Stadtwerken geht das Geld aus

Die Stadt nimmt einen hohen Kredit auf, um ihrer finanziell angeschlagenen Tochter unter die Arme zu greifen.

Wülfrath. Die Stadtwerke stecken in Zahlungsschwierigkeiten. Um diese zu überbrücken, wird nach Informationen der WZ die Stadt Wülfrath einen Kredit in Höhe von rund einer Million Euro — zur Diskussion stand auch ein Kredit über zwei Millionen Euro — aufnehmen und an die 100-prozentige Tochter weiterleiten.

Auf Nachfrage der Westdeutschen Zeitung bestätigt Bürgermeisterin Claudia Panke, dass die Mutter der Stadttochter finanziell unter die Arme greifen wird, verweist aber auch darauf, „dass es Beschlüsse einer nicht-öffentlichen Gesellschafterversammlung sind“.

Sie wolle aber dem Eindruck entgegentreten, dass die Stadtwerke pleite sein könnten. „Das ist natürlich nicht der Fall.“ Es seien verschiedene Umstände, die kurzzeitig für einen finanziellen Engpass sorgen würden.

„Da stehen wir zur Seite.“ Die Stadt erhalte ganz andere Kreditkonditionen als Unternehmen, „davon sollen die Stadtwerke profitieren“. Außerdem seien Stundungen von Zahlungen an die Stadt durchaus eine weitere mögliche Alternative.

Zu den Gründen, die zu den Liquiditätsproblemen geführt hätten, zählt laut Panke unter anderem, dass RWE aktuell nicht allen Zahlungen nachkomme. „Da gibt es Diskussionen.“

Aber auch Rückzahlungen an Kunden würden eine Rolle spielen. Ein weiterer Aspekt seien aber auch die Gewinnausschüttungen der Stadtwerke an die Stadtkasse. „Das ist aber keinesfalls der Hauptgrund.“ Panke versichert, dass die aktuelle Situation nicht zulasten der Kunden gehe.

Kritiker hingegen sehen eben in der kompletten Überweisung des Gewinnüberschusses an die Stadt das Hauptproblem. „Da wird ein gesundes Unternehmen geschwächt, um Löcher im Haushalt zu stopfen“, sagt ein Ratsherr, der nicht mit Namen genannt werden möchte.

Seit vier Jahren werden die Gewinne an die Stadt weitergeleitet — mehr als zwei Millionen Euro. Das führe, so ein Insider, „zwangsläufig zur Liquiditätsverschmälerung“. Im Klartext: Die Stadtwerke brauchen Geld, um Rechnungen begleichen zu können.

Gegenüber der WZ betont Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich Siepe: „Das Unternehmen hat keinesfalls wirtschaftlich Probleme. Die momentane Situation ist Sonderfällen geschuldet.“

So habe das Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten 1,6 Millionen investiert — in einen neuen Wasserturm, in die Versorgungsleitungen in der Fußgängerzone. Zeitgleich seien Steuernachzahlungen fällig geworden. Das milde Jahr 2011 habe zudem Rückzahlungen an die Kunden nötig macht — mehr als eine Million Euro. Die Gewinnausschüttung an die Stadt kommentierte er nicht. Ein Ratsherr dazu: „Die Geschäftsführung hatte das nicht vorgeschlagen.“

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