Velbert Tiefe Einblicke in fast vergessene Historie

Velbert. · Dirk Hagedorn sowie Bernd und Rolf Knop haben das neue Buch von Ulrich Lütsch über die Geschichte des Bergbaus in Niederberg veröffentlicht.

 Der Bleiberg wurde 1491 erstmals urkundlich erwähnt, als Margreth von Bernsau zu Disternich ihrer Tochter eine Leibrente von 32 Talern verschrieb, „zu bezahlen aus ihren Renten von dem Bleiberg in der Herrlichkeit Hardenberg“. Die Teiche am heutigen Diakonissen-Mutterhaus sollen einst als Bleiwäsche gedient haben.

Der Bleiberg wurde 1491 erstmals urkundlich erwähnt, als Margreth von Bernsau zu Disternich ihrer Tochter eine Leibrente von 32 Talern verschrieb, „zu bezahlen aus ihren Renten von dem Bleiberg in der Herrlichkeit Hardenberg“. Die Teiche am heutigen Diakonissen-Mutterhaus sollen einst als Bleiwäsche gedient haben.

Foto: Bergischer geschichtsverein, Abteilung Velbert-Hardenberg/Repro: Ulrich bangert

Bleiberg, Alaunstraße, Zechenweg – meist sind es nur noch die alten Gemarkungs- und Straßennamen, die an die vor rund hundert Jahren beendete Erzförderung in Hardenberg, Velbert und Umgebung erinnern. Vieles ist seither in Vergessenheit geraten. Wer sich indessen mit dem Bergbau in der Region beschäftigt, kommt an Ralf-Ulrich Lütsch nicht vorbei: Sein 1984 herausgegebenes Buch „Der Velberter Bergbau und das Bergrevier Werden“ ist nicht nur vielen geschichtsinteressierten Velbertern bekannt, sondern das Standardwerk über den regionalen Erzabbau. Das nun erschienene Buch „Glück auf, Niederberg!“ ist quasi der Nachlass des Lokalhistorikers– die Veröffentlichung hat der gebürtige Velberter, der seit Ende der 70er Jahre in Schleswig-Holstein wohnte und dort am 27. August 2018 nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren verstarb, nicht mehr erlebt. Dass das Werk posthum doch noch publiziert wurde, haben Dirk Hagedorn aus Essen und die Velberter Brüder Bernd und Rolf Knop bewirkt.

Hagedorn ist seit Jahren im Hespertalbahn-Verein aktiv, hat durch seinen Großvater, der auf der Zeche Pörtingssiepen nahe Haus Scheppen am Baldeneysee gearbeitet hat, eine persönliche Beziehung zum lokalen Bergbau und der damit verbundenen Bahn. Bei Recherchen zum Buch „Kohle, Kalk & Erze“ über die Geschichte der Hespertalbahn stieß der Archivar des Vereins vor ungefähr 15 Jahren auf die alte Schleppbahn, die von Heiligenhaus über Velbert und den Hefel hinab nach Kupferdreh führte. „Ich habe damals Ulrich Lütsch kontaktiert, um mehr über die Schleppbahn zu erfahren“, erinnert sich der 49-Jährige. Aus dem Kontakt entstand ein reger Austausch, zumeist per E-Mail. Lütsch berichtet in dem neuen Buch auch, dass der Essener ihn mit zahlreichen Informationen und Bildern zur Zeche Hermann versorgte die in sein Buch „Hermann und Ludscheid – Zwei Kleinzechen im Hespertal und am Rodberg“ Eingang fanden.

Lütsch hat an der Recherche
über den Bergbau festgehalten

Daneben hatte Lütsch, aufbauend auf sein erstes Buch, ständig weiter über den Bergbau im Raum Velbert recherchiert. Über Dirk Hagedorn hatte der Heimatforscher zudem vor etwa zehn Jahren die Brüder Knop kennengelernt, die sich ebenfalls seit vielen Jahren intensiv mit der lokalen Erzförderung und der Schleppbahn beschäftigt hatten. „Diese zunächst nur im E-Mail-Austausch bestehende Bekanntschaft entwickelte sich sehr schnell zu einem regen Kenntnis- und Informationsaustausch und bald auch zu einer Freundschaft“, schreibt Lütsch, und weiter: „Die drei aus der Heimat wurde immer öfter auch meine Augen, die sich in meiner alten Heimat für mich auf Spurensuche begaben.“ 2014 erweiterte sich der Kreis um Lütsch mit Wolfgang Erley, Jürgen Lohbeck, Josef Niedworok und Sven Polkläser und um vier weitere Heimatforscher, die sich unter anderem mit den Forschungen zum Scheindorf am Rottberg einen Namen gemacht haben.

Im Januar 2018 plante Lütsch die Veröffentlichung seines Werkes „Glück auf, Niederberg!“: „Dazu kam es durch den Tod von Ulrich Lütsch zunächst nicht“, berichtet Dirk Hagedorn. Ihm und den Knop-Brüdern gelang es jedoch, das Manuskript mit allen Unterlagen zu sichern, und das Trio beschloss, es posthum zu publizieren: „Ulrich Lütschs Werk sollte nicht verloren gehen“, betont Hagedorn. Dabei sei das neue Buch weit mehr als die Fortführung des ersten aus dem Jahr 1984: „In den vergangenen 35 Jahren wurde viel recherchiert, neue Erkenntnisse gewonnen und erweitert. So hat sich das Buch nicht nur im Format vergrößert, sondern auch in der Seitenanzahl fast verdoppelt.“ Es widme sich nicht nur den großen Betrieben und dem Steinkohleabbau, sondern auch den vielen kleinen Erzgruben und deren Geschichte, die bis weit in das 15. Jahrhundert zurückreicht: „Dieses Buch soll die Erinnerung an 600 Jahre Bergbau in und um Velbert bewahren und ist eine Hommage an Ulrich Lütsch und sein Wirken“, so Hagedorn.

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