Neviges Stadterneuerung ist noch ein langer Weg

Neviges. · Der Rat und seine Gremien haben das Stadtumbaugebiet „Ortszentrum Neviges“ beschlossen. Die Grundlage ist das Integrierte Handlungskonzept.

 In der Fußgängerzone in der Altstadt von Neviges herrscht unter der Woche ein überschaubarer Kundenverkehr.

In der Fußgängerzone in der Altstadt von Neviges herrscht unter der Woche ein überschaubarer Kundenverkehr.

Foto: Bahrmann, Simone (simba)/Bahrmann, Simone (simb)

Wer in diesen Tagen durch die Fußgängerzone, insbesondere durch die Elberfelder Straße zwischen Busbahnhof und Wilhelmstraße geht, blickt auf ein Bild der Tristesse. Viele Geschäfte stehen leer, die Zahl der Kunden ist in diesem Abschnitt sehr überschaubar, wenn nicht gerade der Wochenmarkt oder Veranstaltungen etwa der Werbegemeinschaft für Leben sorgen. Das Elend hat einen Namen: Fachleute nennen die Abwärtsspirale aus Leerständen, niedrigen Mieten, Qualitäts- und Funktionsverlust und die damit einhergehende Verschlechterung des Standortimages einen Trading-Down-Prozess.

Diskutiert wird das Problem seit etlichen Jahren, es gab seither Untersuchungen und Befragungen, verschiedene Konzepte. Dabei fanden jedoch nicht alle der für Neviges relevanten Themenkomplexe Berücksichtigung, heißt es im nun verabschiedeten „Integrierten Handlungskonzept zur Stärkung des Ortszentrums Velbert-Neviges“, das daher – unter anderem auf Basis bereits vorhandener Konzepte sowie zum Teil bereits umgesetzter Maßnahmen und durch Ergänzung um weitere für Neviges relevante Themen – neu erstellt wurde, um eine ganzheitliche Entwicklung anzustoßen. So wurden nun die acht Themenfelder Bevölkerung und Wohnen, Wirtschaft und Nutzungen, soziale Infrastruktur, Städtebau und öffentlicher Raum, Grünstruktur, Verkehr, Tourismus sowie Wallfahrt eingehend untersucht und unterschiedliche Entwicklungsszenarien aufgezeigt. Begleitet wurde der Prozess durch eine interfraktionelle Lenkungsgruppe aus Politikern und lokalen Akteuren wie Werbegemeinschaft, Franziskaner und Kirchen. Auch die Öffentlichkeit wurde beteiligt. In diesem Rahmen wurde das Stadtumbaugebiet festgelegt, das eine Fläche von rund 32 Hektar mit historischem Ortskern, Fußgängerzone, Ensemble Schloss Hardenberg, Mariendom und Franziskanerkloster sowie S- und Busbahnhof als zentralem ­ÖPNV-Anschlusspunkt umfasst.

Neviges soll „vielfältig aufgestellt in die Zukunft“ geführt werden

Als Ergebnis der Analyse werden insgesamt 25 einzelne Maßnahmen vorgestellt, um Neviges „vielfältig aufgestellt in die Zukunft“ zu führen. Die Palette reicht von der Neugestaltung des Bereichs „Auf der Beek“ über die Aufstellung eines Konzepts zur energetischen Stadtsanierung und ein Fassaden- und Wohnumfeldprogramm, über die Errichtung eines Parkleitsystems und die Unterstützung der Wallfahrt bis zum Konzept zur Identitätsstiftung und einen Masterplan Licht.

Die Verwaltung hat außerdem einen Maßnahmen-, Kosten-, Zeit- und Finanzierungsplan aufgestellt. Danach beläuft sich die Kostenschätzung für 24 der 25 Maßnahmen auf knapp 16,8 Millionen Euro. Der (voraussichtlich kostenintensive) Umbau des Areals „Auf der Beek“, der unter anderem die Freilegung des derzeit verrohrten Baches beinhaltet, ist noch nicht beziffert, da zunächst intensive Abstimmungen mit der Bezirksregierung erforderlich sind.

Die Hälfte der gesamten Summe soll durch Fördermittel, vornehmlich der Städtebauförderung, gedeckt werden. Für deren Beantragung ist ein Integriertes Handlungskonzept als Grundlage obligatorisch.

Anträge für die Städtebauförderung 2020 müssen spätestens bis zum 30. September gestellt werden, für einige ausgewählte Teilmaßnahmen werden die Unterlagen derzeit vorbereitet, erläuterte Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach jetzt aktuell auf WZ-Nachfrage. Die früheste Aufnahme in ein Programm der Städtebauförderung ist danach für das kommende Jahr möglich. Der kommunale Anteil von rund 8,4 Millionen Euro entfiele zu 60 Prozent auf die Stadt, zu 40 Prozent auf die Technischen Betriebe (TBV).

Quartiersarchitekt hat bereits seine Arbeit aufgenommen

Um die Stadterneuerung kontinuierlich und konsequent voran zu bringen, sollen einzelne Bausteine direkt umgesetzt werden, und nachdem Rat und TBV Mittel in die aktuellen Haushalte eingestellt hatten, sind inzwischen auch die ersten Maßnahmen gestartet: In Sachen Leerstandsmanagement habe der Quartiersarchitekt seine Arbeit aufgenommen und stehe im Gespräch mit Eigentümern von Immobilien mit leerstehenden Gewerbeeinheiten, so Blißenbach. Die Ausschreibung für die Erstellung des Masterplan Lichts laufe derzeit: „Der Auftrag ist aber noch nicht vergeben worden.“

Außerdem sei die Altstadtkonferenz Neviges angelaufen. Seitens der TBV wurden als kurzfristige Maßnahmen die Grünbeete in der Elberfelder Straße zwischen Sparkasse und Busbahnhof neu bepflanzt sowie die Betoneinfassungen der Grünbeete per Hochdruckreiniger gesäubert. Auch die Holzplanken der Sitzbänke wurden überarbeitet, zudem alle Abfallbehälter in diesem Bereich gegen neue, anthrazit-farbene ausgetauscht.

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