Texte auf Platt erzählen Geschichten von damals und heute

Rund 50 Gäste kamen zum Mundart-Treffen ins Niederbergische Museum. Gisela Maiwald trägt außerdem Lyrik aus Schlesien vor.

Wülfrath. Kaffee trinken, Stollen essen und dabei das Niederbergische Platt pflegen — das konnten die Wülfrather am Samstag beim Adventlichen Mundart-Treffen. Das Niederbergische Museum hatte zu dem Nachmittag in gemütlicher Atmosphäre geladen: Es gab Gedichte und Geschichten auf Platt zu hören und zwischendrin sangen die rund 50 Gäste zusammen Weihnachtslieder. Uli Erbach begleitete die Lieder auf der Gitarre.

„Nachdem im letzten Jahr so viele Besucher kamen, haben wir es dieses Jahr etwas anders aufgezogen, mit Anmeldung und Programm“, sagte Karin Fritsche, Geschäftsführerin des Trägervereins. So wechselten sich Texte, Musik und Kaffeepausen ab. „Das Klönen darf nicht zu kurz kommen“, befand auch der Vereinsvorsitzende Eberhard Tiso, „die Gäste freuen sich ja, wenn sie hier nett zusammenkommen können.“ Der Kreis derer, die noch Mundart verstehen und sprechen können, schrumpft in Wülfrath stetig. „Aber ganz geht es nicht verloren. Viele Wörter schwingen auch heute noch in unserer Sprache mit“, so Tiso. Am Platt finde er spannend, dass es so eine lebendige Sprache sei — oder zumindest war. „Die Sprache hat immer auch einen Hinweis auf gesellschaftliche Verhältnisse gegeben. Es gab viele französische Einflüsse, aber auch holländische und jiddische. Das hört man heute noch.“

Tiso selbst spricht kein Platt. Mit dem Trägerverein setzt er sich dennoch dafür ein, dieses Stück Heimat zu bewahren. Veranstaltungen wie das Adventstreffen, so findet er, könnten ein Forum sein für die Leute, die sich für die Mundart interessieren.

Willi Münch, Hugo Kämmerer und Fritz Kopfhof gehören zu denen, die das Platt pflegen. Sie hatten für das Adventstreffen viele Gedichte aus dem Wülfrather Raum ausgesucht — einige davon drehten sich um Weihnachten, andere um lokale und zeitgeschichtliche Themen. So war ein Text dem Kirchplatz gewidmet, ein anderer erinnerte an die Schnapsbrennereien der Kalkstadt. „Noch um 1900 gab es fünf dampfbetriebene Brennereien“, erzählte Münch, „da kann man sich vorstellen, dass Alkohol hier ein großes Thema, vielleicht auch ein Problem war.“ An die beiden letzten der Schnapsbrenner, Krapp und Hill, konnten sich die meisten Gäste auch noch erinnern.

Neben den Wülfrather Anekdoten gab es aber auch Gedichte aus einer ganz anderen Region zu hören. Gisela Maiwald trug Lyrik aus ihrer Heimat Schlesien vor. Die beiden Weihnachtsgedichte im schlesischen Dialekt erzählten vom Christkind und vom Winter. „Veranstaltungen wie diese passen gut zum neuen Heimatministerium in NRW“, sagte Tiso.

Er sei gespannt, wie sich das Ministerium in Zukunft für Heimatvereine und -museen einsetzen werde. Selber hat er schon eine Idee für 2018: In den Museumsräumen soll ein Gesprächsnachmittag angeboten werden, an dem das Platt weiter in gemütlicher Atmosphäre gepflegt wird.

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