördert, aber dazu ist es leider nicht gekommen“, so Ritsche abschließend.

Genossenschafts-Vorstand Ulrich Becker nimmt die Entscheidung der Familie Wagner ebenfalls mit Bedauern auf. „Damit hätten wir nicht gerechnet“, gibt er im Gespräch mit der WZ wieder. „Wir sind traurig, dass die Familie Wagner das Tunnelcafé nicht weiter betreibt. Aber letztlich ist das nicht unsere Entscheidung gewesen, die Pächter haben den Vertrag mit der Stadt gekündigt.“ Einen Tag vor dem Jahreswechsel hat die Genossenschaft von der Kündigung erfahren. Genügend Zeit um neue Pläne zu schmieden gab es bisher noch nicht. „Noch im Januar wird es eine Aufsichtsratssitzung geben. Dort wollen wir das weitere Vorgehen besprechen“, erklärt Ulrich Becker, der sich gleich mehrere Szenarien für das Tunnelcafé vorstellen könnte. „Eine Kooperation mit einem lokalen Bäcker, aber auch die Suche nach einem neuen Pächter wären möglich. Oder wir betreiben das Tunnelcafé selbst. Fraglich ist jedoch, wer sich diesen Schritt in der aktuellen Corona-Situation vorstellen kann“, ergänzt das Vorstandsmitglied. Und noch eine Sache ist ungewiss: Ob der Zeittunnel seine Saison im April überhaupt starten kann. Denn noch ist die Corona-Pandemie nicht überwunden.

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