SPD Mitgliedervoting: „Ich wollte einfach bei dieser Premiere dabei sein“

Shamail Arshad aus Velbert hat bei der Stimmauszählung des Mitgliedervotums der SPD geholfen und schildert seine Eindrücke.

Herr Arshad, die Auszählung war ja kein gemütlicher Kaffeeklatsch, sondern regelrecht Arbeit. Warum tut man sich das an, in einer stickigen Halle Tausende von Stimmzetteln auszuwerten?

Shamail Arshad: Ich bin hart im Nehmen. Und ich wollte einfach bei dieser einmaligen Geschichte dabei sein. So ein Mitgliedervotum zu einem Koalitionsvertrag gab es ja vorher noch nie. Es war eine Premiere sozusagen. Zudem wollte ich einfach mitarbeiten.

Welche Aufgabe hatten Sie bei der Auszählung?

Arshad: Bevor es zur Auszählung in die Halle in Kreuzberg ging, wurden wir im Willy-Brandt-Haus nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt: Öffner, Sortierer und Auszähler. Ich war bei den Sortierern. Die haben ihren Dienst mitten in der Nacht zu Samstag um 4.30 Uhr angefangen.

Klingt nicht schön.

Arshad: Stimmt, ich habe da ein wenig Pech gehabt. Aber nun gut. Den Job musste ja auch einer machen. Und immerhin: Die Stimmung in der Halle war super. Und ich habe viele andere Genossen kennengelernt.

Waren das meist Ältere oder Jüngere?

Arshad: Da war wirklich alles vertreten, sozusagen der Querschnitt der Gesellschaft in einer Halle.

Und wann durften Sie die Halle verlassen?

Arshad: Erst einmal gar nicht, obwohl wir Sortierer bis zum Vormittag unseren Job erledigt hatten. Aber wir mussten in der Halle bleiben, bis das Ergebnis verkündet wurde.

Um zirka 14.30 Uhr stand das Ergebnis dann fest: Was haben sie da gedacht?

Arshad: Ich hatte damit gerechnet, dass die Meisten für die große Koalition stimmen werden, aber dass es dann doch so viele sind, hätte ich nicht gedacht. Das war ja ein sehr eindeutiges Ergebnis mit 76 Prozent Zustimmung. Aber irgendwie auch klar, immerhin wurde ja ordentlich Werbung für die Koalition gemacht.

Und genau das sehen viele kritisch. Das könnte man ja auch als Beeinflussung der Mitglieder sehen.

Arshad: Ich sehe das nicht so. Denn auf den Regionalkonferenzen beispielsweise, auf denen der Parteivorstand den Koalitionsvertrag erklärt hat, ging es ja auch kontrovers zu. Da gab es auch kritische Fragen.

Trotzdem: Der Parteivorstand hat doch auch Druck ausgeübt, indem er immer wieder betonte, dass Neuwahlen drohen, falls die Mitglieder Nein sagen. Ist das nicht ein Spiel mit der Angst?

Arshad: Klar, aber man darf sich nicht unter Druck setzen lassen. Der Parteivorstand hat das ja auch gemacht, weil Ihnen klar war, dass sie zurücktreten müssen im Falle eines Neins. Aber als Mitglied darf man sich von solchen Aussagen nicht beeindrucken lassen und unabhängig davon seine Wahl treffen.

Und können Sie mit dem Ergebnis gut leben?

Arshad: Ich kann damit leben, weil ich denke, dass die SPD bei den Verhandlungen viele Interessen durchgesetzt hat. Aber ich muss es auch. Die Mehrheit hat mit 75 Prozent für die Koalition gestimmt. Das ist eindeutig.

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