Wülfrath THW muss die Anger umleiten

Wülfrath. · „Da ist so ziemlich alles rausgelaufen, was rauslaufen konnte“, beschreibt ein Mitarbeiter von der DB Notfalltechnik den Schaden an der Diesellokomotive, die am Rande des Lhoist-Werksbahnhofes in Rohdenhaus entgleiste.

 Nachdem die ehrenamtlichen Kräfte des THW die Anger eingestaut hatten, wurde das Wasser mit Hochleistungspumpen durch eine mehrere hundert Meter lange Schlauchleitung an der Gefahrenstelle vorbei gepumpt.

Nachdem die ehrenamtlichen Kräfte des THW die Anger eingestaut hatten, wurde das Wasser mit Hochleistungspumpen durch eine mehrere hundert Meter lange Schlauchleitung an der Gefahrenstelle vorbei gepumpt.

Foto: Ulrich Bangert

Die rund 90 Tonnen schwere Maschine überfuhr am Donnerstagabend einen massiven Betonprellbock und kam auf einer Böschung zum Stehen. Dabei lief der bis zu 4000 Liter fassende Kraftstofftank aus, ebenso trat die weniger umweltschädliche Kühlflüssigkeit aus.

Mit zwei Kränen wurde die gerade mal acht Monate alte Lokomotive von der DB-Bergungsmannschaft ohne größere Probleme wieder auf die Räder gestellt. Sie ist rollfähig und wird demnächst mit Schrittgeschwindigkeit in eine Werkstatt geschleppt. Während die Spezialisten der Deutschen Bahn die Bergung der verunglückten Lok im Laufe des Samstags beenden konnten, dauert einer der längsten Einsätze des Technischen Hilfswerks (THW) in Wülfrath an.

Ziel ist es, den Umweltschaden durch den ausgelaufenen Dieselkraftstoff möglichst gering zu halten. Dafür wurden unter anderem die Fachgruppen „Räumen“ und „Wasserschaden/Pumpen“ angefordert. Zwei Hochleistungspumpen, die bis zu fünf Kubikmeter in der Minute befördern, pumpen das Wasser der Anger über eine 300 Meter lange Schlauchleitung an der Stelle vorbei, wo der Kraftstoff aus der Lok über das Erdreich ins Wasser des Baches gelangen kann. Die ehrenamtlichen Helfer, die nach einigen Stunden durch Kameraden aus anderen Ortsverbänden abgelöst werden, füllten vor Ort Sandsäcke und errichteten mit Kunststoffplanen einen dicht abschließenden Damm. Speziell ausgebildete Helfer überwachen die Pumpen rund um die Uhr. Immer dabei war am Wochenende Franziska Pfeifer vom Umweltamt des Kreises Mettmann: „Wir geben der Anger quasi einen Bypass, bis die Gefahr vorbei ist. Der größte Teil des Kraftstoffs lief über den Weg zwischen Bahntrasse und Angerbach. Deshalb wird dort das verseuchte Erdreich ausgekoffert und entsorgt.“

Bodengutachter untersucht
das Erdreich des Weges

Ein Bodengutachter untersucht das Erdreich des Weges, der über die Bahn zum Haferbuscher Graben führt. Dabei werden immer wieder Proben genommen, alles wird dokumentiert. An dem meisten Stellen wird rund 20 Zentimeter tief gegraben. Teilweise musste der blaue THW-Bagger etwas tiefer gehen. Ein Wülfrather Tiefbauunternehmen brachte unbelastetes Füllmaterial. Um an sämtliches belastetes Erdreich zu kommen, müssen Bäume und Sträucher gefällt werden. „Das geschieht in enger Abstimmung mit der Naturschutzbehörde, um zum Beispiel brütende Vögel nicht zu beeinträchtigen“, begründet Franziska Pfeifer das umsichtige Vorgehen. Die Kraftstoffreste, die von den Ölsperren im Unterlauf der Anger in Flandersbach und in Heiligenhaus aufgefangen wurden, saugt ein Spezialfahrzeug regelmäßig ab. Volker Münchow, der Ortsbeauftragte des THW Heiligenhaus/Wülfrath ist von der reibungslosen Zusammenarbeit mit den anderen Ortsverbänden, den Feuerwehren aus dem Kreis, der Verwaltung und Lhoist begeistert. Die örtlichen THW-Helfer leuchteten bereits in der Nacht zu Freitag die Einsatzstelle aus. „Wir sind Allrounder, wir machen hier die Notversorgung“, charakterisiert der ehemalige Wülfrather Landtagsabgeordnete Volker Münchow seinen Ortsverband und zeigt die Notversorgung auf, die von der Händedesinfektion bis zu den improvisierten Toiletten reicht. Indes gleicht die Wiese gegenüber des Hof Wolf einem THW-Heerlager: Unter Zelten können sich die erschöpften Helfer ausruhen und mit Verpflegung stärken. Die Flandersbacher Straße bleibt zwischen Rohdenhaus und dem Dorfplatz Flanderbach noch mehrere Tage lang gesperrt, unter anderem weil Sprengungen durch das THW erwogen werden. Die Untere Wasserbehörde und der Bergisch-Rheinische Wasserverband planen weitere Maßnahmen.

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