Velbert Tausende für Online-Petition

Velbert. · (lue) Eltern, Pflegekräfte und Mediziner, Bürger aus Velbert und Umgebung protestieren gegen die Schließung der neonatologischen Intensivstation. Unmittelbar nachdem deren Ende vergangene Woche verkündet wurde, hat Corinna Rieck im Internet eine Online-Petition gestartet, die gestern Mittag bereits über 4600 Unterschriften zählte.

 Die NRW-Neustrukturierung mit Blick auf die Frühgeborenenversorgung soll sich auch auf die Frühchenversorgung im Helios Klinikum auswirken – die Versorgung soll nicht mehr angeboten werden.

Die NRW-Neustrukturierung mit Blick auf die Frühgeborenenversorgung soll sich auch auf die Frühchenversorgung im Helios Klinikum auswirken – die Versorgung soll nicht mehr angeboten werden.

Foto: dpa/Hannah Mckay

Die junge Mutter hatte vor genau zehn Monaten Sohn Etienne zur Welt gebracht – in der 33. Schwangerschaftswoche und mit einem massiven Herzproblem: „Die Schwestern auf der Frühgeborenen-Intensivstation im Velberter Klinikum haben sich so toll gekümmert – nicht nur um unseren Sohn, sondern auch um uns als Familie.“

Sie fordert nicht nur deshalb vehement den Erhalt der Station: „Es ist die einzige im Kreis Mettmann“, betont die Heiligenhauserin. So wäre es für die junge Mutter äußerst schwierig geworden, ihr Neugeborenes täglich mit Bus und Bahn aufzusuchen, wenn die dreiwöchige Intensivbehandlung des Kleinen in einer der nächstgelegenen Einrichtungen in Barmen, Essen oder Kaiserswerth stattgefunden hätte.

Corinna Rieck hofft auf weitere Unterstützer der Petition

Rieck muss noch abklären, wie viele Unterschriften erforderlich sind, damit sich die Landesregierung noch einmal mit der Umsetzung des Krankenhausrahmenplans im Velberter Klinikum beschäftigt und hofft auf breite Unterstützung der Petition.

Als eine der ersten hat Gabriele Kneer unterschrieben: „Die Geburt meiner Tochter ist zwar schon etliche Jahre her, aber wir haben uns damals ganz bewusst wegen der Frühchen-Intensivstation für das Klinikum entschieden.“ Tochter Marina verbrachte dort drei Wochen, nachdem sie fast sechs Wochen zu früh das Licht der Welt erblickte. Neben der kompetenten Versorgung und liebevollen Betreuung sei damals auch der kurze Weg zum Kind nach der Geburt ein wichtiges Argument gewesen: „Wir haben uns hervorragend aufgehoben gefühlt, und wir wollten nicht nach Essen oder noch weiter fahren.“

Neben zahlreichen Eltern haben sich etliche medizinische und Pflegekräfte – aktive und Ehemalige – dem Protest angeschlossen. Susanne Höhn ist zum einen maßlos enttäuscht, „dass eine hervorragend funktionierende Station von heute auf morgen geschlossen werden muss.“ Zum anderen kritisiert die Tönisheiderin mit mehr als dreißig Jahren Berufserfahrung als Kinderkrankenschwester den Zeitpunkt der Bekanntmachung: „An einem wird Tag beklatscht, was die Pflege in Zeiten der Corona-Krise Tolles geleistet hat, und am nächsten bekommt man diesen Schlag in den Rücken - und das ausgerechnet am internationalen Tag der Pflege!“ Das konterkariere diesen Aktionstag geradezu. Aus Kreisen der Betroffenen kommt Kritik, dass der Zeitpunkt „strategisch geschickt“ gewählt worden sei, da die aktuelle Pandemie-Situation kaum breite, öffentliche Protestaktionen zulasse.

Vor allem regt sich aber Widerstand bei Eltern, deren Nachwuchs seine ersten Lebenstage- oder -wochen in der Neonatologie verbrachte. Beeindruckende Zahlen belegen, wie umfangreich die nun geschlossene Frühchen-Intensivstation bisher genutzt wurde. So zählte das Krankenhaus im vergangenen Jahr rund 300 kleine Patienten auf insgesamt 14 Intensiv-Behandlungsplätzen, teilt Nadine Formicola, Pressesprecherin des Velberter Helios-Klinikums auf Nachfrage mit. Auch sie weiß von vielen Eltern, die sich aufgrund ihrer Erfahrungen den Weiterbestand der Station wünschen und fordern. Sie möchte die Entscheidung des Landes nicht kritisieren oder bewerten: „Wir wollen jetzt vor allem sachlich informieren, um werdenden Müttern die Unsicherheit zu nehmen.“ Die Versorgung ab der 36. Schwangerschaftswoche sei weiterhin vollumfänglich gesichert.

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