Spiel mit dem Zwei-Meter-Mann

Sport: Ungewöhnliche Trainigseinheit für die D 2-Handballerinnen des TBW: Drei American Footballer der Düsseldorf Panther zeigten den Mädchen, wie man mit dem „Ei“ umgeht.

Wülfrath. Zehn Mädchen betreten die große Sporthalle an der Fliethe. Ihre Augen werden groß, die Schritte zaghafter. Eigentlich haben sie heute Handball-Training, doch wer steht vor ihnen? Drei American Footballer vom Erstligateam der Düsseldorf Panther, in schwarzen Trikots. Die Männer, jeder fast zwei Köpfe größer als die zehn- bis zwölfjährigen Nachwuchssportlerinnen des TB Wülfrath, haben etwas Besonderes vor: den Mädchen zu zeigen, wie Footballer trainieren.

„Wir wollen mal schauen, wie belastbar ihr seid. Keine Angst, der Spaß steht im Vordergrund“, sagt Raphael Llanos. Der 28-Jährige ist 2,02 Meter groß, 134 Kilo schwer, spielt normalerweise in der „Offensive Line“ der Panther und muss mit vollem Körpereinsatz dafür sorgen, dass der Gegner nicht an den Ball kommt, während das eigene Team angreift. Nun steht dieser „Schrank“ vor Anna-Sophie Kuhlen und ihren Teamgefährtinnen, und erklärt in aller Ruhe, wie er und seine Mitstreiter sich fit fürs Spiel machen. Zum Vergleich: Anna-Sophie ist zwölf Jahre alt, 1,48 Meter groß und wiegt rund 100 Kilo weniger als Kraftpaket Llanos.

Trotzdem haben die Mädchen keine Berührungsängste vor den Panthern, von denen noch Max Klingberg (Spielposition „Receiver“, also Passfänger) und Philipp Kalisch („Cornerback“, Passverteidiger) nach Wülfrath gekommen sind. Llanos gibt Kommandos, Klingberg und Kalisch machen die Übungen vor. Auch für sie ist es eine Premiere. „Sonst machen wir das an Schulen mit Jungs. Aber Handball ist unserem Sport ähnlich, die Mädels sind ja keine Tanzgruppe“, sagt Kalisch schmunzelnd.

Zunächst wird sich aufgewärmt, dann Ausdauer geprobt. Nach jeder Aufgabe klatschen die Mädchen die Footballer ab, die ihnen durch ständige Zurufe zeigen, wie man als Team agiert. „Wir müssen beim Spiel auch viel mehr miteinander reden, das machen wir zu wenig“, sagt Marina Rebien (11) später.

Auch bei den Wurfübungen lernen die Mädchen viel. Hin und her wird das „Ei“ geschmissen, am Anfang mit mäßigem Erfolg, aber schnell haben sich die Spielerinnen daran gewöhnt. „Es war schon schwierig, den Ball zu fangen. Der springt anders und rutscht weg“, sagen Anna-Sophie Kuhlen und Pierra Fritz (10). Sie bleiben in Zukunft zwar lieber bei ihrem Handball, aber sie nehmen einiges mit. Zum Beispiel den Motivationsruf „Eins — Zwei — Drei — Football!“, den man möglicherweise bald bei ihren Spielen hört. Natürlich nur mit einem lautstarken „Handball“ am Ende.

Die Idee zu dem ungewöhnlichen Gastauftritt der Footballer hatte Maik Karsten, der seit zwei Jahren Trainer der D2-Jugend beim TB Wülfrath ist. „Die Mädchen sollen sich ruhig bei anderen Sportarten etwas abgucken. Und ich will sie durch so eine Aktion ein bisschen motivieren.“ Im Moment steht die Mannschaft auf dem letzten Platz der Kreisklasse — aber die Wülfratherinnen müssen auch gegen jahrgangsältere Teams antreten. Da kann ein bisschen Durchsetzungsvermögen vom Football nicht schaden.

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